Donauschiffe brauchen mehr Kapitäne, Maschinisten und offene Grenzen
BEZIRK. Jedes Jahr wächst die Kabinenschifffahrt auf der Donau um zehn Prozent. Obwohl dieser Tourismuszweig boomt, „weiß die Branche nicht, woher sie die erforderlichen neuen Arbeitskräfte bekommen soll“, erklärt Wolfram Mosser-Brandner, Obmann der Berufsgruppe Schifffahrt in der Wirtschaftskammer Österreich, in einem Interview mit der Österreichischen Verkehrszeitung (ÖVZ). Leider werde in Österreich immer weniger nautisches Personal ausgebildet. Das sei auch dem Umstand geschuldet, dass es keine Güterschifffahrtsunternehmen unter rot-weiß-roter Flagge mehr gebe, stellt Mosser-Brandner mit Bedauern fest. „Dabei ist die Berufsausübung auf dem Wasser eine wunderschöne Tätigkeit.“ Seiner Ansicht nach sollte sich der bei der Wasserstraßengesellschaft viadonau eingerichtete Nutzer-Beirat mit diesem Problem beschäftigen.
Österreichs Vorsitz der EU-Ratspräsidentschaft will Mosser-Brandner zu einer „Donau-Offensive“ genutzt sehen. So würden sich in der Kabinenschifffahrt 90 Prozent aller Angebote auf den Stromabschnitt zwischen Passau und Budapest beschränken. Die langen Aufenthaltszeiten an der ungarischen Schengen-Außengrenze würden nämlich der Ausdehnung der Kreuzfahrten weiter donauabwärts in Richtung Serbien und Schwarzes Meer im Weg stehen. „Das beeinträchtigt die Wirtschaftlichkeit der Passagierverkehre und erhöht die Laufzeiten der internationalen Logistikketten“, kritisiert der Berufsgruppensprecher.
Für die Frachtschifffahrt hat die umweltfreundliche Wasserstraße noch viel ungenutztes Potenzial. Wurden 2006 auf dem österreichischen Abschnitt der Donau rund zwölf Millionen Tonnen Güter befördert, sind es 2017 nur noch zehn Millionen Tonnen gewesen. „Die Bundesregierung ist aufgefordert, Initiativen zur Attraktivierung der Binnenschifffahrt zu setzen“, so Mosser-Brandner. Dazu zähle auch, dass man die Ansiedlung von Industriebetrieben an der Donau aktiv fördert.
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