Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler: "Wir brauchen Kunst in dieser Stadt"

- Veronica Kaup-Hasler war von 2006 bis 2017 Intendantin des Festivals "steirischer herbst".
- Foto: Markus Spitzauer
- hochgeladen von Nicole Gretz-Blanckenstein
Wiens Kulturstadträtin über Kunst, Politik, den Kasperl und ihr "seltsames Wesen".
WIEN. Die bz traf die Josefstädterin Kaup-Hasler in der Frommen Helene in der Josefstädter Straße zum Interview.
Sie haben sich bei Ihren künstlerischen Engagements immer wieder mit Politik beschäftigt. Wie ändert sich der Blickwinkel, wenn man selbst auf der politischen Bühne steht?
VERONICA KAUP-HASLER: Egal, wo ich bis jetzt gearbeitet habe, ging es darum, Künstlern, Kuratoren und Verantwortlichen in der Kunst Raum zu geben. Das tue ich jetzt auf einem ganz großen Feld, jedoch ist der Antrieb der gleiche. Für diese Menschen Sorge zu tragen und für die ganze Stadt mitzudenken – das ist schon eine neue Dimension. Jedoch eine unglaublich schöne und erfüllende Aufgabe für mich.
Wie lässt sich Kunst und Kultur mit Politik vereinbaren?
Aus meiner Sicht ist das fantastisch vereinbar. Denn es geht ja nicht darum, dass die Politik jetzt die Inhalte bestimmt. Sondern wir machen künstlerisches Schaffen möglich. Ich bin dazu da, die Rahmenbedingungen zu stellen. Leider sind die Möglichkeiten finanziell begrenzt. Das heißt, wir müssen auf die Gewichtung zwischen Tradition und Innovation in einer sich verändernden Stadt achten. Das Theater in der Josefstadt ist ein tolles Beispiel dafür: Sie schaffen es, ein jüngeres Publikum zu begeistern, ohne das alte zu vergraulen.
Die Erlöse der Wiener Festwochen sind in den vergangenen vier Jahren um 61 Prozent gesunken. Wie geht es weiter?
Einfach mit dem Mut dessen, der Visionen hat. Christophe Slagmuylder kommt mal für 2019 als neuer Festwochen-Chef mit ganz viel frischer Energie. Ich bin mir sicher, dass es ihm gelingen wird, im Laufe seiner Amtszeit hier Zeichen zu setzen. Er ist in dieses Wasser hineingesprungen und das trotz unsäglich kurzer Vorbereitungszeit. Daher muss man das Publikum bitten, mit etwas Milde auf das kommende erste Jahr zu schauen.
Die Urania-Puppenbühne steht vor dem Aus. Warum hat sich Theaterdirektor Manfred Müller nicht an Sie gewendet?
Ich weiß nicht, warum er sich nicht an uns gewandt hat. Ich finde es ein sehr interessantes Phänomen, dass jetzt alle genauso reagieren, wie wir als Kinder. Die Hexe steht hinterm Busch, dem Kasperl droht große Gefahr und alle schreien: Kasperl muss gerettet werden. Das ist entzückend. Es beweist, dass wir alle – trotz fortgeschrittenem Alter – Kinder sind. Es ist ein wichtiges Stück Wiener Kinderkultur. Wir werden mit Herrn Müller reden und ihm dabei helfen, einen Nachfolger zu finden, der das mit dem selben Herzblut weiter betreibt.
In Wien gibt es viele große, etablierte Kulturstätten. Gibt es da noch Platz für Neues?
Absolut. Gerade jenseits der Donau, wo Wien wächst. Und zu einem lebendigen neuen Stadtteil gehören auch kulturelle Einrichtungen. Bis jetzt war alles geballt im Zentrum und in den umliegenden Gebieten. Wir brauchen Institutionen – wie es das Konzerthaus schon macht – die in die Bezirke rausgehen. Und umgekehrt die Gegenbewegung, dass diejenigen, die dort davon begeistert waren, wiederum ins Konzerthaus pilgern. Und gleichzeitig brauchen wir auch eigenständige Einrichtungen, wo man sagt: "Wow, super, eine neue Ausstellungseröffnung in der Donaustadt, die schauen wir uns an."
Beim Amtsantritt haben Sie sich als "seltsames Wesen" bezeichnet. Wie seltsam sind Sie?
Ach, hätte ich das doch nie gesagt! Jetzt werde ich dauernd darauf angesprochen (lacht). Die einen stehen auf Kreuzworträtsel, ich auf verfahrene Situationen, die ich sukzessive auflösen kann. Das ist doch eher seltsam.
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