Ein Zimmer für Rohulla
REYERSDORF. Der Punkt war im Sommer erreicht, als die Zustände in Traiskirchen immer unhaltbarer wurden. Der Punkt an dem Olivia und Hannes Stanka nicht länger zusehen wollten. Die Reyersdorfer Tierärzte entschlossen sich einen Flüchtling aufzunehmen und mussten bemerken, dass das gar nicht so einfach war. Mit Hilfe des Vereins "Flüchtlinge Willkommen“ konnten sie ihren Plan doch realisieren.
"Ich würde es anderen auch raten nicht einfach jemand aus den Flüchtlingslagern abzuholen. Es ist wichtig sich vorher kennenzulernen" rät Hannes Stanka.
Das erste Treffen mit dem 19-jährigen Rohulla fand im Spätsommer statt. "Er ist der beste Fußballer, den ich je gesehen habe", berichten Sophie und ihr Bruder Oskar von dem denkwürdigen Nachmittag. Für die drei kleinen Kinder der Familie ist der neue Mitbewohner wie ein großer Bruder.
Acht Jahre
Anfang November zog der junge Afghane ein. Acht Jahre war er bereits alleine unterwegs, lebte und arbeitete im Iran bis er beschloss sich auf den Weg nach Europa zu machen. "Im Iran bist du als Afghane rechtlos. Ich wollte lernen und das konnte ich dort nicht", erklärt Rohulla, wie er den Entschluss, sich auf die gefährliche Reise zu begeben, gekommen war.
In Österreich lebte er zunächst im Caritas-Heim St. Gabriel in Maria Enzersdorf. Dort litt er im Vierbett-Zimmer unter der fehlenden Ruhe um zu lernen. Eine Mitarbeiterin des Vereins "Flüchtlinge Willkommen" sprach ihn an und vermittelte ihn schließlich an ein Privatquartier.
Wissen, was man will
"Uns war es sehr wichtig, eine gemeinsame Sprache zu haben, um kommunizieren zu können", erzählt Hannes Stanka von den ersten Erfahrungen. Dank des Vereins "Flüchtlinge Willkommen" wurden sie gut vorbereitet, konnten angeben, welche Voraussetzungen sie gerne hätten und was sie anbieten können. "Für uns war klar, dass wer bei uns wohnen möchte auch unseren Lebensstil akzeptieren muss."
Zielstrebig
"Ich habe ein eigenes Zimmer" freut sich Rohullah. Noch in diesem Sommer möchte er mit Hauptschulabschluss eine Ausbildung zum Elektrotechniker machen. Am liebsten bei der OMV. "Man muss ein Ziel haben."
Ehrenamtlich arbeitet der junge Mann, der vier Sprachen spricht, bei der Caritas in der Flüchtlingsbetreuung.
Rohulla ist mittlerweile anerkannter Flüchtling. Anspruch auf ein Notquartier hat er damit nicht mehr. Aber die Sicherheit in Österreich bleiben zu können.
Es muss zusammenpassen
Als lehrreich und berreichernd beschreibt Hannes Stanka die letzten Monate. Die
Erfahrungen waren durchwegs positiv, auch bei Behördenwegen: "Alle waren sehr hilfreich und bemüht, obwohl sich noch keiner so recht auskennt."
Hannes Stanka fasst zusammen: "Für uns ist es mit Rohulla ideal und perfekt. Aber es muss alles zusammenpassen."
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