Josefstadt
So lief die Anti-Graffiti-Demo am Wiener Würstelstand
Am Mittwoch, 20. Juli, fand die Anti-Werbegraffiti-Demo in der Pfeilgasse vor dem Wiener Würstelstand statt. Protestiert wurde dabei gegen ein riesiges Sujet von Coca Cola. Vor Ort war unter anderem auch der Bezirksvorsteher Martin Fabisch (Grüne).
WIEN/JOSEFSTADT. Eine Demo mit 50 Litern Freibier, Gratis-Limonaden von Almdudler und einem Beatboxer: diese fand am Mittwoch Abend, 20. Juli, in der Pfeilgasse statt. Der Wiener Würstelstand protestierte dabei gegen das riesige schwarze Coca-Cola-Graffiti, das seit einiger Zeit auf einer vermarkteten Hauswand hinter dem Geschäft zu sehen ist.
Für Michael "Mike" Lanner, einem der beiden Betreiber des Würstelstands, ist dieses Graffiti eine „rücksichtlose Brachialwerbung“, die "wie ein gigantischer Phallus" über dem kleinen Stand rage. Nachdem man in Gesprächen mit Coca Cola und der Agentur Warda Media, die die Hauswand vermarktet, keine Lösung erzielen konnte, gab's nun die vorab angekündigte Protestaktion.
Kunst statt "Brachial-Werbung"
Die BezirksZeitung war bei der Demo vor Ort; gegen 20 Uhr waren wohl deutlich über einhundert anwesend. "Die Agentur vermarktet laut eigenen Aussagen die Wand für die nächsten fünf Jahre", erklärte Demo-Organisator Lanner: "Umso wichtiger ist es für uns, dass es nicht in dieser Form mit Brachial-Werbung weitergeht."
Stattdessen fordert er künftig "künstlerischer" gestaltete Werbung auf der Wand hinter seinem Würstelstand.
Das sagt der Bezirksvorsteher
Auf der Demo war auch Bezirksvorsteher Martin Fabisch (Grüne). Er betonte zwar, dass man prinzipiell überall werben könne und man im Falle der Cola-Werbung nicht "Geschmackspolizei" sein solle.
Allerdings fuhr er fort: "Wenn Sie mich persönlich fragen, ob's mir gefällt, dann sage ich 'Nein'." Ein Problem sei für ihn etwa das viele Schwarz im Motiv, welches gerade bei 40 Grad den kleinen Pfeilplatz noch zusätzlich aufheizen könnte.
Für die Zukunft will er nun mehr Kommunikation in solchen Fällen. "Dass man mit der MA 19 spricht, dass die Werbeagentur mit mir spricht, was hier avisiert wird. Damit wir genau solche Probleme nicht mehr bekommen." Dem Wiener Würstelstand gönne er jedenfalls die Aufmerksamkeit für seinen Protest.
Unzufriedenheit unter Anrainern
Vor Ort war auch der SPÖ-Bezirksrat Alexander Traunmüller, der am Platz wohnt: "Alleine aus meinem Haus sind heute sechs Leute hier, das ist ein Fünftel des Gebäudes. Es herrscht allgemeine Aufregung. Viele waren schon mit der vorigen Werbung auf der Wand unzufrieden und jetzt ist es noch schlimmer." Auch er erhoffte sich für die Zukunft "schönere" Bilder auf der Wand.
Coca Cola ruft Design-Wettbewerb aus
Kurz vor der Demo hatte am Mittwoch auch Coca Cola in einer Aussendung auf die Kritik des Wiener Würstelstands reagiert. Die Gespräche mit dem Wiener Würstelstand im Vorfeld der Protestaktion seien demnach "wertschätzend und lösungsorientiert" verlaufen. Gleichzeitig sehe man aber Teile der Kritik "nicht gänzlich berechtigt"; besonders, was das Aussehen des Riesen-Graffitis betrifft.
So sagt Philipp Bodzenta, Unternehmenssprecher von Coca-Cola Österreich:
"Wir sollten in der Diskussion bedenken, dass auch hier Künstler kreativ tätig waren. Coca-Cola erweckt seit Jahrzehnten das Interesse von Künstler:innen - für Designs direkt auf der Flasche oder die Einbindung der Flasche in Kunstwerken.“
Trotzdem reagiert Coca Cola und möchte beim Thema "Street Art" künftig wohl andere Wege gehen. Der Softdrink-Hersteller hat deshalb zu einem online-Kreativ-Wettbewerb aufgerufen.
Dabei sollen ab 1. August Vorschläge gesammelt werden, wie Coca Cola Werbeflächen vergleichbar mit der Hauswand in der Pfeilgasse künftig gestalten könnte. Der Sieger-Entwurf wird mit einem Preisgeld von 3.000 Euro bedacht. Plakate mit entsprechenden QR-Codes sollen in der Pfeilgasse angebracht werden.
Das Graffiti in der Pfeilgasse bleibt vorerst
Für das Graffiti über dem Wiener Würstelstand selbst wird diese Aktion aber zu spät kommen. Da Coca Cola die Wand nur bis Ende August gebucht hat, geht sich eine Umgestaltung dann sinnvollerweise nämlich nicht mehr aus.
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