Velm-Götzendorferin beim Etappen-Ultramarathon im Himalaya

Foto: privat
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VELM-GÖTZENDORF/SINGALILA. Am Fuß des Himalaya sind beim „Himalayan 100 Mile Stage Race“ in fünf Tagen über 160 Kilometer und insgesamt cirka 8.100 Höhenmeter zu bewältigen, und das in dünner Luft auf einer Seehöhe von bis zu 3.700m. Neben 34 anderen Teilnehmern aus allen fünf Kontinenten wagten heuer erstmals auch zwei Niederösterreicher dieses Abenteuer: Silvia Vogg (37) aus Velm-Götzendorf und der Initiator des karitativen „Pleißinger Wunschlaufs“ bei Hardegg, Dieter Preiß (39).

An der Grenze

Das landschaftlich besonders reizvolle Rennen verläuft direkt an der indisch-nepalesischen Grenze im Singalila Nationalpark unweit von Darjeeling, einem der bekanntesten Teeanbaugebiete der Erde. Das Besondere am Himalayan Race: Die Läufer haben auf einem Großteil der Strecke die einmalige Gelegenheit, gleichzeitig vier der fünf höchsten Berge der Welt zu sehen: Everest, Kanchenjunga, Lhotse und Makalu. Diesen spektakulären Ausblick hat man weltweit ausschließlich auf der Strecke des Himalayan 100 Mile Stage Race – genauer gesagt rund um Sandhakphu auf knapp 3.700m Seehöhe, dem höchsten Punkt im Singalila Nationalpark und gleichzeitig dem höchsten Punkt des Rennens.

Eingewöhnung auf Höhenmeter

Vor Start des Wettkampfs verbrachten viele Läufer ein bis zwei Tage im Hochland von Darjeeling – zwecks Akklimatisation, aber auch um ein wenig Einblick in die indische Kultur zu gewinnen und die Inder und ihren Alltag kennenzulernen. Die Eindrücke waren vielfältig und beeindruckend: Mönche beim Morgengebet im buddhistischen Kloster, geschminkte Inderinnen bei Ihrer Arbeit auf den Teeplantagen, der wohltuende Duft in der Teefabrik, der gefährdete Kleine Panda und der Bengalischer Tiger im Himalaya Zoo, die Originalausrüstung der Everest-Erstbesteiger Tenzing Norgay und Edmund Hillary im Everest Museum oder eine Fahrt mit der schmalspurigen Gebirgsbahn „Toy Train“, einem UNESCO Weltkulturerbe.

Indien mit allen Sinnen

Gleichzeitig bleibt beim Besuch einer Stadt wie Darjeeling aber leider auch der Geräuschpegel und das in Indien allgegenwärtige Problem mit Müll und Luftverschmutzung in Erinnerung. Speziell in Neu Delhi und anderen indischen Großstätten, die einige Teilnehmer nach dem Rennen noch besucht haben, ist dieses Problem eklatant und für einen Europäer kaum nachvollziehbar. Ein Umweltbewusstsein ist in den Köpfen der Inder derzeit noch so gut wie nicht existent.

Startschuss

Im Anschluss an diese kurze Akklimatisation im Darjeeling-Gebiet fiel der Startschuss auf knapp 2.000m Seehöhe. Bereits die erste Tagesetappe war eine der schwierigsten. Die anstrengenden Anstiege haben den 36 StarterInnen bereits alles abverlangt. An diesem Tag waren insgesamt fast 2.900 Höhenmeter bergauf zu überwinden, um die darauffolgenden Tage in einer Seehöhe von ca 3.600m zu laufen. Hier war es den LäuferInnen vergönnt, das Highlight des Rennens zu genießen: den Blick auf den höchsten Berg der Welt, den Mount Everest, eingebettet in die surreal wirkende Berglandschaft des Himalaya. Ein einzigartiges Panorama! In dieser Höhe ist allerdings der Sauerstoffpartialdruck um etwa 1/3 geringer als auf Meeresniveau, eine bedeutende Zusatzbelastung für den Körper.

Königsetappe

Die Königsetappe wurde am dritten Lauftag von 25 Teilnehmern in Angriff genommen. Bei diesem „Mt. Everest Challenge Marathon“ musste die klassische Marathondistanz über 42,195 Kilometer absolviert werden, großteils steil bergab in sehr unwegsamem Gelände.
Nachdem auch diese Herausforderung geschafft war und die Läufer bereits weit über 100 Wettkampf-Kilometer in den Beinen hatten, war ein kollektives Aufatmen zu verspüren. Während der letzten beiden Tage, an denen „nur mehr“ etwa 20 bzw. 30 Kilometer zurückgelegt werden mussten, waren die Gedanken der meisten Läufer schon auf das finale Ziel gerichtet.

Fünf Tage "Quälerei"

Nach fünf Tagen höchster Anstrengung, um nicht „Quälerei“ zu sagen, kamen alle Teilnehmer gesund ins Ziel und konnten sich als Finisher über 100 Meilen (160 Kilometer) feiern lassen. Im Rahmen der höchst emotionalen Siegerehrung wurden nicht nur die Erstplatzierten, David Fontaine (Frankreich) und Anna Petrakos (Australien), sondern jeder einzelne Teilnehmer gebührend geehrt. Zusätzlich wurden zwei „Spezial Awards“ vergeben: jenen für das bezauberndste Lächeln unter allen Teilnehmern konnte die Weinviertlerin Silvia Vogg mit nach Hause nehmen.

Ausklang im Walzertakt

Als gelungener und sehr unterhaltsamer Abschluss stand der letzte Abend im Zeichen des kulturellen Austauschs. Alle Teilnehmer präsentierten ihr Heimatland, wobei Silvia Vogg und Dieter Preiß die anderen Läufer zu einem Wiener Walzer motivierten. Im Gegenzug wurden vom Organisationsteam indische Traditionen, Lieder und Tänze dargeboten. Und als hätten sich die Teilnehmer während dieser Reise nicht schon genug bewegt: es war kein einziger Läufer auf seinem Stuhl zu halten - alle tanzten mit.
Neben der dünnen Höhenluft und der beachtlichen Distanz, zählten sicher die langen, steilen Steigungen und die Streckenbeschaffenheit zu den wesentlichsten Herausforderungen des Wettbewerbs. Gelaufen wurde fast durchwegs auf unebenen, teilweise mit behauenen Steinen unregelmäßig gepflasterten Bergwegen oder auf erdigen, wurzeldurchsetzten Waldpfaden. Das damit gesteigerte Verletzungsrisiko auf diesem anspruchsvollen Untergrund erforderte höchste Konzentration, vor allem bei dem zum Teil schon recht hohen Erschöpfungsgrad.

Rahmenbedingungen im Grenzbereich

Eine zusätzliche Herausforderung der Reise stellten aber auch die Bedingungen abseits des Laufes dar: Nächte mit Temperaturen um die Gefriergrenze, kein fließendes Wasser geschweige denn Warm- oder Trinkwasser, keine Heizmöglichkeiten, massiv eingeschränkte medizinische Versorgung und Bergungsmöglichkeiten im Notfall, kein Strom, kein Handyempfang, logistische Herausforderungen betreffend Gepäck, etc.
Aber all das sind unwichtige Nebensächlichkeiten im Vergleich zu den unvergesslichen Erfahrungen und Impressionen, die die Teilnehmer des „Himalayan 100 Mile Stage Race“ mit nach Hause nehmen durften. Die Herausforderungen und Anstrengungen wurden mehr als aufgewogen durch die wunderschönen landschaftlichen Eindrücke im Singalila Nationalpark, den Blick auf die höchsten Berge unserer Erde, die unvergleichliche Freundlichkeit der indischen Bevölkerung, die vorbildliche Organisation des Events samt logistischer Meisterleistungen und die vielen Freundschaften die sich unter den Läufern entwickelt haben.
In Summe ein Laufevent wie kein zweites auf der Welt.

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