Opernball als Therapie gegen Tourette-Syndrom

Inniges Verhältnis: Admira Vaida stand ihrem Sohn immer zur Seite. Sie erlernte sogar den Beruf Krankenschwester, um optimal für Dominik sorgen zu können. | Foto: Lukas Beck
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  • Inniges Verhältnis: Admira Vaida stand ihrem Sohn immer zur Seite. Sie erlernte sogar den Beruf Krankenschwester, um optimal für Dominik sorgen zu können.
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WIEN. Die neuropsychiatrische Krankheit des Tourette-Syndroms mit ihren nervösen Zuckungen und Zwängen ist immer noch ein Tabuthema. Nun möchte Admira Vaida mit ihrem Buch "Tick" das Tabu brechen und erzählt die Geschichte ihres Sohnes, der mit fünf Jahren am Tourette-Syndrom erkrankte - Happy End inklusive. Wir baten die Autorin zum Interview.

In Ihrem Buch "Tick" beschreiben Sie, wie Dominik sein Tourette-Syndrom durch die Eröffnung des Opernballs überwand. Aber diese Krankheit ist doch unheilbar?
ADMIRA VAIDA:
Ja, man kann sagen, es ist ein Wunder! 99 Prozent der Symptome sind verschwunden, nur wenn Dominik nervös ist, zwinkert er mit den Augen oder schneidet kurz eine Grimasse. Das merkt ein Außenstehender nicht.

Und das ist auf die Teilnahme am Opernball zurückzuführen?
Ja, seit der Eröffnung 2016. Dort zu tanzen war Dominik extrem wichtig. Er wollte beweisen, dass er trotz seiner Krankheit etwas erreichen kann. Das hat er geschafft und seither geht es ihm viel besser.

Wann haben Sie zum ersten Mal gemerkt, dass Ihr Sohn Eigenheiten hat?
Mit fünfeinhalb Jahren fingen die Ticks, das nervöse Zucken, an. Er schnitt Grimassen und ich dachte, er spielt. Auf meine Ermahnungen hin hat er damals mit den Grimassen aufgehört. Irgendwann wurden die Ticks so krass, dass ich von anderen Leuten gefragt wurde, was mein Kind denn hat. Da wurde mir klar, dass Dominik nicht spielt, sondern irgendetwas nicht in Ordnung ist.

Erhielten Sie dann umgehend die Diagnose?
Nein! Der Kinderarzt hat mir nicht geglaubt - dort hat Dominik sich auch ganz normal verhalten. Ich habe mich zum Narren gemacht und die Grimassen nachgemacht, aber der Arzt glaubte mir einfach nicht. Ich war verzweifelt!

Wer hat Ihnen dann letzendlich geglaubt?
Ich habe ein Jahr lang viele Ärzte konsultiert und mich dann selbst im Internet informiert. Diese Informationen gab ich auch den Ärzten weiter, aber viele kannten die Erkrankung nicht. Außerdem müssen die Zwänge ein Jahr lang auftreten, damit sie als chronisch gelten. Eine Ärztin kam dann auch auf die Diagnose Tourette-Syndrom und hat uns ins AKH geschickt. Dort wurde die Erkrankung nach einem MRT endlich festgestellt.

Waren Sie erleichtert, dass nun eine Ursache für Dominiks Verhalten gefunden wurde?
Nein, ich war erschrocken. Es ist das Schlimmste, wenn mit dem Hirn etwas nicht stimmt.

Wie kamen Sie auf die Idee, Ballett als Therapie einzusetzen?
Ein Arzt hat zu Klavierstunden geraten. Das hat ganz gut funktioniert. Eines Tages habe ich in der Straßenbahn eine liegen gebliebene Zeitung gefunden und darin eine Annonce gelesen, dass das Staatsopernballett Kinder zum Vortanzen sucht. Da Dominik immer schon gerne getanzt hat, bin ich mit ihm zum Vortanzen gegangen. Er wurde ins Staatsopernballett aufgenommen - und das alles wegen einer gefundenen Zeitung! Das ist Schicksal!

Haben Sie in der Oper etwas von seiner Krankheit gesagt?
Nein. Beim Tanzen hatte Dominik keine Ticks. Einmal hat ein Tanzlehrer in einer Pause ein Kopfschleudern gesehen und mich darauf angesprochen. Ich habe aber trotzdem nichts von der Erkrankung gesagt - Dominik wollte das so.

Hat er als Kind sehr unter der Krankheit gelitten? War er sozial isoliert?
Er hat in der Volksschule oft geweint, weil er wegen seiner Ticks verspottet wurde. Auch die Lehrerin hat ihn immer wieder ermahnt und ist nicht auf die Krankheit eingegangen. Das war eine schwierige Zeit. Seine Freunde im Gymnasium sind immer zu ihm gestanden. Er wurde trotz seiner Ticks geliebt, weil er einfach so ein sonniges Wesen hat.

Hat Dominik Geschwister?
Ja, ich habe drei Kinder.

Wann fiel die Wahl, den Opernball zu eröffnen, auf ihn?
2016 war bereits der dritte Opernball, für dessen Eröffnung er ausgewählt wurde. Das ist eine große Ehre - nur die Besten werden ausgesucht.

Wann eröffnete Dominik zum ersten Mal den Ball der Bälle?
2009. Sechs Jahre später wurde er wieder ausgesucht, aber auf dem Heimweg von der Generalprobe am Tag vor dem Ball bekam er hohes Fieber und Husten. Das war sehr schlimm für ihn, nicht an der Eröffnung teilnehmen zu können.

2016 erhielt er zum dritten Mal die Chance?
Ja. Ich wollte damals schon das Buch zwecks persönlicher Aufarbeitung schreiben. Ich habe eine Last geschleppt und nicht darüber reden dürfen. Er wollte nicht, dass seine Erkrankung öffentlich gemacht wird.

Was hat seine Meinung geändert?
Die Eröffnung 2016. Er hat supertoll getanzt, es passte jede Bewegung! Als er danach nach Hause kam, hat er gesagt: `Jetzt kannst du meine Krankheit der ganzen Welt erzählen. Ich habe trotzdem etwas erreicht und möchte anderen Personen Mut machen.´

Wie ist das Echo auf Ihr Buch?
Überwältigend. Es melden sich Presse und Fernsehen sogar aus Deutschland und der Schweiz. Ich hätte niemals mit so einem Interesse gerechnet.

In einer Skala von 1 bis 10 - wie stolz sind Sie auf Ihren Sohn?
Mehr als 10! Er hat so hart an seinem Erfolg gearbeitet!

Zur Sache

Das Buch "Tick: Wie mein Sohn das Tourette-Syndrom überwand" von Admira Vaida erscheint am 11. Februar im Verlag "edition a" als Hardcover. Es ist im gängigen Buchhandel um 19,95 Euro erhältlich. ISBN: 9783990012154

Inniges Verhältnis: Admira Vaida stand ihrem Sohn immer zur Seite. Sie erlernte sogar den Beruf Krankenschwester, um optimal für Dominik sorgen zu können. | Foto: Lukas Beck
In der Staatsoper: Hier ist der 19-jährige Dominik Vaida Mitglied des Balletts. Seine Mutter Admira hat nun ein Buch über seine ungewöhnliche Karriere geschrieben. | Foto: Lukas Beck
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