1.000 Quartiere in den Pfarren?
Im Bezirk Hollabrunn ist keine Unterbringung von Flüchtlingen in kirchlichen Immobilien möglich.
BEZIRK (jm). Kardinal Christoph Schönborn versprach Anfang September 1.000 Asylplätze in der Erzdiözese Wien. Doch die lassen sich schwerer als erwartet realisieren. Der Hollabrunner Bezirk ist da keine Ausnahme. Dechant Clemens Beirer (Retz): „Im Pfarrverband Retz ist es leider nicht möglich, Flüchtlinge in kirchlichen Einrichtungen unterzubringen.“ Im Konkreten führt er einige Objekte an, die nicht mehr der Pfarre gehören oder für Wohnzwecke ungeeignet sind: „Der Unternalber Pfarrhof wurde schon vor Jahren an die Caritas abgegeben, der Pfarrhof in Kleinriedenthal ist in einem desolaten Zustand, und die Pfarre hat nicht das Geld, ihn herzurichten.“
85 Prozent ungeeignet
Damit spricht Beirer ein Problem an, das der neuernannte Flüchtlingskoordinator des Kardinals, Rainald Tippow, für die ganze Erzdiözese so beschreibt: „85 Prozent der kirchlichen Immobilien in der Erzdiözese sind für Unterkünfte ungeeignet, entweder weil sie für Wohnzwecke nicht verwendbar sind, kein WC oder keine Fenster haben und erst teuer adaptiert werden müssen.“ Aus dieser Erkenntnis appelliert nun Schönborn an die Pfarren: Wenn sie keine Quartiere zur Verfügung stellen können, sollten sie auf andere Weise helfen, etwa durch Deutschkurse, Freizeitangebote oder Spenden.
Koordinierung der Hilfe
Padre Herbert Leuthner und Cäcilia Kaltenböck haben in Hollabrunn schon vor einem dreiviertel Jahr den Arbeitskreis „Integrationsbemühungen“ gegründet, der Sprachkurse organisiert und Flüchtlingskinder betreut. Die Pfarrteams in Retz und Hollabrunn arbeiten eng zusammen mit dem gemeinnützigen Verein menschen.leben, der die Flüchtlinge professionell betreut.
60 Flüchtlinge im Bezirk betreut
Pressesprecher des Badener Vereins ist Jörg Trobolowitsch: „In der Stadt Hollabrunn betreuen wir rund 50 alleinstehende Asylwerberinnen, ihre Kinder und unbegleitete, minderjährige Flüchtlingsmädchen. Im Retzer Land wird eine fünfköpfige Familie betreut, in Kürze eine weitere.“ Den Flüchtlingen gehe es den Umständen entsprechend gut. Sie sind froh, Schutz und Sicherheit gefunden zu haben, benötigen aber psychologische Hilfe. Auf der Flucht wurden die Familien getrennt, einige haben direkt den gewaltsamen Tod von nahen Angehörigen miterlebt.
Zur Sache:
Flüchtlingskinder in Volksschulen: Zehn Flüchtlingskinder besuchen schon seit dem vorigen Schuljahr die beiden Hollabrunner Volksschulen. Wie VD Gabriele Mattes erklärt, erhalten sie eigene Sprachförderstunden. Alle LehrerInnen und MitschülerInnen kümmern sich sehr um sie. In die VS Pulkau sind im September zwei afghanische Kinder eingetreten. VD Maria Müller-Pflügl ist von ihrem Fleiß begeistert.
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