Il domino nero
(Der schwarze Domino)
komische Oper
von Lauro Rossi
nach einem Libretto
von Francesco Rubino
Termine: 3., 6., 8., 10., 12., 15., 17., 19. August 2023 (20.30 Uhr)
Dienstag 22.08: Opernkonzert („L`elisir d`amore“ von Gaetano Donizetti)
Team: Regie und Bearbeitung: Ulla Pilz
Musikalische Leitung: Nana Masutani
Estella: Iza Kopec
Vittore d`Esprero: Juraj Kuchar
Butor di Lamola: Johannes Hanel
Adolfo di Cuny: Armin Gramer
Karten:
Touristikbüro Feldkirchen
Amthofgasse 3, 9560 Feldkirchen in Kärnten
Tel. 04276/2176
Buchhandlung Heyn
Kramergasse 2, 9020 Klagenfurt Klagenfurt
Tel. 0463/54240-0
Gemischtwarenhandlung Hradetzky
Badgasse 5, 9020 Klagenfurt
Der schwarze Domino
Liebe, Verwechslung, Intrige - in einer einzigen Nacht:
Sind der schwarze Domino beim königlichen Ball, die schöne Andalusierin im Bordell und die junge Nonne im morgendlichen Kloster am Ende ein und dieselbe Person?
Und bekommt sie den Mann, den sie liebt?
Alle diese Fragen beantwortet „Der schwarze Domino“ - und das mit einer Musik, die den ganzen Reichtum der italienischen Oper enthält:
bezaubernde Melodien, aufwühlendes Musikdrama und sogar eine Vorahnung von Operette.
Die komödiantische, vor allem aber die musikalische Qualität und Eigenständigkeit dieser Oper macht es völlig unverständlich, dass „Il domino nero“ nicht öfter auf den Spielplänen zu finden ist.
Der Komponist
Das abenteuerliche Leben eines vergessenen Belcanto-Meisters
Lauro Rossi wird am 19. Februar 1810 in mittelitalienischen Stadt Macerata als viertes Kind eines Schneiders geboren. Nach dem frühen Tod der Eltern nimmt ihn seine ältere Schwester Caterina auf, die einen neapolitanischen Juristen geheiratet hat. In Neapel studiert Lauro Rossi am renommierten Collegio San Sebastiano, einer seiner Kommilitonen hier ist Vicenzo Bellini. Bereits 1829 wird „Le contesse villane“, die erste Oper des 19jährigen, in Neapel aus der Taufe gehoben, vier weitere folgen Schlag auf Schlag - von ihnen ist allerdings nichts erhalten. 1833 bekommt Rossi auf Empfehlung von Gaetano Donizetti eine Anstellung am Teatro Valle in Rom, wo er mit „Le fucine di Bergen“ Triumphe feiert, 1834 folgt sein ebenso erfolgreiches Debüt an der Scala di Milano mit „La casa disabitata“. Nachdem sich seine Oper „Amelia“ trotz der legendären Maria Malibran in der Titelrolle als Flop herausstellt, nimmt Rossi eine Dirigentenstelle in Mexiko an. Als die Opernkompanie, für die er arbeitet, sich aufzulösen droht, übernimmt Rossi die Leitung im Alleingang, organisiert Tournéen durch ganz Mexiko, bei denen er vom Ticketverkauf bis zum Arrangement für alles selbst zuständig ist; außerdem dirigiert er in Kuba, Indien und New Orleans. Er heiratet die Sängerin Isabella Obermayer, kurz darauf überleben beide wie durch ein Wunder das Gelbfieber (einige Zeitungen hatten sogar schon seinen Nachruf gedruckt). Daraufhin kehren sie nach Europa zurück und es gelingt Rossi, quer durch Italien an seine früheren Erfolge anzuknüpfen - er gilt damals als einer der hervorragendsten Komponisten komischer Opern. 1850 übernimmt er die Leitung des Mailänder Konservatoriums und revolutioniert dort die Lehre, 1871 wählt ihn ein Kommittee, dem auch Giuseppe Verdi angehört, zum Direktor des Konservatoriums von Neapel. Zu Lebzeiten ist Lauro Rossi also eine prägende Figur im italienischen Musikleben und außerdem ein echter Publikumsliebling, heute verschwinden seine Werke im Schatten von Bellini oder Donizetti. Heute kennt man fast nur mehr das „Agnus Dei“, das er auf Wunsch von Giuseppe Verdi zum Requiem für Gioacchino Rossini beisteuert. Mit dieser Produktion von „Il domino nero“ möchten wir dazu beitragen, diesen Meister der Opera buffa der Vergessenheit zu entreißen.
Das Stück
1837 wird an der Pariser Opéra Comique die Oper „Le domino noir“ von Daniel Auber nach einem Libretto von Eugene Scribe uraufgeführt und bald in ganz Europa gespielt. Der Librettist Francesco Rubino erarbeitet für Lauro Rossi eine italienischsprachige Neufassung: Er reduziert das Personal, verändert die Namen und lässt den zweiten Akt in einem mehr als zweifelhaften Etablissement spielen. Die daraus entstandene Oper „Il domino nero“ kommt am 1. September 1849 am Teatro alla Canobbia in Mailand heraus, einer Art Zweigstelle der Scala für die leichtere Muse, die einige der besten Sänger und Sängerinnen der Zeit beschäftigt. Die Premiere wird ein durchschlagender Erfolg, bis anfang des 20. Jahrhunderts sind neben zahlreichen italienischen auch einige internationale Produktionen von „Il domino nero“ (in Wien, Barcelona, Odessa und Korfu) nachzuweisen - und das ist kein Wunder:
Das Libretto ist flott und spritzig, der Komponist verbindet es perfekt mit seiner Musik; darüber hinaus gelingt ihm aber auch eine seltene Balance zwischen Einfachheit und einem fast schon modernen Einfühlungsvermögen in die Figuren.
Kurz: Die komödiantische, vor allem aber die musikalische Qualität und Eigenständigkeit dieser Oper macht es völlig unverständlich, dass „Il domino nero“ nicht öfter auf den Spielplänen zu finden ist.
Die Handlung
Erster Akt
Abend, im königlichen Palas
Hauptfigur ist Estella, die Tochter eines verstorbenen Grafen. Ihre Schwester hat sie ins Kloster gesteckt, um das Erbe für sich allein zu haben. Eines nachts stiehlt Estella sich davon und begibt sich als schwarzer Domino verkleidet zu einem Ball im königlichen Palast. Dort sind schon zwei skurrile Herren zugange: Der erste ist der Viscount Butor de Lamola, der Ehemann ihrer despotischen Schwester. Er will der Königin eine Petition bringen, die Estellas Beförderung zur Mutter Oberin unterstützt und sie so endgültig ans Kloster bindet. Der zweite ist Adolfo de Cluny, der immer den neuesten Tratsch kennt und ihn auch gleich verbreitet. Seine aktuelle Lieblingsgeschichte: Der schöne Vittore D´Espero hat sich in eine geheimnisvolle Dame verliebt, die immer einen schwarzen Domino trägt. Was niemand weiß: Estella, die hinter der Verkleidung steckt, erwidert diese Liebe. Der Verwechslungsreigen beginnt: Butor glaubt nämlich, in der maskierten Estella seine eigene Frau zu erkennen.
Zweiter Akt
Nacht, im besten Bordell der Stadt
Die gerade noch vor der Maskierung geflohene Estella findet Unterschlupf in einem zweifelhaften Etablissement - nicht wissend, dass die Ballgäste gleich hier zur einer Art Afterparty eintreffen werden. Schnell wechselt sie das Kostüm und betört nun alle als andalusisches Bauernmädchen. Butor stolpert auf der Suche nach einer Affäre ausgerechnet über die verkleidete Schwägerin. Um ihn loszuwerden, bezichtigt sie ihn der Belästigung und kann noch einmal entkommen.
Dritter Akt
Früher Morgen, im Kloster Margata
Estella schleicht sich in ihre Zelle zurück. Aus den unterschiedlichsten Gründen verirren sich aber auch die anderen handelnden Figuren hierher, zuletzt Butor mit der mittlerweile von der Königin unterzeichneten Petition. Er liest sie vor - und bemerkt zu spät, dass ihre Majestät darin etwas völlig anderes schreibt, als er erwartet hat: Ihre Majestät hat die Intrige durchschaut und verfügt, dass Estella das Kloster verlassen und Vittore heiraten soll - und wieder einmal siegt die Liebe.
„Il domino nero“ und der Charme der Verwechslungskomödie
Shakespeares „Comedy of Errors“ gibt dem ganzen Genre den Namen; das Spiel um verkleideten Personen, die wegen minimaler Veränderungen plötzlich nicht wiedererkannt werden, gibt es aber auch schon im Theater der Antike.
Der Reiz davon liegt einerseits im Wissensvorsprung des Publikums, das die Verkleidungen natürlich sofort durchschaut, andererseits in der Idee der Verwandlung selbst: Eine Figur kann hier Facetten zeigen, die völlig voneinander losgelöst sind. Und alles liegt im Auge des jeweiligen Betrachters - der nur sieht, was er sehen will.
Das Herz von „Il domino nero“ ist Estrella, eine junge Liebende in vielen Gewändern - sei es die Nonne wider willen, die geheimnisvolle Maskierte (die einer der „Helden“ gar für seine eigene Frau hält) oder das andalusische Bauernmädchen.
Was eine gute Verwechslungskomödie aber ebenso ausmacht, ist die Originalität der Verwechsler - und zwei plastischere skurrile Figuren als Butor und Adolfo sind in der Opernliteratur schwer zu finden; so entsteht ein perfektes Gegengewicht zu den Liebenden Estella und Vittore, das sich (ebenso wie die drei völlig unterschiedlichen Settings des Werks) auch in der Vielfalt der Musik niederschlägt.
Wir haben es hier also mit einem Werk zu tun, das nicht nur gesanglich unglaublich ergiebig ist, sondern auch schauspielerische Höchstleistungen verlangt - und damit wie geschaffen ist für das spielfreudige Ensemble der Sommeroper im Amthof.
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