Hilfe, wenn die Not am größten ist
Erstes Frauenhaus im Bezirk Korneuburg eröffnet

Bürgermeisterin Andrea Völkl übergibt den Schlüssel für das Frauenhaus an Manuela Kräuter und Veronika Wolf vom Verein "Frauen für Frauen". | Foto: Sandra Schütz
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  • Bürgermeisterin Andrea Völkl übergibt den Schlüssel für das Frauenhaus an Manuela Kräuter und Veronika Wolf vom Verein "Frauen für Frauen".
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Fünf Plätze gibt es nun im neuen Frauenhaus in Stockerau, das Frauen und ihren Kindern Zuflucht in schwierigen Zeiten bieten soll. Betrieben vom Verein "Frauen für Frauen" soll es Frauen eine Startrampe in ein sicheres, selbstbestimmtes und glückliches Leben sein.

BEZIRK KORNEUBURG | STOCKERAU. "Wir treffen immer wieder auf Frauen, die sich im Leben nicht gedacht hätten, dass ihnen einmal sowas passiert", sagt Manuela Kräuter, Geschäftsführerin von "Frauen für Frauen". Und dann erzählt sie von Anna: "Anna hat einen neunjährigen Sohn, ist in einer toxischen Beziehung, die von Gewalt geprägt ist. Sie ist Hausfrau, ihr Mann will das so. Dann, nachdem sie es neun Jahre für ihr Kind ertragen hat, hat sie genug. Sie zieht aus, wohnt mit ihrem Sohn im Auto. Sie erzählt niemandem davon. Sie schämt sich viel zu sehr dafür. Und dann finden wir Anna – zum Glück." Anna findet im Frauenhaus des Vereins "Frauen für Frauen", das derzeit in Hollabrunn betrieben wird, eine Zuflucht. "Oft sind die Gründe für große Not aber ganz banal", weiß Kräuter. "Da war zum Bespiel Simone. Sie hatte Schulden, dann war die Waschmaschine kaputt. Das Geld wurde knapp, sie konnte ihre Miete nicht mehr bezahlen, flog raus und geriet in die Obdachlosigkeit."

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Jetzt sind es Frauen wie Anna und Simone, die auch in Stockerau einen sicheren Hafen finden können. Denn im Haus in der Czedlikstraße, in dem von 2015 bis 2017 schon unbegleitete, jugendliche Flüchtlinge Zuflucht gefunden hatten, ist nun Platz für fünf Frauen und ihre Kinder sowie einem Beratungsbereich von "Frauen für Frauen".

Femizide machten betroffen

Möglich gemacht hat dies der Hausbesitzer Andreas Würfel. Die vielen Femizide machten ihn betroffen. Sofort war der Gedanke da: "Da muss ich was tun." Zufällig traf er auf der Straße auf Finanz-Stadtrat Gerhard Dummer und so nahm die Idee ihre ersten Züge an. Schlussendlich war es der Schulterschluss aller im Gemeinderat vertretenen Parteien, die das Projekt "Frauenhaus Stockerau" in nur rund neun Monaten zum krönenden Ende brachte. Dazu kam noch die Expertise von "Frauen für Frauen", die engagierten und helfenden Hände des Soroptimist Club Stockerau mit Präsidentin Brigitte Machold sowie das persönliche Engagement von Sozial-Stadträtin Samira Mujkanovic, die, nach umfangreichen Adaptierungs- und Umbaumaßnahmen, aus dem Gebäude ein Zuhause werden ließen. Zusätzlich gründete die Stadtgemeinde noch die Plattform "Frau in Stockerau", um noch besser Hilfesuchende, Vereine und Organisationen vernetzen zu können.

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Geballte "Lokal"-Power

Saniert und adaptiert wurde übrigens mit Unternehmen aus der unmittelbaren Umgebung. "Die Firma Quasnitschka hat sich um die Installationen gekümmert, Kika hat uns tolle Preise gemacht, um Malerarbeiten, Elektrik, Maurerarbeiten und vieles mehr haben sich unsere eigenen Profis vom Bauhof gekümmert. Aus dem verwilderten Grundstück hat dann Ernst Schneps einen Garten gemacht und die Firma Gorenje hat uns alle Küchengeräte kostenlos zur Verfügung gestellt", erzählt Bürgermeisterin Andrea Völkl.
Auch auf das Ambiente hat man Wert gelegt. So zieren Bilder aus dem Nachlass von Soja Fabinski die Wände. Ausgesucht wurden sie Sonja Oschelda, die den Nachlass verwaltet.
170.000 Euro investierte die Stadtgemeinde Stockerau in das neue Frauenhaus, die Eigenleistungen sind nochmals mit 40.000 Euro zu beziffern. "Miete, laufende Betriebskosten und dergleichen werden dann jährlich rund 35.000 Euro kosten. Ich hoffe, dass uns da das Land vielleicht noch ein wenig unterstützen wird", sagt Völkl.

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Der laufende Betrieb wird großteils vom Land getragen und dass man sich auch in Sachen Betriebskosten etwas überlegen wird, versprach Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig, die vom großen Engagement der Stockerauer überwältigt war.

Das ist keine "Frauensache"

Als zuständige Landesrätin für Frauenhäuser und Notwohnungen weiß Königsberger-Ludwig um die Wichtigkeit solcher Einrichtungen. "Ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben führen zu können, sollte eigentlich für uns alle selbstverständlich sein." Dass dem aber nicht so ist, zeigen die 29 Notplätze für Frauen, die seit 2018 in NÖ geschaffen wurden. "Das ist ein Thema, das uns alle betreffen muss, auch die Männer. Und wir müssen uns bewusst machen, so eine Notsituation kann uns alle jederzeit treffen."

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430 Frauen und ihre Kinder wurden in den letzten fünf Jahren in Niederösterreich in den Frauenhäusern und Notwohnungen untergebracht und betreut. 80 davon wurde allein von "Frauen für Frauen" in Hollabrunn Hoffnung gegeben.

"Wir nehmen niemanden an der Hand"

Den Frauen eine Atempause verschaffen, das ist das Ziel von "Frauen für Frauen". Und Manuela Kräuter untermauert die Worte der Landesrätin: "Eine Krise kann jeden treffen. Eine Krise verunsichert, erschüttert. Dann brauchen die Frauen eine Pause, die Möglichkeit, wieder zu sich selbst zu finden." Dafür stehen bei "Frauen für Frauen" Sozial- und Lebensberater, Sozialarbeiter sowie Psychotherapeuten bereit. "Uns ist es wichtig, dass die Frauen entdecken, welche Ressourcen in ihnen selbst schlummern. Wir wollen ihnen Perspektiven aufzeigen, sie stärken, selbstbewusst machen. Unsere Aufgabe ist es nicht, sie an der Hand zu nehmen. Sie müssen selber gehen lernen."

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Jeder kann mithelfen!

Wer auch einen kleinen Beitrag für das neue Frauenhaus in Stockerau leisten möchte, der kann ein Armband kaufen. Das zarte Schmuckstück wurde von der Hausleitner Künstlerin Katja Haselberger entworfen. Im Bürgerservice Stockerau ist es um 30 Euro erhältlich, zehn Euro davon kommen dem Frauenhaus zugute.

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