Alle Kinder Gottes
BEZIRK. "Es ist ein Kind der Liebe, nicht der Sünde", sagt die Mutter. Eugeniusz Kowalczyk, Pfarrer aus Jedenspeigen und Sierndorf, sieht das anders. "Da wir nicht kirchlich verheiratet sind und dies in naher Zukunft nicht vorhaben, verweigert der Geistliche die Taufe unseres Kindes", sagt die Mutter.
"Es würde ihm die Garantie fehlen, dass es im Sinne der katholischen Kirche erzogen werden würde" empört sie sich.
Für Pfarrer Eugeniusz Kowalczyk stellt sich die Situation etwas anders dar. Er wollte den Eltern nur helfen, den Weg zu Gott zu finden. Die Kirche sieht für die Familie eine katholische Trauung vor. "Wir nennen Gott unseren Vater und dann leben wir nicht nach seinen Regeln", sagt der Pfarrer.
Für Kowalczyk geht es um die Vorbildwirkung der Eltern für das Kind. Bezüglich der Taufverweigerung fühlt sich der Pfarrer missverstanden: "Ich würde das Kind taufen. Es ist unschuldig."
Laut Kirchenrecht kann ein Pfarrer aus Gewissensgründen ablehnen, selbst die Taufe vorzunehmen. Als Hausherr seiner Pfarre obliegt ihm auch, anderen Geistlichen liturgische Handlungen in "seinem Haus" zu gestatten.
Im konkreten Fall ist die Linie der katholischen Kirche aber klar. Pfarrer sind dazu angehalten, auch unehelich geborene Kinder zu taufen, erfährt man beim Vikariat. Dort sind die Differenzen zwischen dem Pfarrer und Teilen seiner Gemeinde bekannt. "Die Ehe hat nichts mit der Taufe zu tun. Es wäre wünschenswert, wenn die Eltern verheiratet sind, aber es ist keine Bedingung", erfährt man im Vikariat. Wird eine Ehe unter Zwang geschlossen, wäre das für die katholische Kirche sogar ein Annulierungsgrund. "Natürlich kann man im Taufgespräch nachfragen, aber Zwang führt zu nichts", hört man im Vikariat.
Karina Seidl
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