„Ich fühle mich schikaniert!“
„Ich fühle mich eh schon nicht gut ohne Arbeit“, meint Robert Razsi zerknirscht. Doch was dem gebürtigen Ungarn seit seiner Kündigung beim AMS Eisenstadt widerfahren ist, kann und will man sich nur schwer vorstellen.
BEZIRK (sz). Zur Vorgeschichte: Robert Razsi ist seit rund 20 Jahren als Bäcker und Konditor in Österreich tätig und hatte noch nie zuvor einen Antrag auf Arbeitslosengeld gestellt. Nachdem ihm sein letzter Job mit 220 Stunden Arbeit im Monat zuviel wurde und noch dazu eine Operation an der Hand anstand, entschied er sich, im März seine Stelle zu kündigen. Da Herr Razsi seit einiger Zeit einen Nebenwohnsitz im Bezirk Eisenstadt angemeldet hat, sollte man annehmen, dass der Ungar alle Voraussetzungen für eine Arbeitslosenversicherung in Österreich erfüllt.
Antrag erst im zweiten Anlauf
Als jedoch Herr Razsi am AMS einen Antrag auf Arbeitslosengeld stellen wollte, wurde ihm das verweigert: „Sie kriegen sowieso keine Arbeitslose, weil Sie keine Berechtigung dafür haben“, erfuhr er. Erst auf Drängen seiner Vermieterin wurde der Antrag aufgenommen – allerdings verbunden mit dem Hinweis, dass Robert Razsi jetzt mit Problemen rechnen müsse.
Tatsächlich musste sich der Ungar von da an täglich persönlich beim AMS melden und einen Stempel abholen. Ein paar Tage später flatterte ihm dann die Ablehnung ins Haus, die tägliche Meldepflicht blieb jedoch aufrecht. Seine Vermieterin schaltete sich ein: „Das einzige, was ich wissen wollte, war eine gesetzliche Grundlage dafür, warum das AMS eine Anmeldebescheinigung braucht. Aber sie können mir keine geben. Es heißt immer nur, das ist eine interne Regelung.“
Aufsichtsbeschwerde eingelegt
Gegen diesen negativen Bescheid haben der Bäcker und seine Vermieterin jedenfalls Berufung eingelegt. Und auch gleich eine Aufsichtsbeschwerde wegen Ausländerfeindlichkeit, Schikane und Amtsmissbrauch dazugereicht: „Wir verlangen ja nichts Ungesetzliches. Und Aufgeben tut man einen Brief.“ Robert Razsi hat übrigens inzwischen auf eigene Faust einen neuen Job gefunden.
Bei einer Anfrage der BEZIRKSBLÄTTER war beim AMS nur in Erfahrung zu bringen, dass Herr Razsi seinen Antrag auf Arbeitslosengeld in Ungarn hätte stellen müssen. Ohne Vollmacht könne man uns aber in dieser Sache keine weiteren Auskünfte geben.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.