Landesbeamte holten Kinder ab!
Kinderwohl gefährdet: Therapeutische Gemeinschaft in Sitzendorf geschlossen.
SITZENDORF (jrh). Am vergangenen Mittwoch, gegen 7:30 Uhr, kamen Mitarbeiter des Landes NÖ unangemeldet in die Betreuungseinrichtung für Kinder- und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen in Sitzendorf. Die Einrichtung ist eine von drei der Therapeutischen Gemeinschaft in NÖ. Die beiden anderen Standort in den Bezirken Krems und Wr. Neustadt erhielten ebenfalls einen Besuch der Landesbeamten. Die morgentliche Überraschung war, das die Kinder (ca. 20 Kinder und Jugendliche) ohne Angabe von Gründen aus den Einrichtungen abgezogen und in Landesheimen untergebracht wurden.Im Vorfeld dieser Aktion steht eine Sonderkommission, die von LH-Stv.- Franz Schnabl (geleitet von RA Dr. Simone Metz), bereits im Dezember 2017 eingerichtet wurde. Diese SOKO beschäftigte sich seither mit Mißständen in den drei Einrichtungen. Dabei sollen vor allem drei Bereiche im Bericht der SOKO bemängelt werden. Es wird von unangemessener pschischer und physischer Gewalt und von unzuverlässliger Bedarfsmedikamention ohne ärztliche Versorgung gesprochen.
Was genau in der Einrichtung in Sitzendorf vorgefallen ist, war zum Redaktionsschluss nicht zu erfahren. In Sitzendorf waren zwei Kinder/Jugendliche untergebracht. Die Bezirksblätter haben bei der Therapeuthischen Gemeinschaft versucht mehr zu erfahren.
Der Sitzendorfer Heimleiter Stefan Bauer: „Wir sind was den Standort Sitzendorf betrifft reinen Gewissens. Für uns stellt sich die Verordnung zur Schließung durch das Land NÖ als abosluten Willkürakt dar. Die Landesbeamten haben uns bei der ersten Begehung signalisiert, dass sie mit ihrer Vorgangsweise kein gutes Gefühl hätten und das der SOKO-Bericht diesen Schritt nicht rechtfertigt. Bei der Abholung am Mittwoch gab es seitens der Beamten keine Begründung. Und das die Jugendlichen in eine Landeseinrichtung gebracht wurden stimmt nicht. Ein suizidgefährdeter Jugendlicher aus unserer Einrichtung wurde wieder den Eltern übergeben. Wir werden auf jeden Fall rechtlich den Bescheid des Landes anfechten."
Zur Sache:
Über die Schließung der Kinder- und privaten Jugendbetreuungseinrichtungen der Therapeutischen Gemeinschaft gab es vergangene Woche eine PK der NÖ Landesregierung mit LH-Stv. Franz Schnabl und der Leiterin der SOKO, Dr. Simone Metz.
• LH-Stv. Franz Schnabl: „Die Sichtung aller bezugnehmenden Akten, die Einrichtung einer Hotline, die Evaluierung der Kontrollberichte und zu guter Letzt auch die des Kontrollsystems – dies wurde zusätzlich durch dutzende persönliche Gespräche mit allen Betroffenen und Besuchen der Einrichtungen unterlegt. Der Vertrag mit dem Betreiber wurde gelöst und die Kinder und Jugendlichen in die Obhut von Landes- bzw. anderen Privateinrichtungen übernommen. Zudem wird eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft eingebracht".
•Dr. Simone Metz: „Die Sonderkommission hat seit 11.12.2017 mehrere tausende Seiten an Dokumentationen gesichtet. Mit 54 Personen wurden teilweise mehrstündige Gespräche geführt und sechs Besichtigungen in den Einrichtungen vor Ort vorgenommen. In dem rund 250 Seiten umfassenden Bericht der Sonderkommission hat diese Versäumnisse - sowohl auf Seiten der privaten Einrichtung als auch auf Seiten der Kinder- und Jugendhilfe NÖ - festgestellt und entsprechende Empfehlungen ausgesprochen".
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