Schneeeinsatz der Feuerwehren
Urlaub oder Freistellung für Florianis
Gerade jetzt taucht die Frage, ob Feuerwehrmitglieder für einen Einsatz Urlaub nehmen müssen oder freigestellt werden, vermehrt auf, weil auch 60 Mitglieder von Feuerwehren im Bezirk Hollabrunn beim Schneeeinsatz am Annaberg eingesetzt waren.
BEZIRK HOLLABRUNN. Bezirksfeuerwehrkommandant Alois Zaussinger und Bereitschaftskommandant Wolfgang Brunthaler teilten den Katastrophenhilfsdienst ein. Kurz vor deren Ankunft in Annaberg mussten die Feuerwehrmitglieder aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse Ketten an die Fahrzeuge anlegen. Das Vorauskommando mit Bezirksfeuerwehrkommandantstv. Reinhard Scheichenberger und KHD-Bereitschaftskommandant Wolfgang Brunthaler waren bereits in Annaberg, um die ersten Aufträge abzustimmen. Hauptsächlich wurden von "unseren" Florianis Dächer von der Schneelast befreit. Der Aufstieg bzw. die Sicherung erfolgte über Leitern oder den Kran eines Wechselladefahrzeuges oder einen Teleskoplader. Neben mehreren Privathäusern wurde auch ein Geschäft, das alte Gemeindeamt und ein Gasthof von der Schneelast befreit.
Betriebe im Bezirk stellen meist frei
Reinhard Thürr, Spatenleiter Technik vom Lagerhaus Hollabrunn erklärte, dass seine Mitarbeiter für FF-Einsätze frei bekommen. "Für längere Einsätze wird aber für die jeweilige Situation entschieden", so Thürr. Auch Hermann Redl vom gleichnamigen Unternehmen in Hollabrunn gibt seinen Mitarbeitern frei: "Natürlich muss das immer mit Maß und Ziel erfolgen. Ich hatte bisher den Eindruck, dass meine Mitarbeiter diese Regelung auf keinen Fall ausnutzen!"
Für Daniel Arbes, Mitglied der Feuerwehr Schöngrabern bedeutet ein Einsatz, der in seiner Arbeitszeit erfolgt, Über- bzw. Mehrstunden. "Wir haben Gleitzeit und deshalb muss ich den Einsatz einarbeiten. Ich entscheide immer situationsabhängig ob ich helfe oder arbeiten muss", so Arbes. Freiwillige Feuerwehrmitglieder, die in Gemeinden arbeiten werden für die Dauer von Einsätzen freigestellt. "Wir sind in der Stadt Hollabrunn mit Leuten sehr gut für jeden Einsatz aufgestellt", so Kommandant von Hollabrunn Christian Holzer.
Grüne fordern Gesetz
Von Seiten der Politik sollte es schnellstens eine gesetzliche Regelung geben, weil damit zu rechnen ist, dass es aufgrund des Klimawandels zu immer mehr Katastrophenfällen kommen wird. „Derzeit müssen Freiwillige oft ihren privaten Urlaub verbrauchen. Wir sind dafür, dass sie im Katastrophenfall für diese Zeit beruflich freigestellt werden und die Kosten dafür von der öffentlichen Hand getragen werden. Wenn ein Arbeitnehmer aber unbedingt am Arbeitsplatz gebraucht wird, soll der Dienstgeber mit entsprechender Begründung weiterhin eine Einspruchsmöglichkeit haben. Dadurch soll auch eine mögliche Schlechterstellung von Freiwilligen bei der Jobsuche verhindert werden. Wir, die Grünen, bringen daher einen entsprechenden Antrag in der nächsten Landtagssitzung ein“, erklärte Georg Ecker, Landtagsabgeordneter der Grünen.
In Hollabrunn gibt es auch von Seiten der Wirtschaftskammer diesbezüglich keine Probleme. "In den letzten 20 Jahren gab es keine einzige Anfrage von Betrieben, wie die Regelung vor sich gehen sollte. In unserem Bezirk reagieren die Firmenchefs vorbildlich und stellen die Freiwilligen Helfer frei", so Julius Gelles, Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer Hollabrunn.
Anders sieht die Situation von Seiten der Feuerwehren aus, wie Wolfgang Thürr vom Bezirksfeuerwehrkommando erklärte: "Eine Freistellung hört sich im ersten Gedankengang zwar interessant an, ABER bei einer genaueren Überlegung ist es kontraproduktiv. Es stehen bei derartigen Ereignissen ausreichend FF-Mitglieder zur Verfügung. Im schlimmsten Fall wird auch auf eine Anstellung von Feuerwehrmitgliedern in einem Betrieb verzichtet.
Statement ÖVP-LAbg. Richard Hogl
Grundsätzlich muss „Freiwilligkeit“ auch „Freiwilligkeit“ bleiben. Bis vor rund 10 Jahren gab es maßgebliche politische Parteien, die z.B. das FF – Wesen in seiner Breite angezweifelt haben. Trotzdem sind wir froh, dass wir 98.000 FF – Leute in NÖ. haben, damit ist gewährleistet, dass auch immer genug da sind, selbst bei arbeitsintensiven Einsätzen wie Hochwasser, oder (jetzt) Schnee-Einsatz.
Daher bin ich der Ansicht, es soll weiter mit dem Arbeitgeber abzustimmen sein. Alles andere käme ja einer Diskriminierung von Freiwilligen gleich, denn dann könnte ein Arbeitgeber beim Dienstvertrag verlangen „Keine Mitgliedschaft bei einer Freiwilligen Blaulichtorganisation“. Ich denke das wäre mehr noch kontraproduktiv. In einem konkreten, lokalen Anlassfall hat man normalerweise Verständnis – es kann aber nicht so sein, dass ein engagierter FF-Mann sich automatisch einige Tage frei nehmen kann, wenn irgendwo in Österreich oder auch darüber hinaus ein Schadensfall entsteht. Eine Abstimmung mit dem Arbeitgeber soll / muss es weiterhin geben.
Zur Sache:
Aktuellen Fakten: Erst 20 Prozent (1000 Helfer) aller Katastropheneinheiten wurden aus den 20 NÖ Bezirken in den Schneeeinsatz gebracht. Fazit: Bei derartigen Ereignissen stehen ausreichend FF-Mitglieder zur Verfügung. So war es auch bei den Hochwasserereignissen von 2002 und 2013.
In Österreich sind etwa 260.000 Betriebe ansässig, die zwischen einem und neun Mitarbeiter beschäftigen.
Ziel des Landesfeuerwehrkommando:
Das Ziel muss sein, mit den Arbeitgebern ein vernünftiges Miteinander anzustreben und betriebsinterne Vereinbarungen zu treffen. Mit Zwang funktioniert gar nichts. Gerade die NÖ Unternehmer haben ein großes Herz für die Feuerwehr und ihren Mitarbeitern auch gerne für länger dauernde Einsätze freigeben - vor allem im Katastrophenfall. Aktuelles Beispiel: Die NÖ Gebietskrankenkasse schenkt allen Angestellten, die bei einer Feuerwehr tätig sind, eine Woche bezahlten Sonderurlaub für Ausbildung und Einsätze.
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