Unterwegs in der Villacher Vorstadt
Die Stadt ist die Multiplikation von Möglichkeiten

40Bilder

Im Klagenfurter Trendviertel um Herbertstraße, Henselstraße und dem Botanischen Garten:  Die Villacher Vorstadt gehört zum historischen Stadtgebiet von Klagenfurt und ist von den acht innerstädtischen Bezirken der mit Abstand bevölkerungsreichste. Im florierenden Viertel um die Herbertstraße, Deutenhofenstraße und Henselstraße darf investiert werden. Das Stadtviertel darf einzigartig sein, es muss unverwechselbar sein und es muss in der Lage sein, uns Menschen mit seinem Wesen zu verzaubern. 

"Gute Viertel brauchen breite Radwege, Plätze und Parks," sagt der Stadtplaner Jan Gehl. Der Maria-Theresia-Park im Viertel und der Radweg entlang der Aichelburg-Labia-Straße könnten dem auch entsprechen, wäre da nicht der rege Durchzugsverkehr in eben dieser Straße stadtein- und stadtauswärts. Der ausgedehnte Rechtsabbieger von der Feldkirchner Straße in die Aichelburg-Labia-Straße spült den Verkehr in das Viertel.   

In seinem Hauptwerk „Städte für Menschen“ hat er ein Kapitel den menschlichen Sinnen gewidmet. Darum geht es: den Maßstab. Je näher wir uns kommen, desto persönlicher und intimer werden unsere Beziehungen; deshalb erscheinen uns kleinräumige Viertel warm und vertraut und große Metropolen oft abweisend und kalt. Öffentliche und halböffentliche Räume wie Parks, Straßencafes und Restaurants, im Viertel fehlt im Übrigen ein Restaurant, bieten eine neue Kultur der Nutzung des öffentlichen Raums als Erholungsraum. Hier treffen sich die Leute, hier werden Nachrichten und Informationen ausgetauscht. Das Aufeinandertreffen der Leute und viele kleine und subtile Erfahrungen zu machen ist wichtig. Man ist nicht allein.

Adrienne Grêt-Regamey von der ETH Zürich schreibt: „Wohnqualität hat viel mit Heimatgefühl zu tun. Es geht nicht nur um die Form und Funktion von Orten, sondern auch um deren Wahrnehmung. Ein Problem ist, dass viele Wohnquartiere heute überall gleich aussehen. In einer Wohnhausanlage weiß man nicht, ob man sich in Berlin, Wien, Brüssel oder Zürich befindet. In ganz Europa hat eine Homogenisierung der Stadtbilder stattgefunden. Ähnliche Materialien werden in standardisierte Bauformen eingesetzt. Aber unsere Forschung zeigt: Je gleichförmiger eine Umgebung, desto weniger Menschen werden bereit sein, sich in der Quartierentwicklung zu engagieren.
Dabei ist die persönliche Verantwortung für die Entwicklung eines Ortes enorm wichtig. Ein Investor kann technisch alles richtig machen; wenn dann die Menschen fehlen, die diese Möglichkeiten nutzen, wird das Projekt trotzdem scheitern. Ohne persönlichen Bezug entsteht kein Heimatgefühl.“

Maria-Theresia-Park in der Henselstraße als Begegnungszone für das Viertel; Investitionen sind nötig

Work with a view:  Der Stadtarbeitsplatz, ein Prototyp eines vielseitig einsetzbaren Open-Air-Office Konzepts, war ein wesentlicher Teil einer neu geschaffenen Begegnungszone in der Klagenfurter Bahnhofstraße. Umgesetzt wurde das Projekt mit Max Compact Exterior. Da die Sitzmodule samt Co-Working-Tischen bis 2024 am Kardinalsplatz  als Sitzgelegenheiten dienten, dort aber "unbetreut" und stark verschmutzt herumstanden, hat Herbert Miglar, vom Cafe "Quartier West", das sich unmittelbar beim Maria-Theresia-Parks befindet, die Sitzgruppe im Park aufstellen lassen. Im Rahmen seiner Öffnungszeiten werden die Sitzmodulle von Miglar gereinigt und gewartet.

Sein Cafe an der Ecke Herbertstraße/Deutenhofenstraße ist mittlerweile eine Begegnungszone. Dem Maria-Theresia-Park fehlen Angebote für die ganze Familie, zudem gehört der Baumbestand ergänzt und erneuert. 

In der Gemeine Neuhaus in Südkärnten mit 1000 Einwohnern wurde 2023 der Skulpturen- und Familienmotorikweg   "KunstSinnNeuhaus"   von Bürgermeister Patrick Skubel feierlich eröffnet. Auf dem 1,2 Kilometer langen Rundweg, der dem Ort mit dem Museum Liaunig verbindet, befinden sich acht beeindruckende Kunstobjekt und zwei Motorikbereiche. Ingesamt wurden sieben motorische Geräte (darunter beispielsweise eine ca. 13 m lange Kletterstrecke, Trampoline, Kippbalken und Kletterwände angeschafft. Die Auswahl erfolgte im Jänner 2022 durch eine Befragung der Volksschul- und Vorschulkinder. An den beiden Standorten werden im Zuge des Projektes auch neue Sitzgelegenheiten errichtet. Eben diese Motorikbereiche würden auch als Muster für den Familienpark Maria-Theresia-Park im Viertel für eine aktive Belebung sorgen.

Um Konflikte im Maria-Theresia-Park zu vermeiden und gleichzeitig das Wohlbefinden von Hunden und Hundehaltern zu gewährleisten, wäre die Einrichtung von Hundezonen wichtig. Hundezonen ermöglichen kontrollierten Freilauf und soziales Zusammenspiel zwischen Hunden untereinander, während gleichzeitig die anderen Parkbesucher vor möglichen Störungen geschützt werden. Aushänge mit den Verhaltensregeln für Hundezonen sollten die Hundehalter über die Regeln informieren, wie z. B. die Verwendung von Leinen, das Halten der Hunde unter Aufsicht und die Entfaltung von Hundekot.

Haus P
Vor dem Hintergrund der städtischen Lage, unweit des Stadtzentrums aber in grüner Umgebung, steht eines der architektonisch interessantesten Häuser des Kreuzberglviertels

In der Henselstraße/Teichstraße wurde von 2009 bis 2010 das Einfamilienhaus "P" errichtet. Das Sockelgeschoß besteht aus Stahlbeton, darauf aufbauend entwickelt sich das Haus als Holzbau über verschiedene Niveaus nach oben. Schiebewände aus Holzlamellen sorgen für Sonnen-, Sicht- oder Witterungsschutz oder lassen in der Mitte zusammengeschoben den Blick auf den Garten frei. Das Gebäude steht an der nördlichen Grundstücksgrenze. Die Zufahrt liegt auf der Westseite. So gibt es im südlichen Teil des Grundstücks einen großen, ruhigen Garten. Alle Räume sind nach Süden ausgerichtet. Der Bauherr war der Tragwerksplaner Kurt Pock, der Entwerfer Peter Kaschnig vom Grazer Architekturbüro „halm.kaschnig.wührer“.

Etwa achtzig Jahre vorher entstand nach Entwürfen von F. L. Freyer eine Reihenhaussiedlung mit Vorgärten für Angestellten- und Beamtenfamilien in der Henselstraße. 1933 wurde hier ein Haus bezogen: "Eines Tages ziehen die Kinder um in die Henselstraße. In ein Haus ohne Hausherr, in eine Siedlung, die unter Hypotheken zahm und engherzig ausgekrochen ist," schrieb Ingeborg Bachmann. In ein Häuschen mit Garten,"in dem vorne Rosen gepflanzt werden und hinten kleine Apfelbäume und Ribiselsträucher, umgeben von Nachbarskindern, die alles besser können und besser wissen".
Der Umzug in dieses Reihenhausambiente, das für die siebenjährige Ingeborg Bachmann eher beklemmend als idyllisch war, stellte für die Familie einen Aufstieg dar. Zuvor hatte die Familie nahe der St. Veiter Straße in einem Mietshaus in der Durchlaßstraße in Annabichl gewohnt. 
Das Haus in der Henselstraße war bis 2021 in Familienbesitz und wurde von der Kärnten Privatstiftung gekauft. Auf Wunsch der Familie soll das Haus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zur Zeit wird das Haus renoviert. Nach den Sanierungsarbeiten soll das Haus als Literaturmuseum „Ingeborg-Bachmann-Haus“ seine Türen mit einer Ausstellung öffnen, die das Leben und das Werk der Autorin vorstellt.

Die Gegenwart:  Kunst und Kultur im Viertel
 

Anfang des Jahres 2014 eröffneten Sigrun und Günther Kollitsch ihre neue Firmenzentrale in der Deutenhofstraße und schufen damit nicht nur einen besonderen Ort für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter , sondern auch einen angemessenen Rahmen, in dem auch ihr persönliches Interessengebiet seinen Platz finden sollte – die bildende Kunst. Im modernen, musealen Ambiente des großzügig gestalteten, denkmalgeschützten Gebäudes wird im jährlichen Turnus Gegenwartskunst von jungen, innovativen wie auch arrivierten Künstlerinnen und Künstlern präsentiert. Die wechselnden Ausstellungen zeigen Werke aus der Sammlung Kollitsch sowie Leihgaben, die teilweise auch erworben werden können.

Auf jenem Areal in der Klagenfurter Deutenhofenstraße, wo im 18. Jahrhundert die k.u.k. Feintuchfabrik des Holländers Johann van Thys ausgezeichnete Ware unter schlechtesten Bedingungen von Waisenkindern hergestellt wurde, war nach in dem Niedergang des Unternehmens um 1800 die Waisenhauskaserne untergebracht. Vor etwa zehn Jahren wurden die Nebengebäude der Kaserne geschleift, hier entstand die Wohnanlage Maria-Theresia-Park. Zusätzlich wurden fünfzehn Wohnblöcke, die Stadtvillen, am ehemaligen Militärgelände in der Aichelburg-Labia-Straße errichtet. Wo das Bundesheer früher Panzersperren und Munition gelagert hat, entstanden Wohnungen für fünfhundert Menschen.

Das unter Denkmalschutz stehende ehemalige Stabsgebäude der Kaserne , Ende des 19. Jahrhunderts errichtet, wurde vortrefflich renoviert und als neue Firmenzentrale eröffnet.
Seit 2014 ist jede und jeder eingeladen, sich bei freiem Eintritt durch das Bürogebäude zu bewegen und auf eintausendfünfhundert Quadratmeter Ausstellungsfläche zeitgenössische Kunst und alte Bausubstanz auf sich wirken zu lassen. Interessierte sollten sich nicht von der verschlossenen Eingangstüre abschrecken lassen. Klingeln genügt, um Einlass zu finden. Die Ausstellungen können sowohl selbständig als auch mit Führung begangen werden. Ausstellungskataloge, eine eigene App, die die Sammlungen digital erlebbar macht, bieten den Besucherinnen und Besuchern zusätzlich Informationen. Das KUNSTHAUS : KOLLITSCH wird von einem fachkundigen und engagierten Team mit großer Leidenschaft für zeitgenössische Kunst und Kultur geführt. Die Auswahl der einzelnen künstlerischen Positionen für die Sammlung und die wechselnden Ausstellungen erfolgt durch Sigrun und Günther Kollitsch in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kuratorinnen und Kuratoren und Beraterinnen und Beratern.

Nahversorger im dörflichen Ambiente

Mit dem Nahversorger Feinkost Darrer in der Aichelburg-Labia Straße, der bereits seit März 1963 besteht und in der dritten Generation als Familienbetrieb geführt wird und dem Unternehmen „Delikatessen Jäger", das 1961 von Alois Jäger gegründet worden ist, blieben dem Viertel Nahversorger erhalten, die außerhalb der Strukturen von Großkonzernen bestehen. Neben dem Jäger Geschäftslokal gehört auch das Café Jäger („CaJä") zum Deli-Unternehmen. Im Weinkeller der Familie Jäger am Beethovenplatz, finden Lesungen, Buchvorstellungen und Vernissagen statt.   
Am Rand des Viertels, in der Radetzkystrasse 1, Ecke Villacherring, befindet sich der erste Unverpackt Laden in Klagenfurt, eine kleine Greißlerei mit Lebensmitteln, Kosmetikartikeln und Haushaltsartikeln, die nach Kriterien der Regionalität, biologischer Anbau und kleinbäuerlichen Produktion ausgewählt sind.  Ein breites Angebot an Workshops & Events bringt hier Menschen zusammen, Wissen wird geteilt und aufgezeigt, dass Umweltschutz positiv, spielerisch und kreativ ist. 

Unmittelbar daneben ist eine Filiale der Grazer Bäckerei Auer eingezogen und kommt im Viertel sehr gut an. Begeistert zeigte sich der Kultbäcker Martin Auer vom Viertel: "Klagenfurt besticht mit wohlklingenden Straßennamen.
Besonders hat es uns die Sterneckstraße angetan. Da haben wir direkt an der Nummer eins eine kleine und feine Filiale erföffnet.  Die Naturbäckerei Lagler in der Radetzkystraße 31 ergänzt das Angebot im Viertel. 

Der Botanische Garten ist Teil des Kärntner Botanikzentrums, zu dem auch noch das Kärntner Landesherbar und eine Fachbibliothek gehören. Der Botanische Garten erstreckt sich am Fuß des Kreuzbergs im historischen Steinbruch. Zu den Höhepunkten der Anlage gehören das Alpinum, eine Farnschlucht, ein Wasserfall, ein Teich mit Feuchtbiotopen, eine Kakteensammlung, ein Bereich mit Nutz-, Heil- und Giftpflanzen und ein Bauerngarten. Hier wachsen exotische Gewächse aller Erdteile, vor allem aber wird die Flora Kärntens präsentiert. Der Botanische Garten Klagenfurt feierte 2022 sein 160-jähriges Bestandsjubiläum. Ein kurzer Abriss der Gartengeschichte zeigt wiederholt kritische Zeiten, aber auch großartige Leistungen, die international Beachtung fanden. Marksteine in der Entwicklung des Gartens seit seiner Gründung sind die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg mit deren Folgen, die Umsiedlung aus dem Stadtzentrum in den historischen Steinbruch am Kreuzbergl sowie die Fusionierung mit der Abteilung für Botanik des Landesmuseums für Kärnten und die damit erfolgte Begründung des Kärntner Botanikzentrums. Besucherinnen und Besucher erhalten im Botanischen Garten abwechslungsreiche Einblicke in faszinierende Themen der Pflanzenwelt, finden aber auch Ruhe, Entspannung und Erbauung. Ein Büchergarten befindet sich im nordöstlichen Teil des Botanischen Gartens. Das Betriebsgebäude des Kärntner Botanikzentrums stellt einen weiteren Höhepunkt dar. Von den mehrfach ausgezeichneten Architekten Gasparin & Meier geplant und 1998 fertig gestellt, bekennt sich die Architektur zu einer klaren und ruhigen Form, die sich gezielt von der umgebenden Natur des Gartens absetzt, ohne jedoch mit ihr zu konkurrieren.

Ein Ausblick

In Österreich gelten als Großstädte, gemäß Definition mit über 100.000 Einwohnern, Wien, Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt. Und bei uns in Klagenfurt gelingen auch Stadtviertel, die ganz nah am Ideal des urbanen Paradieses liegen.  
Vielleicht ist das Dorf in der Stadt wie es das Viertel um die Henselstraße und der Herbertstraße darstellt, ja die Stadt der Zukunft. Neubauten (wie die Wohnanlage Maria-Theresia-Park und die Stadtvillen und Altbauten, in Vierteln haben unterschiedliche Eigenschaften und Vor- und Nachteile. Neubauten wie sind oft energieeffizienter, haben geringere Instandhaltungskosten und bieten mehr Platz und Flexibilität bei der Gestaltung. Altbauten,  wie die Heimstätten in der Henselstrasse und Aichelberg-Labia-Straße , die von der Stadtgemeinde Klagenfurt 1927 erbaut worden sind, hingegen haben ihren eigenen Charme, können historisch interessant sein und bieten oft ein einzigartiges Wohngefühl.

Anzeige
Fressnapf sucht wieder Projekte mit tierischem Engagement. | Foto: PantherMedia / damikh.meta.ua
1 5

Jetzt gleich bewerben
Tierische Initiativen gesucht

Du kennst Projekte, Initiativen oder Vereine, die sich vorbildlich für Tiere engagieren? Bis 6. Juni Bewerbung einreichen und 5.000 Euro gewinnen! Tierisch engagiertTag für Tag engagieren sich Tierschützerinnen und Tierschützer, Freiwillige und private Tierhalterinnen und -halter für den Schutz von Tieren und Umwelt. Um auf genau jene Projekte und Menschen aufmerksam zu machen, hat Fressnapf 2014 die Initiative "Tierisch engagiert" ins Leben gerufen. Im Rahmen des nationalen Awards wird der...

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.