Einkaufsmeile als Geisterstadt
Die Innenstadtgeschäfte schließen ihre Pforten, Einkaufszentren in der Peripherie boomen. Strategien zur Zentrums-Belebung.
BEZIRK (ks/up). Bahnstraße Gänserndorf, Samstag 12 Uhr. Die Rollläden werden heruntergelassen. Das geschäftige Treiben findet ein jähes Ende. Zwar klagen Geschäftstreibende in den Innenstädten über Käuferschwund, dennoch sind die Geschäfte dann geschlossen, wenn die meisten Menschen Freizeit haben. "Würde ich den Umsatz der Woche am Samstagnachmittag machen, hätte ich offen", erklärt Dagmar Förster vom Sanitätshaus-Luksche. Es müsse sich schließlich rechnen, die Angestellten im Geschäft stehen zu haben. "Für eine belebte Einkaufsmeile braucht es einen guten Branchenmix und der Verkehr darf keinesfalls verbannt werden."
Die Kaufkraftanalyse der Wirtschaftskammer zeichnet ein bedrohliches Bild. Manche Orte haben in acht Jahren mehr als ein Drittel aller Geschäfte verloren (siehe Kasten). Für Groß-Enzersdorf ist die unmittelbare Nähe zur Bundeshauptstadt mehr Fluch als Segen. Die meisten Pendler kaufen am Heimweg von der Arbeit ein. "Wir brauchen eine starke Wirtschaft. Wer hier arbeitet, kauft hier auch ein", resümiert Förster.
Am nördlichen Rand des Bezirks, in Zistersdorf, will man aktiv gegen das Geisterstadt-Flair vorgehen. Im Zuge eines Pilotprojekts des Landes NÖ werden sämtliche leerstehende Häuser im Zentrum analysiert. "Vom Keller bis zum Dachgeschoß", erklärt Stadtrat Klaus Chwatal. Für jeden Hauseigentümer gibt es kostenlose Beratung, Sanierung, Kosten und Investitionen werden kalkuliert. "Gemeinsam erstellen wir einen Plan, wie die Häuser genutzt werden können", sagt Chwatal. Ob als Büroräume, Geschäftslokale, Fremdenzimmer - das Zentrum soll wieder belebt werden.
Trotz des Käuferschwundes schließen in vielen Orten am Samstag zu Mittag die Rollbalken. Auch der freie Nachmittag unter der Woche ist oft noch Brauch. Die Innenstadt von Zistersdorf ist jeden Dienstag-nachmittag wie ausgestorben. Chwatal: "Neue Öffnungszeiten und Förderprogramme für Firmen sind ebenfalls Teil des Innenstadtmanagements."
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