Die Strozzigasse als eigenes Grätzel
Aus einer verschlafenen Seitengasse in der Josefstadt, wurde eine kleine Insel aus Kleinunternehmen. Hier stehen die Inhaber noch selbst im Geschäft.
JOSEFSTADT. Ein Grätzel, in dem man vor allem kleine Betriebe, die vom Inhaber selbst geführt werden, findet, ist in Wien mittlerweile selten. Große Ketten haben den Markt zum überwiegenden Teil fest in der Hand. Ähnlich dem kleinen gallischen Dorf finden sich aber doch immer wieder Gassen, die das kleine Handwerk gepachtet haben. So wie die Strozzigasse, wo Katharina Ronacher und Karin Matyk vor 17 Jahren ihre Schneiderei "cadê" eröffneten. Seitdem habe sich einiges vor der eigenen Tür getan. "Es gab einen deutlichen Aufschwung in unserer kleinen Gasse", sagt Ronacher. In den vergangenen Jahren seien immer wieder neue Betriebe dazugekommen.
Verschlafene Seitengasse
Warum sich vor allem kleine Betriebe neu ansiedeln, erklären sich Matyk und Ronacher aus einem ziemlich einfachen Grund: wegen der Miete. "In der Josefstädter Straße ist es für die Kleinen schwierig. Die Mieten kann man sich dort zu Beginn nur schwer leisten", so Ronacher. In der Seitengasse sei es da schon leichter. Dieser Umstand berge aber auch den großen Vorteil in sich, dass immer neue und vor allem junge Betriebe dazukommen würden. "Es ist unheimlich toll, was sich da in den vergangenen zwei bis drei Jahren getan hat", sagt Matyk. Den Aufschwung könne man auch am langen Bestehen der Geschäfte sehen. Dass in vielen Betrieben noch der Eigentümer beziehungsweise Inhaber selbst steht, ist auch gut für das Zusammenleben der Geschäftsleute. Nach Ladenschluss sehe man sich noch beim Zusperren oder auf dem Heimweg. Wer noch Zeit habe, besuche alternativ gleich das Café Strozzi, die zentrale Drehscheibe am Strozzigrund.
Das Café Strozzi gibt es ewig
Seit 45 Jahren ist Alice Schlossko mit ihrem Kaffeehaus der Treffpunkt im Grätzel. Mittlerweile ist sie mehr in der Küche, während sich Sohn Harald um die Geschäfte kümmert. Trotzdem kennt sie so gut wie jeden. "Was heißt Dorfplatzcharakter, der Dorfplatz ist da vor der Tür", lacht die Kaffeehausbesitzerin. Auch sie hat den Aufschwung gemerkt: "Vor fünf, sechs Jahren ist es hier losgegangen. Das hat mich natürlich sehr gefreut", sagt Schlossko. Früher habe es noch viel mehr Büros gegeben, die natürlich Kundschaft gebracht hätten, deren Abzug habe man gemerkt. "Wir sind uns aber treu geblieben. Ich glaube, deswegen haben wir auch so viel Stammkundschaft und den Abzug so gut überstanden", sagt sie.
Große Ketten brächten nicht die Persönlichkeit, die so viele Kunden schätzen würden. "Frau#+Patrizia ist als Kellnerin an vorderster Front. Da müssen viele nicht einmal sagen, was sie wollen, sie weiß schon Bescheid. Gell, Patrizia?" Die verschiedenen Betriebe haben sich vergangenes Jahr organisiert und einen neuen Weg gefunden, sich zu präsentieren: Auf der eigenen Facebook-Seite "Mein Strozzigrund" stellen sich die Unternehmer vor: www.facebook.at/strozzigrund
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