Gänserndorfs Jugend: "Wir fühlen uns nicht angehört"
Alina Birsak ist eine jener Jugendlichen, die die plötzliches Schließung ihres Zentrums bedauern. Sie fordert die Stadtregierung zum Handeln auf.
GÄNSERNDORF. Bezirksblätter: Wie haben Sie die Schließung des Jugendzentrums "Young Fox" zu Ferienbeginn miterlebt?
Alina Birsak: "Weder wir noch unsere Betreuer wurden vorinformiert. Dann mussten wir binnen weniger Tage das Gebäude räumen, 25 von uns haben mitgeholfen. Jetzt haben wir kein Dach überm Kopf und treffen uns vor der Schmied-Villa, wo nicht einmal Mistkübel oder Aschenbecher sind. Dann beschweren sich die Leute, dass die Jugend so viel Müll hinterlässt."
BB: Warum haben Sie das Jugendzentrum regelmäßig besucht und was bedeutet es Ihnen und den anderen Jugendlichen, die es nutzen?
Birsak: "Wir kommen aus verschiedenen Kulturkreisen und haben im Laufe der Zeit viele Freundschaften geschlossen, egal ob Österreicher, Türken oder Albaner. Außerdem sind unsere Betreuer sehr bemüht, wir reden mit ihnen über Probleme, die wir zu Hause nicht besprechen können, sie helfen bei der Lehrstellensuche und beim Bewerbungen-Schreiben. Viele von uns kommen mit hohem Aggressions- oder Depressionspotenzial hin. Wenn wir rausgehen, hat sich das verringert."
BB: Haben Sie Kontakt zu den politischen Entscheidungsträgern aufgenommen, um Ihre Wünsche zu deponieren?
Birsak: "Das Treffen kam nicht in geplanter Form zustande, weil eine Partei kurzfristig den Termin abgesagt hat. Das war schade, denn wir Jugendlichen haben uns gut vorbereitet, wurden aber offensichtlich nicht ernstgenommen. Wir wir fühlen uns nicht angehört."
BB: In welchem Zeitraum sollte aus Ihrer Sicht ein geeignetes Objekt für das Zentrum gefunden werden?
Birsak: "So schnell wie möglich, denn in einem Jahr hat sich die Besucherzahl auf 80 Mädchen und Burschen pro Öffnungstag verdoppelt. Schaut man sich die Zahlen aus den Zentren in St. Pölten oder Korneuburg im Vergleich an, sieht man, dass wir damit überdurchschnittlich hoch liegen. Jetzt aber droht unsere Gemeinschaft zu zerbrechen, kleine Gruppen bilden sich. Wir hatten so viele Ideen, haben gemeinsam ein Musikprojekt entwickelt, ich habe Rap-Texte verfasst. Jetzt ist nichts davon möglich."
Alina beginnt am Montag eine Lehre als Gastronomiefachfrau. Das Interview führte Ulrike Potmesil
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