Ein Bartgeier namens Kilian
Sportkletterer und Weltcup-Sieger Kilian Fischhuber ist Patenonkel eines kleinen Bartgeiers
HARINGSEE. Der junge niederösterreichische Sportkletterer Kilian Fischhuber, der am vergangenen Wochenende in Innsbruck Weltcup-Gesamtsieger im Bouldern wurde, hat in der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee (EGS) die Patenschaft für einen jungen Bartgeier übernommen. Wie sein Patenonkel wird das Tier nun den Namen Kilian tragen.
Die EGS hatte den jungen Bartgeier vor rund zwei Monaten als Küken von einem tschechischen Zoo übernommen. Seine leiblichen Eltern hatten sich nur um das ältere Geschwisterchen gekümmert und den Nachzügler verstoßen. In der EGS haben sich seither Bartgeier-Ammeneltern um den kleinen Kilian gekümmert. Ende Mai soll er dann im Nationalpark Hohe Tauern in Osttirol ausgewildert werden.
„Wir haben sozusagen den gleichen Lebensraum. Es ist für mich eine tolle Chance, ein so seltenes und schützenswertes Tier genauer kennen zu lernen. Ich denke, "Kilian" ist ebenso fels- und bergbegeistert wie ich und wird in Osttirol sicher eine beflügelte Zeit verbringen“, meint der frisch gebackene Bartgeier-Pate Kilian Fischhuber.
Die EGS ist die einzige Pflegestation, in der Jungvogelfindlinge durch Ammen derselben Vogelart, also in einem natürlichen Familienverband, großgezogen werden können. EGS-Leiter Hans Frey: „Als Leiter des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms für Bartgeier freut es mich sehr, dass wir auch den kleinen Kilian bald in die Freiheit entlassen können. 2013 konnte die EGS insgesamt rund 520 Tieren helfen, unter ihnen über 400 Wildvögeln. Alle Jungtiere wurden durch Ammeneltern der gleichen Art großgezogen und zu 90 Prozent wieder freigelassen.“
Der Bartgeier ist mit einer Flügelspannweite von bis zu drei Metern der größte Vogel Europas. Er war einst in fast allen Gebirgen Südeuropas und in den Alpen beheimatet. Obwohl er ein harmloser Aas- und Knochenfresser ist, wurde ihm nachgesagt, er würde Gämsen und Lämmer reißen und selbst vor Kindesraub nicht zurückschrecken. So wurde aus dem Bartgeier ein „Lämmergeier“, der gnadenlos verfolgt wurde und Ende des 19. Jahrhunderts im Freiland ausgerottet war.
Die Wiederansiedelung des Bartgeiers in den Alpen ist ein internationales Projekt der Vulture Conservation Foundation und beruht auf einer Kooperation der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) mit 35 europäischen Zoos. In Österreich sind dies neben der EGS der Tiergarten Schönbrunn und der Alpenzoo Innsbruck, die Veterinärmedizinischen Universität Wien, sowie die Nationalparks der Alpen.
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