Spannung und Melange in Floridsdorf
Krimiautor Hermann Bauer schickt in seinen Büchern den Oberkellner Leopold durch Florisdorf auf Spurensuche. Sein neuestes Werk heißt "Rilkerätsel".
Ihre Krimireihe ist fest im 21. Bezirk verwurzelt. Wie sind sie auf den Schauplatz gekommen?
",Schreib das, was du kennst' hab ich mir gedacht, und das war nun einmal Floridsdorf. Meine Familie ist 1961 nach Donaufeld gezogen, ich habe dann 30 Jahre im 21. Bezirk gewohnt. Und ich habe viele Nachmittage im Kaffeehaus verbracht, mit Reden, Karten- oder Billardspielen. Das Milieu hab ich gekannt, die Orte auch. So ist die Idee zu meiner Krimiserie entstanden. Anfangs war es nicht leicht, sich Kriminalgeschichten auszudenken, aber jetzt, nach acht Büchern, bin ich schon routiniert. Sobald ich eine grobe Idee habe, fange ich an zu schreiben."
Für Ihre Hauptperson, den Oberkellner Leopold mit dem kriminalistischen Gespür, gibt es ein reales Vorbild...
"... genau, so wie es auch für das Café Heller ein echtes Pendant gibt. Das ist das Café Fichtl. Dort gab es den Herrn Bertl, und der war ein echt komischer Kauz. Ich war früher immer im Café Fichtl, auch schon als Schüler, und ich kann mich erinnern dass ich nach dem Lauda-Air-Absturz 1991 einmal zum Mittagessen reingekommen bin, und er hat mit der Zeitung gewachelt und gesagt ,Brauchst a Wohnung? San grad a paar freiwordn.' So einer war er. Dementsprechend hat ihn seine literarische Verewigung auch nicht gestört, er hat das lustig gefunden. Bis zur Neuübernahme des Fichtl vor zwei Jahren hat er dort noch immer ausgeholfen, mit über 80 Jahren!"
Ihre Figuren sind keine wirklichen Sympathieträger...
"Das sagen so viele Leute! Aber ich denke mir, im Alltag sieht man nicht immer nur das Gute oder das Böse, sondern oft eine Mischform. Und die kleinen Bosheiten passen auch so gut ins Kaffeehaus."
Die Floridsdorfer Kommunalpolitik stellen Sie ziemlich korrupt dar. Kennen Sie Bezirkspolitiker?
"Nein. Das basiert überhaupt nicht auf der Wirklichkeit. Aber man liest so oft in der Zeitung von solchen Fällen: 'Du machst für mich das, dann mach ich für dich das'."
Die große Diskussion im aktuellen Buch ist eine geplante Fußgängerzone im Bezirkszentrum. Wären Sie da dafür?
"Ich bin für alles, was das Zentrum aufwertet. Aber man muss sich das gut überlegen - wie sollen die Leute hinkommen, wenn nicht mit dem Auto. Ich bin gegen die Dezentralisierung, gegen die großen Einkaufszentren am Stadtrand, wo alle mit dem Auto hinfahren."
Wie würden Sie Floridsdorf einem Fremden in aller Kürze beschreiben?
"Ein sehr schöner, offener Bezirk, wo Wien in die Ebene übergeht, mit dem Erholungsgebiet Alte Donau und natürlich den Heurigen."
Sie wohnen jetzt in Aspern. Kommen Sie noch oft nach Floridsdorf?
"Nicht mehr so oft ins Kaffeehaus, aber zu den Jedlersdorfer Heurigen schon."
Hermann Bauer liest am 5. September ab 18.30 Uhr in der Buschenschank Bernreiter (Amtsstraße 24-26) aus seinem aktuellen Krimi "Rilkerätsel"
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