Modellschule Krankenhaus Gersthof
Einige Baumriesen werden doch gefällt
Ein Sachverständiger der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) stellte am Areal des ehemaligen Krankenhaus Gersthof Baumriesen als "nicht gefährdet" dar. In Wahrheit werden sie für das Bauvorhaben "Modellschule Gersthof" gefällt – ein Versehen?
von Michael J. Payer und Johannes Reiterits
WIEN/HERNALS. Wurde Ihnen schon mal ein X für ein U vorgemacht? Helmut Bednar vom Baumschutz Hernals kann sich dieses Eindrucks nicht erwehren: "Stimmen die Aussagen des Gutachters mit der Aktenlage bei der zuständigen Behörde überein?" Gemeint ist die Aussage von Martin Steinbauer. Beim Lokalaugenschein mit der BezirksZeitung im Park des ehemaligen Krankhauses Gersthof ließ er wissen: "Die Baumriesen sind in diesem Projekt nicht bedroht." (siehe Video unten)
Die Aussage des von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) beauftragten Sachverständigen steht, laut Baumschutz Hernals, im offensichtlichen Widerspruch zur bekannten Aktenlage.
"Keine Falschaussage"
Um das ehemalige Krankenhaus zu einem Schulstandort zu machen, müssen 67 Bäume am Areal gefällt werden. 27 werden für zwei Turnpavillons Platz machen. Laut Antrag müssen dafür unter anderem auch zwei Blutbuchen mit Stammumfängen von bis zu 280 Zentimetern weichen. Wurde von Steinbauer also wissentlich die Unwahrheit verbreitet? "Nein, es ist keine Falschaussage. Meine Äußerung hat sich auf das Große und Ganze bezogen. Und das bleibt erhalten", sagt der Sachverständige auf Nachfrage der BezirksZeitung.
Laut Steinbauer achte die BIG extrem darauf, "so viel Baumbestand wie möglich zu erhalten". Als Baumgutachter gebe man eine fachliche Empfehlung ab. Die Entscheidung liege aber beim Eigentümer, also der BIG. "Wenn eine Halle gebaut werden soll, müssen wir entscheiden ob es sich für den einzelnen Baum ausgeht oder nicht", erklärt Steinbauer.
Keine Änderung bei Baumfällungsantrag
Dass man beim auf Video aufgezeichneten Sager bei einem der besagten zu fällenden Baumriesen stand, ist scheinbar in den Bereich des Zufalls einzuordnen. "In einem solchen Verfahren kann sich die Sachlage auch ändern", rechtfertigt sich Steinbauer. "Wir haben nachgefragt, es kam zu keiner Änderung bei der Antragsstellung", sagt Baumschützer Bednar.
Der Sachverständige verweist beim Projekt "Modellschule" auf weitere Aspekte: "Ein Schulbau steht stark im öffentlichen Interesse und bei innerstädtischen Bauten gibt es immer Interessenskonflikte. Es steht nicht der einzelne Baum, sondern die Gesamtheit im Fokus."
Ein endgültiges Gutachten der zuständigen MA42 – Stadtgärten fehlt bis heute. Das bestätigt auch Bezirksvorsteher Peter Jagsch (SPÖ): "Bei mir ist noch nichts am Schreibtisch." Passt irgendwie ins Bild.
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