Betreutes Wohnen ohne Betreuung
Enorme Zusatzkosten muss eine Hilfsbedürftige in Ziersdorf zahlen.
ZIERSDORF (ag). Der Artikel in unserer Ausgabe Nr. 40, auf Seite 29, zum Thema „Pflege daheim bringt Geldsegen“, verärgerte eine 76-jährige Ziersdorferin so dermaßen, dass sie sich an die Redaktion mit ihrer ganz persönlichen Geschichte wandte. In dem Artikel ist die Rede, dass das Pflegesystem komplett umgestellt wurde und mit Einrichtungen wie „Betreutem Wohnen“ die Kosten minimiert wurden.
Hilfe selbst organisieren
Seit Ostern 2014 lebt Hannelore Czaker im „Betreuten Wohnen“ in Ziersdorf in einer 62 m2 großen Wohnung. Doch seitdem wurde sie kein einziges Mal betreut oder kontaktiert.
Die Frau ist körperlich schwer beeinträchtigt, hat einen Kopftumor, ist fast blind und geht auf Krücken. Jegliche Hilfe, die sie beanprucht, muss sie sich selbst organisieren und extra bezahlen. Das ist natürlich mit einer kleinen Rente und der Pflegestufe 1 schwer zu finanzieren. „Ich bräuchte nur manchmal wen, der mir den Mist runterträgt, kurz zur Apotheke geht oder mir die Wäsche macht. Warum heißt das „betreutes Wohnen“, wenn es mit Betreuung gar nichts zu tun hat“, fragt sich die Seniorin, die 500,62 Euro für die Wohnung monatlich bezahlt.
Missverständlicher Begriff
Das fragten sich die Bezirksblätter auch und konfrontierten die Waldviertel-Genossenschaft damit. „Das ist ein missverständlicher Begriff und bedeutet, dass die Wohnungen barrierefrei, mit einem Gesellschaftsraum und betreubar sind. Mit dieser Wohnart sind Förderungen vom Land NÖ vebunden, aber ohne grundsätzliche Basis-Betreuung“, erklärte Katja Witt von der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft „Waldviertel“.
Ziersdorfs Bürgermeister Johann Gartner stellte sich diese Wohnart ebenfalls anders vor und bot nun der Frau an, den Kontakt zu Pflegeeinrichtungen wie Hilfswerk oder Volkshilfe herzustellen.
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