SCHÜLER BEWERTEN LEHRER
App nach vier Tagen offline
Der 18-jährige Benjamin wollte Schülern eine Stimme geben, verkalkulierte sich jedoch beim Datenschutz.
BEZIRK HOLLABRUNN(jm). Bereits bevor die Lehrerbewertungs-App „Lernsieg“ am 15.11. online gestellt wurde, hatte Paul Kimberger, Vorsitzender der österreichischen Gewerkschaft der Pflichtschullehrer, Bedenken geäußert, was den Datenschutz und die Persönlichkeitsrechte der Lehrer betrifft. Nach heftiger Kritik wurde die App nach vier Tagen offline genommen, das Ministerium lässt die Lehrerbewertungs-App prüfen.
Schüler wollen Feedback geben
Der 18-jährige Benjamin Hadrigan ist mit seiner App, mittels welcher Lehrer mit Sternchen bewertet werden können, dem Bedürfnis vieler Schüler entgegen gekommen. In vier Tagen haben immerhin 127.000 Schüler ihren Lehrern per Handy ein Feedback gegeben.
Der Retzer Mittelschuldirektor Ernst Raab hat großes Verständnis dafür, dass Schüler ein Feedback geben wollen. Er befürwortet jedoch nicht die neue App, weil das Feedback ohne Konsequenzen bleibt. Raab hat an seiner Schule ein Schülerparlament eingerichtet, wo zu den Sitzungen alle Klassensprecher kommen. „Hier können sie vorbringen, was gut funktioniert und was verbessert werden sollte. Wünsche und Anregungen haben hier auch Konsequenzen.“ Außerdem kann jeder Schüler subjektive Wünsche und Beschwerden schriftlich äußern und den Zettel in den Beschwerdebriefkasten werfen.
„Die App ist ein Unfug!“
Der bekannte Buchautor, ausgebildete Hauptschullehrer und Schuldirektor in Wien Niki Glattauer äußerte sich kürzlich im ORF zur aktuellen Frage der Lehrerbewertung. „Die App ist ein Unfug! Produkte oder Hotelzimmer kann man mit Sternchen bewerten, aber nicht Pädagogen.“
Helmut Ertl, Vorsitzender des Zentralausschusses der NÖ Pflichtschullehrer: „Die App ist unseriös, weil das Lehrer-Schülerverhältnis einen anderen Background hat als eine Produktbewertung.“ Grobe Fehler seien passiert, als die Namen der Lehrer von den Schul-Homepages heruntergeladen wurden. Darunter Namen von Lehrern, die schon längst nicht mehr an der Schule sind bis hin zu den Namen der Schulwarte.
Zugangscode für Schule schaffen
Ein 16-jähriger Schüler aus Hollabrunn findet die Benotung mal andersrum eigentlich ganz gut, meint aber schon, dass man einen Zugangscode für seine Schule schaffen müsste, um eine missbräuchliche Anwendung zu verhindern. „Für die Lehrer selbst wäre eine konstruktive Kritik doch auch interessant und für Schüler einfacher als im persönlichen Gespräch, denn ich würd mich das nicht trauen, meine Meinung einem Lehrer ins Gesicht zu sagen. Allerdings macht das mit der Sternebewertung wenig Sinn, weil man die Argumente dazu nicht begründen kann“, so der Schüler, der abschließend doch zu dem Entschluss kommt, ein persönliches Vier-Augen-Gespräch mit all seinem Mut die bessere Alternative sei.
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