Frauen-Servicestellen
Wenn Opferschutz an der Finanzierung scheitert
WEINVIERTEL. „Erst nehmen wir den Einrichtungen viel Geld weg, dann geben wir einen kleinen Zuschuss und lassen uns als Retter des Opferschutzes feiern. Eine perfide Taktik auf dem Rücken jener Menschen - vor allem Frauen - die Schutz und Hilfe suchen“, klagt die Bezirksfrauenvorsitzende von Gänserndorf, Sabine Hofireck, das Vorgehen der Bundesregierung in Sachen Schutzeinrichtungen für Frauen. In Österreich gab es heuer bereits 14 Femizide (Stand 19. 5. 2021 - Quelle Verein österreichische Frauenhäuser).
Im Weinviertel lässt die Unterstützung von Beratungs- und Schutzeinrichtungen zu wünschen übrig. So wurde im ersten Quartal dieses Jahres in Stockerau eine Frauenservicestelle eingerichtet, um die verstärkte Nachfrage aufgrund der Corona-Krise besser abdecken zu können. Jedoch gelang es nicht, die notwendigen Förderungen dafür aufzustellen – und die Einrichtung musste im April wieder eingestellt werden, weil das Budget von 9.500 Euro nicht aufzutreiben war.
Derzeit müssten betroffene Frauen drei bis vier Wochen auf einen Termin warten. „Das ist absolut unzumutbar, da Frauen in der Krise sofort Hilfe benötigen“, sagt Hofireck.
„In Gänserndorf haben wir nicht einmal ein Frauenhaus, das einzige Frauenhaus des Weinviertels - und das ist fast immer ausgelastet - gibt es in Mistelbach“, kritisiert Hofireck.
2000 Frauen betreut
Im Weinviertel werden in verschiedenen Einrichtungen pro Jahr zwischen 1.500 und 2.000 Frauen betreut: Dies betrifft sowohl die Familien- und psychosoziale Beratung als auch die Psychotherapie (in Kooperation mit sieben NÖ Einrichtungen) und die Notwohnungen.
Die Betreuung der Frauen kann von einer Einzelberatung bis hin zur Zwei-Jahres-Betreuung variieren, Notwohnung mit psychosozialer Begleitung werden im Schnitt für neun Monate benötigt.
„Hier wird wichtige Arbeit geleistet, die nicht an ein paar tausend Euro Förderung scheitern darf“, resümiert Hofireck. Und sie will auch die Männer nicht aus der Verantwortung entlassen: „Bei jeder Wegweisung und jedem Einschreiten der Behörden muss es eine ausreichend hohe Verpflichtung für gewalttätige Männer geben, sich ausführlichen Beratungs- und Therapiemaßnahmen zu unterziehen. Doch auch hier ist das Angebot nicht ausreichend.“
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.