SPÖ Hollabrunn
Nicht Wahlarzt sondern Zahlarzt

Es braucht mehr Anreize, um Ärzte nach Hollabrunn zu locken - Richard Pregler, Friedrich Dechant, Stefan Hinterberger. | Foto: Alexandra Goll
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Im Bezirk Hollabrunn fehlen Haus- und Fachärzte mit Kassenvertrag. „Dass mehr Ärzte benötigt werden, liegt daran, dass die Lebenserwartung steigt und damit der Anteil älterer und kranker Menschen“, erklärt SPÖ-Bezirksparteivorsitzender Richard Pregler, der einen Überblick über die ärztliche Versorgung im Bezirk Hollabrunn gibt.

HOLLABRUNN. Jeweils 1.565 Einwohner kommen auf einen Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag im Bezirk Hollabrunn. Auf Fachärzte mit Kassenvertrag kommen im Bereich Innere Medizin 12.912 Bürger, in der Kinder- und Jugendheilkunde 6.900 Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre, in der Urologie 7.333 Männer, älter als 60 Jahre, in der Gynäkologie 13.027 Frauen und bei Lungenerkrankungen besteht gleich überhaupt keine Versorgung für 51.646 Hollabrunner im Bezirk. Die SPÖ möchte aber nicht nur auf diese Missstände im Gesundheitsbereich hinweisen, sondern auch Lösungen präsentieren. Dies werde in den nächsten Monaten geschehen. "Es wurde in den letzten Jahren vieles Verschlafen, doch jetzt ist es nicht mehr vertretbar. Wahlärzte sind Zahlärzte und das ist nicht fair. Medizinische Versorgung muss leistbar werden", so Pregler. Jeder Arzt, der einen Kassenarzt möchte, soll auch einen erhalten.

Keine neuen Patienten

Dechant will Gesundheitssystem, das für alle da ist und darauf schaut, dass sowohl präventiv als auch akut jedem die notwendige Behandlung zu Teil wird
„Viele Ärzte sind an ihrem Limit angekommen. Sie würden gerne neue Patienten aufnehmen, können aber nicht, weil es keine Kapazitäten mehr gibt“, weiß der Hollabrunner Stadtrat Friedrich Dechant und steht bereits im Gespräch, die Volksschule am Koliskoplatz zu einem Ärztezentrum umzubauen: "Der Standort wäre ideal und auch die anderen Parteien sind der Idee nicht abgeneigt."

Wahlversprechen nicht eingelöst

„Die Landeshauptfrau hat vor vier Jahren den Niederösterreichern die Garantie dafür gegeben, dass auch in Zukunft alle Landarztpraxen besetzt sind, um die Menschen wohnortnah und kompetent zu versorgen“, ergänzt der Spitzenkandidat des Bezirks Hollabrunn für die Landtagswahl und zweite Bezirksvorsitzende Stefan Hinterberger: „Die Realität ist leider eine andere, auch wenn es derzeit im Bezirk Hollabrunn 33 Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag gibt.“

Sorgen der Ärzte

Immer wieder würden Ärzte an Pregler herantreten und von ihren Sorgen und Herausforderungen berichten. Dadurch dass es zu wenige Ärzte mit Kassenvertrag gibt, müsse, meint Hinterberger, „verstärktes Augenmerk auf die Arbeitsbelastung der Mediziner und auf die Bedürfnisse der Patienten gelegt werden.“

SPÖ arbeitet Lösungen aus

Die SPÖ NÖ arbeitet an Lösungen, die sie – so wie das KinderPROgramm und das PflegePROgramm – mit allen politischen Fraktionen diskutieren wird, um das bestmögliche Angebot für die Patienten herauszuholen. Wir alle brauchen die Sicherheit, dass sowohl für Vorsorge- und Routineuntersuchungen als auch für Notfälle ärztliche Versorgung gewährleistet ist!“ Dazu gehören etwa die Wiedereinführung des Gemeindearztes, Verbesserung des Facharztangebots durch beispielsweise Primärversorgungszentren (PVZ), Gruppenpraxen oder Anstellung von Ärzten in bestehenden Praxen, im Rahmen der medizinischen Ausbildung könnten Studienplätze für Niederösterreich reserviert werden.

Kassenärzte fehlen

Inzwischen seien die Gemeinden die einzigen, die sich nach Kräften dafür einsetzen, dass die hausärztliche Versorgung gesichert ist. Vakant ist derzeit etwa eine Kassenarztstelle in Maissau, wo seit 1.4.2022 ein Allgemeinmediziner gesucht wird. In Hollabrunn wird seit 1.7.2021 ein Lungen-Facharzt mit Kassenvertrag gesucht. „Nicht die Zuständigen im Bund, Land NÖ und der österreichischen Gesundheitskassa sind diejenigen, die für Ersatz kämpfen, wenn jemand in Pension geht“, weiß Hinterberger: „Es sind die Gemeindevertreter, denen die medizinische Sicherheit ihrer Bürger am Herzen liegt. Weil eine gute medizinische Versorgung zur Lebensqualität dazu gehört.“

Förderung an Landeshauptfrau

Vor allem die Verantwortlichen des Landes NÖ – zuvorderst Landeshauptfrau Mikl-Leitner - die vollmundig Garantien aussprechen, seien gefordert für die notwendigen Besetzungen der Stellen zu sorgen, verlangt Bezirksvorsitzender Richard Pregler Initiative: „Wenn für 51.646 Hollabrunner überhaupt KEINE Kassenversorgung im Bereich eines Lungen-Facharztes zur Verfügung steht - und das in einer Pandemie-Situation, mit Auswirkung auf dieses Organ - spricht das ohnehin Bände.“

Gesundheitliches Risiko

Auch in einem besonders heiklen Bereich der Vorsorge orten Pregler und Hinterberger Engpässe, die auch etwa auf die vorhandenen FrauenärztInnen, KinderärztInnen, etc. umgelegt werden könnten: „Wir haben im Bezirk Hollabrunn genau zwei Urologen mit Kassenvertrag. Das sagt der Menschenverstand, dass sich das nicht ausgehen kann und dass die Hollabrunner entweder gezwungen sind zu einem Wahlarzt auszuweichen und zu zahlen oder dass sie erst gar nicht hingehen. Damit riskieren sie behandelbare Erkrankungen nicht rechtzeitig zu erkennen. Beides wollen wir nicht. Beides kann nicht im Sinne handelnder Politik sein und ist in jedem Fall nicht im Sinne der Sozialdemokratie. Wer Steuern zahlt, soll dann auch auf die Leistungen des Staates zugreifen können. Und dazu gehört ein Gesundheitssystem, das für alle da ist und darauf schaut, dass sowohl präventiv als auch akut jedem die notwendige Behandlung zu Teil wird.“

Rechenbeispiel 1 - Urologe:

• Im Bezirk gibt es 1 Urologen. Wenn man nur die Männer über 60 Jahre heranzieht, so kommen auf einen Urologen 7.333 Patienten über 60. Hätte dieser alle 365 Tage des Jahres geöffnet, müsste er täglich 20 Männer untersuchen. Rechnet man die Samstage, Sonn- und Feiertage weg und geht von Öffnungszeiten von Montag-Freitag aus, wären das fast 30 Männer täglich. Und dabei reden wir noch nicht von jener Altersgruppe zwischen 45 und 60, für die ebenso die Empfehlung ausgesprochen ist einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung zu kommen.

Rechenbeispiel 2 – FrauenärztIn:

• Im Bezirk gibt es genau 2 FrauenärztInnen mit Kassenvertrag. Wenn wir jetzt nur die Frauen über 60 Jahre heranziehen, so kommen auf eine/n FrauenärztIn 4.240 Patientinnen über 60. Empfohlen ist ab 45 Jahren einmal im Jahr eine Mammografie zu absolvieren. Hätten die beiden FrauenärztInnen 365 Tage im Jahr geöffnet, müssten sie täglich knapp 12 Frauen über 60 untersuchen. Rechnet man die Samstage, Sonn- und Feiertage weg und geht von Öffnungszeiten von Montag-Freitag aus wären etwa 17 Frauen über 60 täglich. Und dabei reden wir noch nicht von jener Altersgruppe zwischen 45 und 60.

Rechenbeispiel 3 – FachärztInnen für Kinder- und Jugendheilkunde:

• Im Bezirk gibt es genau 1 Kinderarzt/Kinderärztin mit Kassenvertrag. Wenn wir jetzt nur Kinder und Jugendliche unter 15 Jahre heranziehen, so kommen auf diese/n Kinderarzt/Kinderärztin 6.900 Kinder und Jugendliche. Geht man davon aus, dass einmal im Jahresrund durchschnittlich jedes Kind einmal behandelt werden muss – was bei manchen öfter der Fall ist, beim anderen vielleicht gar nicht – und treffen wir die weitere Annahme diese/r hätte 365 Tage im Jahr geöffnet, müsste er/sie täglich 19 Kinder und Jugendliche behandeln. Rechnet man die Samstage, Sonn- und Feiertage weg und geht von Öffnungszeiten von Montag-Freitag aus wären das etwa 28 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren täglich.

EinwohnerInnen des Bezirks Hollabrunn (Quelle: www.noel.gv.at):

• Gesamt: 51.646 (25.593 Männer; 26.053 Frauen)
• Unter 15: 6.900 (3.504 m; 3.396 w)
• 15 – 60 Jahre: 28.934 (14.756 m; 14.178 w)
• 60 Jahre und älter: 15.812 (7.333 m; 8479 w)

ÄrztInnen der wichtigsten Fachrichtungen im Bezirk Hollabrunn (Quelle: www.arztnoe.at):

• Allgemeinmedizin: 33 mit Kassenvertrag; 12 ohne Kassenvertrag (+ 4 Vorsorge-ÄrztInnen)
• Innere Medizin: 4 mit Kassenvertrag; 7 ohne Kassenvertrag (+ 3 Vorsorge-ÄrztInnen)
• Augenheilkunde und Optometrie: 2 mit Kassenvertrag; 1 ohne Kassenvertrag
• Radiologie: 0 mit Kassenvertrag; 1 ohne Kassenvertrag
• Kinder- und Jugendheilkunde: 1 mit Kassenvertrag; 2 ohne Kassenvertrag
• Frauenheilkunde und Geburtshilfe: 2 mit Kassenvertrag; 4 ohne Kassenvertrag
• HNO: 1 mit Kassenvertrag; 2 ohne Kassenvertrag
• Neurologie: 1 mit Kassenvertrag; 1 ohne Kassenvertrag
• Lungenkrankheiten: 0 mit Kassenvertrag; 0 ohne Kassenvertrag
• Haut- und Geschlechtskrankheiten: 1 mit Kassenvertrag; 2 ohne Kassenvertrag
• Urologie: 1 mit Kassenvertrag; 1 ohne Kassenvertrag

Es braucht mehr Anreize, um Ärzte nach Hollabrunn zu locken - Richard Pregler, Friedrich Dechant, Stefan Hinterberger. | Foto: Alexandra Goll

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