Die Zofe von Ebenthal - eine Sage von Norbert Stöckl

3Bilder

Das heutige Schloss Ebenthal im Weinviertel wurde um 1734 als Herrschaftssitz für das alte ungarische Adelsgeschlecht der Koháry erbaut. Der Schlossherr, Andreas Josef Graf von Koháry, mit zwanzig Jahren bereits in der kaiserlichen Armee gegen die Türken erfolgreich, heiratete die wunderschöne Maria Theresia Freiin von Thavonat und holte sie um 1740, nach seiner Ernennung zum Feldmarschall-Leutnant nach Niederösterreich.
Mit sechs Kindern und ihrer Gefolgschaft erreichte die Freiin das neue, herrschaftliche Anwesen und bezog ihre Gemächer. Spät abends, als der Graf von einem fürstlichen Regimentsempfang zurückkehrte, konnte er seine Gemahlin dann endlich in ihrer neuen Heimat willkommen heißen. Es war eine wunderbare Nacht, und Andreas Josef ließ keine Sekunde verstreichen um seiner geliebten Maria Theresia sein Verlangen zu bezeugen. So kam es, dass die Freiin ein siebtes Mal schwanger wurde.
Die Monate vergingen doch Maria Theresia wurde von einer seltsamen Krankheit heimgesucht. Obwohl der Graf sie auf Händen trug, sie fast täglich mit Gold und Edelsteinen beschenkte, versanken ihre Gedanken in schwerer Melancholie.
Selbst Ludwig Wamberger, einer der führenden Hofärzte Wiens, hatte keine plausible Erklärung für den anhaltenden Gemütsverfall und der damit verbundenen Gefährdung des noch ungeborenen Kindes.
Eines Abends, als Andreas Josef wieder bei seiner schlafenden Frau verweilte, ertönte ein leises Flüstern vom Balkon her. Energisch trat er in die Finsternis hinaus und blickte angestrengt in den Schlosspark hinunter, als er plötzlich eine eiskalte Hand im Nacken verspürte.
"Hab keine Angst, mein Herr…", hauchte ihm eine zarte Stimme ins Ohr, "…kein Leid habe ich jemals bereitet!"
Erschrocken drehte er sich um und erkannte die fahle, ja fast durchsichtige Gestalt einer noch jungen Frau in mittelalterlicher Hofkleidung.
"Wer bist du...sprich!", erwiderte er und machte einen Schritt zurück.
"Ich bin, ach ich war, wie dein Weib auch der Hoffnung...doch den Segen ich niemals erfuhr...nur das Brennen, den Schmerz und den Tod. Dein Kind wird sterben...zu krank ist die Seele, zu schwach ihrer Mutter Natur...doch hilf zu verschaffen mir Frieden und Ruh...mein Kind als das deine zum Leben erwacht!"
Kaum hatte die Erscheinung die letzen Worte gesprochen, da veränderte sich ihre Gestalt zu einer leuchtenden Kugel, die im nächsten Moment durch den Schlosspark schwebte, so lange, bis sie an einer Stelle neben der alten Mauer im Boden verschwand.
Seiner Sinne betrogen starrte der Graf erneut in den Garten. Nichts - wohl lediglich nur ein Traum - dann machte er kehrt und verließ den Balkon.
Am nächsten Morgen musste Andreas Josef die traurige Nachricht erfahren, dass Maria Theresia nur noch wenige Tage zu leben habe - ihr Kind bereits im Mutterleib verstorben sei.
Zum Himmel flehend rannte er in den Schlosspark und fand sich plötzlich genau an jener Stelle wieder, wo die leuchtende Kugel seines Trugbilds letzter Nacht im Boden verschwunden war. Eilends rief er nach dem Gärtner und mit Hacke und Schaufel gruben die beiden sich tief in die Erde.
Da - ein Haufen menschlicher Knochenreste, wie vom Feuer verbrannt und ein Teil eines Schädels offenbarten sich vor ihren Augen.
"Wohlan, getreuer Freund…", sprach der Schlossherr, "…lege er alles frei und besorge er einen Sarg. Dann schicke er nach dem Pfarrer und noch heute muss die Beisetzung in heiliger Erde erfolgen. Schnell…beeile er sich…die Zeit ist unser Feind!"
So kam es, dass gegen Abend der Feldmarschall-Leutnant und sein Gärtner am Ortsfriedhof der Einsegnung einer völlig Unbekannten beiwohnten.
Die Nacht war über Schloss Ebenthal hereingebrochen, und sowohl der Graf als auch der Hofarzt, welcher es vorzog auf Grund des kritischen Zustands bei der Freiin zu bleiben, wachten an ihrem Bett.
In einem Moment völliger Erschöpfung erklang plötzlich die Stimme Maria Theresias: "Ich…ich glaube es ist bald so weit…die Wehen setzen ein!"
Überrascht stürzte Andreas Josef zu ihr und Wamberger veranlasste in Windeseile alles für die bevorstehende Totgeburt.
"Vielleicht ist dies ja die Rettung für eure Frau!", flüsterte er dem Grafen zu, dann schickte er ihn aus dem Raum.
Stunden waren vergangen, da öffnete sich die Tür zum Arbeitszimmer des Schlossherren und der Hofarzt stand mit kreidebleichem Gesicht vor ihm.
"Ein Wunder ist geschehen, mein Herr…das Kind…es lebt…und ihre Frau scheint wohlauf!"
Mit strahlenden Augen fiel der Graf dem Medicus um den Hals, dann rannte er an ihm vorbei zum Gemach seiner Geliebten.

Erst Jahre später sollte der Herr von Ebenthal die ganze Geschichte dieses Mysteriums erfahren. Ein Weinbauer hatte seinem Gärtner erzählt, dass dort, wo die heutige Parkmauer verläuft sich das eigentliche Schloss befunden hatte. Eine zweistöckige 'Veste', die im 17. Jahrhundert durch einen Brand völlig zerstört wurde. Dabei soll die Lieblingszofe der damaligen Herrin ihr Leben verloren haben nachdem sie die 'Frau in guter Hoffnung' vor einem herabstürzenden Balken gerettet hatte.
Angeblich war sie ja selbst in 'freudiger Erwartung' gewesen…vom Schlossherrn persönlich…aber das ist eine andere Geschichte!

Ihr/Euer NorbS

Wo: Schloss, 2251 Ebenthal auf Karte anzeigen

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

20 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:34

Fische sind Glückskinder des Monats
Horoskop – das sagen die Sterne im Mai

Wir sind angekommen, im Wonnemonat Mai. Ob es für die zwölf Sternzeichen wirklich romantisch wird, das wissen Astrologe Wilfried Weilandt und Astroshow-Moderatorin Sandra Schütz. Und diesmal mit dabei: Violinistin Barbara Helfgott. ÖSTERREICH. Auf den Mai freuen dürfen sich alle Fische, die zählen nämlich – mit 100 Prozent in sämtlichen Bereichen – zu den Glückskinder des Monats. Ein wenig mehr Geduld müssen hingegen die Krebse haben. Die sind zwar die Pechvogerl des Monats Mai, haben es im...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.