Neue Attraktion
"En garde!" heißt’s im Turnzimmer der Hermesvilla
Die Hermesvilla ist um ein Ausstellungsstück reicher: In Sisis Turnzimmer ist jenes Fechtkostüm zu sehen, das Vicky Krieps in Marie Kreutzers Film "Corsage" getragen hat.
WIEN/HIETZING. Die Ressourcen des Wien Museums konzentrieren sich derzeit ganz auf die Erneuerung des Standorts am Karlsplatz und auf das neue Pratermuseum – doch die Dependance der Institution im Lainzer Tiergarten, die überaus reizvolle Hermesvilla, kann jetzt schon mit einer neuen Attraktion aufwarten.
Im Turnzimmer des "Schlosses der Träume", wie sie selbst ihre Villa nannte, hat sich Kaiserin Elisabeth sportlich betätigt und in späteren Jahren auch Fechten geübt. Wie passend, dass dort seit kurzem jenes Fechtkostüm, das Darstellerin Vicky Krieps in Marie Kreutzers Film "Corsage" getragen hat, ausgestellt ist. Das Stück wurde in die Modesammlung des Museums aufgenommen und kann seit der Wiedereröffnung nach der Winterpause besichtigt werden.
Was trug Sisi?
Schon kurz nach dem Aufgang in den ersten Stock fällt der Blick auf das Objekt im hinteren Raum. Aus fünf Teilen besteht das von Kostümbildnerin Monika Buttinger entworfene Kostüm, wie Textilrestauratorin Britta Schwenck erklärt. Ein kunstvoll gefertigter Plisseerock mit Unterrock, ein helles Hemd, eine Weste sowie ein Fechthelm sind auf dem Mannequin angebracht, das eine Vorwärtsbewegung beim Fechten andeutet. Obwohl es erst einige Monate alt ist, wird das Teil hier gehegt und gepflegt wie ein historisches Objekt. "Wir schützen das Kostüm zum Beispiel vor zu viel Sonnenlicht", sagt Schwenck.
Ob das Kostüm aus dem Film aber jener Kleidung gleicht, die die Kaiserin während des Fechtens trug, bezweifelt Kuratorin Michaela Lindinger. "Was die Kaiserin beim Fechten getragen hat, ist unbekannt. Ich glaube persönlich, dass sie keinen Rock, sondern eine Art Hosenanzug getragen hat." Obwohl sich das Filmteam an Lindingers Sisi-Buch "Mein Herz ist aus Stein" orientiert hat, ist der Spielfilm natürlich historisch nicht ganz korrekt und künstlerisch überhöht.
Männersport Fechten
Vorlagen aus dieser Zeit gibt es auch nicht. "Fechten war damals ein reiner Männersport, es gab keine Fechtkleidung für Frauen." Was wir aber über Kaiserin Elisabeth wissen, ist, dass sie sehr sportlich war. In den 1880er-Jahren, als sie etwa 50 Jahre alt war, begann sie mit dem Fechten. "Wir wissen, dass sie in dieser Zeit im Turnzimmer alleine das Fechten übte. Mit einem Fechtlehrer hat sie in der Hofburg trainiert", weiß Lindinger.
Die Kaiserin hatte einen großen Bewegungsdrang, auch noch in ihren 50er-Jahren wanderte sie und war sehr aktiv. Eine große Liebe war das Reiten. "Als Reiterin könnte sie mit einer heutigen professionellen Reitsportlerin mithalten." Zum Kostüm gesellt sich übrigens noch ein kurzer Ausschnitt aus dem Film "Corsage".
Zur Sache
Die Hermesvilla hat Dienstag bis Sonntag und Feiertag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt: 8 Euro. Führungen sind gratis. Infos und Führungstermine: www.wienmuseum.at
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