TRAUBENERNTE IN VOLLEM GANG
Traubenpreise kaum kostendeckend
Gute Erträge bei den Trauben, die Preise erreichen aber nur die Hälfte von 2016.
BEZIRK (jm). „Die Trauben sind vom Ertrag her durchschnittlich bis gut, durch den ausreichenden Regen sind die Beeren sehr kompakt“, beschreibt Weinbaulehrer Florian Hanousek die Traubenernte im Bezirk, die nun voll angelaufen ist.
Fäulnisgefahr relativ groß
Die dichtbeerigen Trauben sind aber auch anfälliger für Fäulnis, wenn Niederschläge in der Lesezeit einsetzen. „Bisher war das Wetter ideal, wenn man von kleinräumigem Hagel im Pulkautal und in Röschitz absieht“, erklärt Hanousek im Gespräch mit den Bezirksblättern. Der Erntezeitpunkt ist im Vergleich zum Vorjahr auch etwas später, was er nicht als Nachteil sieht. „Gelesen sollte bei einer Temperatur von 10 bis 15 Grad werden, damit das Lesegut nicht zu früh gärt“, so Hanousek.
Gratwanderung für Winzer
Wann der ideale Zeitpunkt der Haupternte des Grünen Veltliners ist, bleibt dem Geschick des Winzers überlassen. Höhere Mostgrade mit dem Risiko der Fäulnis oder weniger Mostgrade, aber sicher geerntet. Qualitätsweine müssen 15 Grad Klosterneuburger Mostwaage (KMW) erreichen. „Natürlich sollte die Traube so lange als möglich am Stock bleiben“, rät Kammerobmann Fritz Schechtner. „Im Volksmund heißt es: Eine Woche sonniges Wetter bringt einen Mostgrad mehr. Aber das Fäulnisrisiko ist nicht auszuschließen und es bleibt für die Winzer eine Gratwanderung.“
Traubenvollernter im Vormarsch
Weil es immer schwieriger ist, Erntehelfer zu bekommen, wird zunehmend mehr mit dem Traubenvollernter gelesen. „Bezirksweit kann man da von durchschnittlich 70 Prozent der Weinbaufläche sprechen, die maschinell gelesen wird“, bilanziert Weinbaulehrer Hanousek. In manchen Betrieben übernimmt der Traubenvollernter bis zu 90 Prozent der Traubenernte. „Kleinparzellen, die vom Gelände her für einen Traubenvollernter nicht erreichbar sind, wird man weiterhin händisch lesen“, räumt Hanousek ein.
Traubenpreise halbiert (2016)
Für ein Kilo Trauben (Grüne Veltliner) erhält der Winzer 40, bei guter Qualität 50 Cent. „Diese Traubenpreise sind für den Winzer fast nicht mehr kostendeckend“, erklärt Bezirksweinbauverbandsobmann Hannes Graf (Kleinhöflein), „vor allem dann nicht, wenn zusätzliche Ausgaben für Maschinenreparatur oder ein Abzug wegen nicht erreichter Mostgrade dazukommen.“
2016 erhielt der Winzer für dasselbe Produkt 80 Cent, 2017 waren es noch 60 Cent. Die Besorgnis so mancher Winzer, wie es weitergehen wird, ist daher verständlich. „Wie soll ich da den Betrieb meinem Sohn übergeben, wenn nichts dabei herausschaut?“ so ein Winzer, der sein Einkommen zum Großteil aus dem Traubenverkauf bezieht.
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