Fachkräfte gehen uns bald aus
Trotz Arbeitslosen-Rekord finden Betriebe in der Region kein geeignetes Personal.
BEZIRK (ag). Liest man die Schlagzeilen der vergangenen Wochen, dann kann man es kaum glauben. Alle reden von Arbeitslosigkeit, aber es gibt Firmen im Bezirk, die keine Fachkräfte finden. Das Lagerhaus Hollabrunn sucht Fachkräfte in allen Bereichen, z. B. Landmaschinen- und Kfz-Techniker.
Kein brauchbares Personal
„Wir finden schwer oder gar kein geeignetes Personal für unsere Bereiche. Viele haben keinen Abschluss und weisen kein Fachwissen auf. Auch bei den Lehrlingen haben wir ein ähnliches Problem“, so Reinhard Thürr, Spartenleiter Technik im Lagerhaus Hollabrunn. So geht es vielen Chefs im Bezirk. Sofort beginnen könnten Fleischhauer und Köche in der Weinviertler Fleischerei Hofmann.
Keine Fleischer und Köche
„Für diese Bereiche meldet sich niemand. Zum Glück konnten wir unser Personal im Verkauf aufstocken. Wir nahmen Personen um die 50 Jahre auf, aber erhielten keine Förderung, da die Herrschaften zu wenig bzw. gar nicht arbeitslos gemeldet waren. Auch die Lehrlinge sind extrem zurückgegangen. Das ist eine beängstigende Situation“, weiß Andrea Hofmann. Aus ihrer Erfahrung kann sie sehen, dass sich die Arbeitsmoral von Leuten, die länger arbeitslos sind, negativ ändert.
Arbeitslos ohne Ausbildung
Von Arbeitslosigkeit betroffen sind zunehmend Personen ohne abgeschlossene Ausbildung. „Im letzten Jahr haben 43 Schulklassen die Beratung im Berufsinformationszentrum im AMS Hollabrunn genützt. Warum Angebot und Nachfrage bei den Lehrlingsberufen nicht zusammenpassen hat auch den Grund, dass viele Jugendliche nach wie vor in klassische Lehrberufe drängen und kaum zu Alternativen bereit sind“, so Peter Kirchner, stv. Leiter AMS Hollabrunn.
Ein Lied von unqualifizierten Lehrstellensuchenden kann auch Erich Dorrer, Spartenleiter Baustoffe Lagerhaus, singen: „Nicht einmal die Grundrechnungsarten werden beherrscht. Die Situation ist dramatisch schlecht geworden. Die meisten Jugendlichen wollen weiter in höhere Schulen gehen. Das Image des Handwerksberufes ist derzeit extrem schlecht. Nicht nur die Nachfrage nach Fachkräften steigt, sondern auch die technischen Anforderungen. Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht mit Lehrlingen, wählen sorgfältig aus und ziehen uns die eigene Mannschaft heran.“
„Mit dem Fachkräftemonitor will auch die Wirtschaftskammer dem Fachkräftemangel gegensteuern“, erklärte Julius Gelles von der Wirtschaftskammer. Wirkungsvolle Maßnahmen sind jetzt auf jeden Fall dringend notwendig, da sind sich auch alle Befragten einig - doch das kann nur von der Politik kommen.
Zur Sache:
Dem AMS Hollabrunn sind aktuell 78 offene Stellen gemeldet.
20 Stellen im Bereich Lebensmittel/Gastro (KöchIn, BäckerIn, KonditorIn, KellnerIn, FleischwarenfachverkäuferInnen), 13 Stellen im Bereich Handel und Aussendienst, 9 Stellen im Bereich Büro, 8 Stellen im Bereich Metall (SchlosserIn, SpenglerIn, InstallateurIn), 7 Stellen im Bereich Pflanzen (GartenbautechnikerIn, FloristIn, GärtnerIn), 6 Stellen im Bereich Technik (BautechnikerIn, MaschinistIn, HaustechnikerIn), 4 Stellen im Bereich Holz (TischlerIn und ZimmererIn)
4 Stellen im Bereich Bau (PflastererIn, DackdeckerIn, MaurerIn).
Aktuell gibt es im Bezirk 30 gemeldete offene Lehrstellen.
Einzelhandel, FriseurInnen, FleischverarbeiterInnen, SpenglerIn, DachdeckerIn, ZimmererIn, InstallatationstechnikerIn, GartebautechnikerIn, GlasbautechnikerIn. Dem gegenüber stehen 30 vorgemerkte Lehrstellensuchende (22 Burschen, 8 Mädchen).
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