Sonderschulen heiß umkämpft

Peter König  ist gegen das Aushungern der Sonderschulen.         Foto: z. V. g.
  • Peter König ist gegen das Aushungern der Sonderschulen. Foto: z. V. g.
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BEZIRK (jm). Der gemeinsame Unterricht aller Kinder – also auch jener mit besonderen Bedürfnissen und Behinderungen – soll bis 2020 die bisherigen Sonderschulen (ASO) ersetzen. Doch dagegen formiert sich Widerstand. Im Bezirk Hollabrunn ist die Zukunft von drei Sonderschulen/Sonderklassen ungewiss.

Kahlschlag hat begonnen

Aufgrund der neuen Richtlinien wurden in den letzten Jahren sechs Standorte von Sonderklassen aufgelassen: Retz, Pulkau, Ravelsbach, Wullersdorf, Zellerndorf und Ziersdorf. Zu spüren hat es ohnedies „nur“ die Lehrkraft bekommen, die nun zusätzlich SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) zu unterrichten hat. Eine Stützkraft für ein paar Wochenstunden bekommt sie nur „nach Maßgabe der vorhandenen Ressourcen“, und bei Lehrerstunden wird gespart. ÖAAB-Bezirksobmann Ewald Bussek setzt sich daher für den Erhalt der Sonderschule ein, Die Forderung nach Chancengleichheit geht seiner Meinung nach an den Bedürfnissen der SchülerInnen vorbei: „Wenn alle in einer Klasse sitzen, werden die Talentierten gebremst und die Schwachen nicht gefördert“, weiß der vierfache Familienvater zu berichten.

Regelschule stößt an Grenzen

Die Hollabrunner ZIS-Direktorin Brigitte Geyer spricht aus jahrzehntelanger Sonderschulerfahrung: „Es gibt Kinder mit besonderen Bedürfnissen, wo die Regelschule an Grenzen stößt. Sie brauchen eine Betreuung in kleinen Gruppen, wo für zehn SchülerInnen zwei LehrerInnen da sind“, so Geyer. Sie befürwortet Inklusion, aber nur dort, wo es sinnvoll ist, wenn beispielsweise für ASO- und NMS-SchülerInnen gemeinsame Turnstunden organisiert werden.
Die Bezirksblätter sprachen mit GfG Peter König, Spitzenkandidat des NÖAAB zur Nationalratswahl: „Ab einem gewissen Grad der Beeinträchtigung brauchen wir Sonderschulen für die Kinder, weil das Regelschulwerk da einfach an seine Grenzen stößt. Diese Kinder nicht mehr gezielt und ausgiebig zu fördern kommt einem Verbrechen gleich. Was nützt es zum Beispiel einem Kind mit zerebraler Entwicklungsstörung, wenn es sich mit quadratischen Funktionen beschäftigt. Viel wichtiger wäre da doch etwa das Lesen oder diesem Kind zu lernen, selbstständig zurechtzukommen. In vielen Sonderschulen werden Ergotherapie und Physiotherapie angeboten, in einer Regelschule wäre das nicht möglich. Da fehlt die Zeit, da fehlen die Räumlichkeiten, die passenden Geräte und mit Sicherheit zum Teil auch die Ausbildung der Lehrkräfte. Viele jetzige Sonderschullehrer sind 50+, die Ausbildung der sonderpädagogischen Lehrer hat man bereits zurückgeschnitten. In der nächsten Generation an Lehrern geht da ein wahrer Schatz an Erfahrungen verloren. In den Sonderschulen werden traumatisierte Kinder psychologisch betreut, ganz zu schweigen von den körperlichen Defiziten, das kann eine Regelschule einfach nicht leisten. Inklusion ja, auf jeden Fall, aber doch bitte nicht auf Kosten unserer Kinder. Die Vielfältigkeit am schulischen Angebot muss man unbedingt erhalten und wo es geht, nach- und verbessern. Die Sonderschulen auszuhungern ist mit Sicherheit nicht die richtige Lösung“, so König.
Laut König würde man Sonderschulen nicht komplett abschaffen wollen. Der Plan wäre, die wirklich schweren Fälle durchaus in Sonderschulen weiter zu fördern. „Was hat das jedoch zur Folge: Zusammenlegungen. Das heißt dann, dass Kinder aus dem ganzen Weinviertel in eine Schule gekarrt werden, um dort einen Tag zu verbringen und dann wieder, wahrscheinlich mit speziellen Fahrtendiensten, zurückgebracht werden. Das spottet jeder Beschreibung von Menschlichkeit“, so König.

Zur Sache:

SPÖ und BM Hammerschmid planen• Abschaffung aller Sonderschulen bis 2020 – Ziel: Alle Schüler sollen im Regelunterricht inklusiv unterrichtet werden.
Forderung des NÖAAB:
• Inklusion fördern und ausbauen. 5,6 % der NÖ SchülerInnen haben einen sonderpädagogischen Förderbedarf (SPF), derzeit werden etwa 52 % SPF-Kinder in den Regelschulen unterrichtet.
• Sonderschulen sollen auch nach dem Jahr 2020 weiter erhalten bleiben.
• Die Eltern sollen entscheiden können, ob ihr Kind mit besonderen Bedürfnissen die Sonder- oder die Regelschule besucht.
• Inklusiver Unterricht ist nicht für jedes Kind die richtige Unterrichtsform.
• Individuelle Förderung auch in Kleingruppen bietet Kindern, die dies dringend benötigen, die nötige Geborgenheit und Sicherheit für die persönliche Entwicklung
Initiative des NÖAAB für den Erhalt der Sonderschule
• Bisher mehr als 13.500 Unterstützerinnen und Unterstützer landesweit.
Maßnahmen:
• Resolution im NÖ-Landtag, beschlossen mit den Stimmen von ÖVP, SPÖ, FPÖ und Liste Frank
• Petition im Bundesrat mit Aufforderung an BM Hammerschmid zur Stellungnahme
• Resolutionen von Gemeinden zum Erhalt der Sonderschule

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