Bad Bleiberg

Die Truppe hört jetzt auf Janines Kommando

Janine Silvia Grafenauer ist frisch gebackene Trupp- und Oberführerin im Grubenrettungswesen. Als Truppführerin ist sie österreichweit die einzige Frau mit dieser Ausbildung.

Die 29-Jährige kann man durchaus in die Riege der Powerfrauen einreihen. 2015 hat Janine die Geschäftsführung des Schaubergwerks Terra Mystica & Terra Montana von Vater Michael Grafenauer übernommen. Dieser fungiert nun als Betriebsleiter. Buchhaltung führen, die Kassa verwalten, Führungen anbieten, Marketingstrategien austüfteln und umsetzen: Tausendsassa Janine hat alles unter Kontrolle und behält den Überblick.

Kein Mädelsbonus

Vor vier Jahren hat Grafenauer mit dem traditionellen „Ledersprung“, die Aufnahme in den Bergmannstand geschafft. Im selben Jahr, 2018, ist die Bleibergerin zur örtlichen Grubenwehr dazugestoßen. Als einzige und erste Frau Österreichs durchlief sie damals das Ausbildungsprocedere. Mittlerweile gibt es zwei Damen die ihrem Beispiel gefolgt sind. „Mit dem 16 Kilogramm schweren Atemschutzgerät zwei Stunden lang im Einsatz stehen, Kerle mit 100 Kilogramm Lebendgewicht bergen, ist nicht zu unterschätzen“, erinnert sich die aparte Dame an die Ausbildung. Mit ihrer zarten Figur und ihrer langen blonden Mähne passt sie so gar nicht ins gängige Berufsbild welches als Männerdomäne gilt. Auf Geschlechterklischees im Job hat Janine noch nie viel gehalten. Als Mitglied der Wehr erwartet sie sich ohnehin keinen Mädelsbonus. „Ich muss anpacken, wie jeder Mann auch. Das zeigt mir, was ich schaffe, wie fit ich bin und was ich mir zumuten kann.“ Heuer hat sie der „Bergmannskarriere“ noch eins draufgesetzt. Seit kurzem hat Grafenauer die Ausbildung zur Trupp- und Oberführerin der Terra Mystica Grubenwehr in der Tasche. Als einzige weibliche Vertreterin unserer Alpenrepublik darf sie sich mit dem Titel schmücken. An das ehrenvolle Amt ist ein hohes Maß an Verantwortung gebunden.

Betriebsleiterin

Obendrein ist Janine seit drei Jahren Betriebsleiterin im Heilklimastollen Friedrich und hat die Verantwortung dafür, „dass im Stollen alles passt.“ Das Gestein ablauten – (auf dieses klopfen, um die Stollen auf loses Gestein zu überprüfen), Temperatur, Feuchtigkeit und Zugluft messen gehört zur Tagesroutine und ist Teil der Sicherheitsüberprüfung. Die faszinierende „Unterwelt“ in 49 Meter Tiefe hat nicht nur aus geschichtlicher Relevanz ihren Reiz: „Absolute Stille, kein Handyempfang. Man ist ganz für sich alleine. Das hat was. Hier unten kann ich mich gut hineinfühlen, wie es früher als Bergmann war“, schwärmt die 29-Jährige die, wenig überraschend, aus einer Bergmannsfamilie stammt. Großvater Johann Grafenauer war untertags tätig. Ebenso Janines Vater Michael. Der hat sein blondes Engel schon von klein auf in die Stollen mitgenommen. Familientradition eben.

Auf dem Rücken der Pferde erfolgreich

Auch im Reitsport sitzt Janine fest im Sattel. Als Turnierreiterin meistert sie mühelos alle Hürden und schafft es immer wieder aufs Siegesstockerl. Mit Deckhengst Walescano holte sie heuer den Landes- und Bundessieg. Mit ihrer Stute Monamour verteidigte sie den Landesmeistertitel und holte Bronze bei der Bundesmeisterschaft. Wo die 29-Jährige aufgetaucht ist hat sie Preise und Auszeichnungen abgeräumt. Am Ende des Jahres waren es 14 Schärpen und zwei Medaillen. Obendrein hat sich Janine bei der Europameisterschaft mit Esprie und Walescano für das Europachampionat qualifiziert. „Ich hatte 2021 einen super Lauf. Das war schon unheimlich“, sagt die Grafenauer, die zudem noch die Pferde-Deckstation „Erzberg Glück Auf “ betreibt. Vorerst haben Stollen und Vierbeiner Winterpause. „Etwas Ruhe brauche ich dringend, damit ich im Frühjahr wieder voll durchstarten kann.“