1973 - Flugzeugabsturz an der Staatsgrenze

- hochgeladen von Günther Z
In diesem Jahr werden es 30 Jahre, dass der Eiserne Vorhang sein Ende fand. Hier in Riegersburg an der „Schaffinger Straße“ dauerte es noch eine Weile, bis erst Fußgänger, Radfahrer, Langläufer und Reiter zwischen Riegersburg und Schaffa / Šafov hin- und herwechseln durften. Auch wenn der weit im tschechischen Landesinnern gelegene Stacheldrahtverhau längst abgebaut und beiderseits der Grenze Straßen vorhanden waren, war der Grenzübertritt hier immer noch verboten.
Bis die Straßenverbindung zwischen Riegersburg und Schaffa / Šafov kraftfahrzeugtauglich ausgebaut wurde, dauerte es nochmals eine Weile.
1973, am 26. Juli, wurde ich Ohrenzeuge, wie hier an der Grenze ein österreichisches Sportflug abstürzte.
Als ich begann, mich für dieses Ereignis näher zu interessieren, hatte ich niemanden mehr, der mir darüber Auskunft hätte geben können. Ein guter Bekannter, der mir durch sein Fachwissen behilflich hätte sein können, fiel wegen seines frühen Todes als Informant leider aus.
Das Internet gab nichts her, das hatte ich schon öfters probiert. Erst eine Anfrage in Facebook brachte Schwung in die Sache. Ein Hinweis auf eine tschechischsprachige Seite und ein paar persönliche Anmerkungen zeigten mir den rechten Weg.
Am 26. Juli 1973 startete Ingenieur Alfred Winter mit einem Fluggast gegen 09:30 Uhr bei schlechtem Wetter auf dem Flugplatz Aspern zu einem Rundflug über das Waldviertel. Dabei verirrte er sich über die Staatsgrenze in den tschechischen Luftraum. Bei Schaffa stürzte die JOB 15, ein in Österreich entwickeltes und gebautes Flugzeug ab. Alfred Winter und Johann Weiser kamen dabei ums Leben.
Ob die Absturzursache eindeutig geklärt wurde, weiß ich nicht.
Österreichische Augenzeugen konnten eine tschechische Militärmaschine beim Sportflugzeug beobachten, bemerkten jedoch nichts von einem später von der CTK behaupteten Zusammenstoß. Auch ein ebenfalls behaupteter Absturz der tschechischen Maschine wurde nicht bemerkt. Später wurde von österreichischer Seite auch ein Abschuss ausgeschlossen.
Während die tschechischen Behörden österreichische Anfragen lange ignorierten und erst am späten Nachmittag eine Bruchlandung der JOB 15 bestätigten, waren sie am Boden umso aktiver.
Kurz nach dem Absturz wurden von der Grenze aus Männer bei der Untersuchung der Absturzstelle beobachtet. Später landeten zwei Militärhubschrauber und noch später kam dann noch ein Krankenwagen. Gegen 19:00 Uhr wurde schließlich aus Kunststoffplanen ein Sichtschutz errichtet, um die österreichischen Beobachter an ihrer Arbeit zu hindern.
Die vom Bundesamt für Zivilluftfahrt urgierte Teilnahme an der Untersuchungskommission wurde lange negiert, kam dann aber doch zustande. Am 31. Juli konnte eine neunköpfige Gruppe in die Tschechoslowakei reisen. Ihre Handlungsfreiheit war allerdings eingeschränkt. Ermöglicht wurde die Besichtigung der Absturzstelle, der Wrackteile und der toten Österreicher. Die angeblich abgestürzte tschechische Maschine wurde nicht gezeigt und auch Gespräche mit tschechischen Zeugen waren nicht möglich. Am 3. August kam die Gruppe nach Österreich zurück, bereits am 2. August wurden die beiden Leichname nach Wien ins Gerichtsmedizinische Institut gebracht.
Vom Leiter der Kommission wurde ein Abschuss ausgeschlossen, ein Zusammenstoß aber für möglich gehalten. Dass sich die tschechische Maschine der österreichischen zu sehr angenähert und so den Absturz ausgelöst haben könnte, wurde ebenso als Möglichkeit eingestuft.
(Quelle: Arbeiter-Zeitung vom 26. Juli 1973 und später)
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