Urlaub im Bezirk Hollabrunn - Teil 5

Erlebnis unten und oben in Retz

Wer die eigene Heimat einmal ganz neu entdecken möchte, folgt einem der vielen Themenwege oder nimmt an einer geführten Tour teil. Wir stellen eine kleine Auswahl vor.

BEZIRK HOLLABRUNN. "Keller und Windmühle sind die Topziele für unsere Gäste“, so der Stadtrat für Tourismus in Retz Daniel Wöhrer. Na gut, dachte sich Redakteurin Alexandra Goll, dann machen wir bei einer Führung in Retz einfach mit.

Stadtführung Retz

An einem heißen Sommertag Nachmittag wartete Johanna Wieser bereits auf eine kleine Gruppe an Teilnehmern für die Retzer Stadtführung. Die Geschichte von Retz reicht weit zurück. Um 1300 gründete Graf Berthold von Rabenswalde die Stadt Retz. Es entstand eine Burg, an der Stelle des heutigen Althofs, sowie die beiden Stadttore, die innere Stadtmauer und die Dominikanerkirche. 1425 gelangten die Hussiten über den Keller in die Stadt und zerstörten sie völlig. Die Stadtführerin erklärte, was diese Blechschilder und Hüttchen am Hauptplatz bedeuteten - Dampflöcher für den darunterliegenden Keller - bevor es weiterging zum Vinzenziplatz und dem schmalen Ignazigasserl über den früheren Stadtgraben. Weiters stand die Dominikanerkirche, die Rathauskapelle, das Rathaus sowie viele Informationen über den Hauptplatz, den Pranger, die Stadtbrunnen und die Dreifaltigkeitssäule am Programm. Sehr interessant war auch die Erklärung des langjährigen Mottos der Stadt Retz "Alles mit der Zeit" und dass bereits früher Krankheiten mit gutem alten Wein kuriert wurden.

Ganzen Tag in Retz unterwegs

Ingrid und Leo Gottschamel aus Wien hatten an diesem Tag einen Retz Tag und besuchten vorher bereits das Museum Retz und im Anschluss den Retzer Erlebniskeller: "Wir haben uns aufgrund eines Gewinns einer Stadtführung entschieden, alle Stadtmauer-Städte in Niederösterreich zu besuchen."

Abkühlung im Keller

Nach einer kurzen Pause am sonnigen Hauptplatz gab es dann Abkühlung mit einer Führung durch die im Untergrund liegenden Kellerröhren. "Retz hat ein Straßennetz von rund sieben Kilometetern, aber die Kellergänge sind 20 Kilometer lang und lieben bis zu 20 Metern unterhalb der Stadt", begrüßte Maria Sikora die schon auf die Führung wartenden Personen, die Großteils aus Wien und Deutschland stammten.

Bevor es in den Untergrund ging erklärte die Kellerführerin ebenso die Dampfdeckel und warf zwei blaue Figuren hinunter, die wir dann in den Kellergängen wiederfanden. Bei kühlen acht bis zehn Grad befanden wir uns meist in den Kellergängen des Weinhändlers Mössmer. Das weit verzweigte Labyrinth ist in Sand gegraben, was auf die Anschwemmung aus dem "Eggenburger Meer" und eventuell der Urdonau hinweist. "Großes Glück hatten die Retzer im Zweiten Weltkrieg. Die deutsche Wehrindustrie wollte in diesen Kelleranlagen die Produktion von Flugzeugteilen unterbringen. Da die Luftfeuchtigkeit hier ca. 87 % beträgt und bei der über das ganze Jahr gleichbleibenden Temperatur von etwa 8° Celsius geheizt hätte werden müssen, wurde das Projekt der kriegsbedingten Fabrikation fallengelassen. Sonst wäre Retz bestimmt zerstört worden", erzählte Maria Sikora nicht nur diese eine Geschichte. Bei der Führung waren Schienen der früheren Grubenhunde, Weinfässer und Zisternen mit einem unglaublich großen Fassungsvermögen von rund 20.000 Litern zu sehen. 

20 km Keller in 20 Meter Tiefe

Jedes Haus am Hauptplatz hat einen eigenen Keller. Was den unterirdischen Stadtspaziergang zum Erlebnis macht, sind die zahlreichen Geschichten, die sich um die Geschichte der Stadt und die des Weines ranken und welche die Kellerführer in den eineinhalb Stunden zu erzählen wissen: Vom biblischen Noah, vom griechischen Symposion, als der G’spritzte erfunden wurde, vom Weinfass, in welchem der Grafensohn den Hussitensturm überlebte bis zum Staatsvertragswein von 1955 und der Bedeutung des Holzschlüssels. Stilgerecht endet die Kellerführung zur Musik "Die Reblaus" von Hans Moser und mit einem guten Glas Wein in der Vinothek im Hotel Althof.

Auf den Spuren der Kellerkatze

Spazieren, Erkunden, Informieren und die Kulinarik in Kombination ist in der Sitzendorfer Kellergasse in Hollabrunn möglich. Mit dem Themenweg "Auf den Spuren der Kellerkatze" hat Hollabrunn seit 2014 einen absoluten Publikumsmagnet. Im Rahmen einer Führung erhalten die Besucher einen Eindruck von Architektur, Kultur und Geschichte. Zuvor kann bereits der Jausenkorb bestellt werden, der dann am Ende des Rundganges gut gefüllt mit Fleisch, Wurst, Käse, Aufstrich, Brot, Wein, Wasser oder Traubensaft in einem Fach im Keller wartet. Für Kinder gibt es ein eigenes Picknick-Rucksackerl mit kleinen Snacks, gesundem Weckerl, veganem Aufstrich sowie Traubensaft und Mineralwasser. Die Sitzgruppen unter der Pergola am Zehetplatz laden zum gemütlichen Verweilen ein.

Alle Beiträge zur Urlaubsserie "Almen statt Palmen" 2023

Teil 1

Teil 2

Teil 3

Teil 4

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