Irakischer Flüchtling kocht in Hietzing
Das Erfolgsrezept für Integration
Mostafa al Haddad musste aus dem Irak fliehen. Ein Projekt im Haus Trazerberg gibt ihm eine Zukunft.
HIETZING. "Ich finde es toll, zu arbeiten", will Mostafa al Haddad gleich zu Beginn des Interviews festgehalten wissen. Er möchte nicht auf Almosen oder Unterstützung angewiesen sein: "Ich bin stolz darauf, hier mein eigenes Geld zu verdienen."
Mit "hier" meint er die Großküche des Hauses Trazerberg in Hietzing, eines von 30 Häusern zum Leben in Wien. Dort ist ein neues Arbeitsintegrationsprojekt im Bereich Gastronomie für geflüchtete Menschen angelaufen. Unter dem Motto "jobfit" werden die wichtigsten Lehrlingsausbildungsinhalte in nur einem Jahr vermittelt. Der Lehrgang schließt mit einem Zeugnis über Praxis und Theorie in der Großküche ab. Außerdem erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat über Hygienepraxis und deren Anwendung sowie eine Urkunde über Fachdeutschkenntnisse.
Aus dem Krieg in die Küche
Seit 2015 lebt Mostafa al Haddad in Wien, da er aus seiner Heimat flüchten musste. "Im Irak war ich Polizist, doch die Arbeit wurde aufgrund des Krieges immer gefährlicher", sagt er. Man merkt, dass er über manche Erlebnisse lieber nicht sprechen möchte.
Viel lieber redet er darüber, wie herzlich er in der Großküche aufgenommen wurde. "Die Kollegen sind alle sehr nett und ich lerne jeden Tag etwas Neues", freut er sich. Sehr zufrieden mit seinem neuen Mitarbeiter ist auch Küchenchef Christian Ehrenhöfer: "Ich finde es super, wenn ein Mensch aus einem krisenbehafteten Land kommt und sich hier wieder etwas aufbauen möchte." In den Häusern zum Leben arbeiten Menschen aus 60 Nationen harmonisch zusammen. Davon profitiert jeder, auch Mostafa al Haddad, der hier nicht nur Deutsch lernt: "Ich spreche schon ein wenig Philippinisch, Ungarisch und Jugoslawisch."
Auch an der österreichischen Küche hat er mittlerweile Geschmack gefunden. "Ich liebe die vielen verschiedenen Suppen und natürlich das Wiener Schnitzel", sagt er, während er Falafel rollt, die heute im Haus Trazerberg serviert werden.
Internationale Küche
In den Pensionisten-Wohnhäusern wird Vielfalt nicht nur gelebt, sondern auch gekocht, wie Robert Guschelbauer, Bereichsleiter Gastronomie, bestätigt: "Diese Aktion ist mir ein besonderes Anliegen, weil sie neben der Integration in unsere Küchen-Teams auch die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben bietet. Außerdem können wir so auch Rezepte aus den Herkunftsländern der Teilnehmer kennenlernen und nachkochen."
Wer eine kulinarische Reise durch die Länder der Welt unternehmen will, hat beim Sommerfest im Juli Gelegenheit dazu. "Wir wollen das Sommerfest so ausrichten, dass Speisen aus den Heimatländern unserer Mitarbeiter serviert werden", macht Christian Ehrenhöfer Appetit.
Nach einem Jahr wird Mostafa al Haddad die Möglichkeit haben, hier weiterzumachen und sogar eine Lehre als Koch abzuschließen. Er selbst meint dazu: "Hier fühle ich mich wohl, aber wer weiß, vielleicht habe ich in 20 Jahren mein eigenes Lokal mit irakischer Küche in Wien."
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