Erdbeben in der Türkei
Grenzenloses Leid: Trauer auch im Bezirk Korneuburg
Nach der Katastrophe in der Türkei ist das Leid grenzenlos. Auch in Stockerau wird um Angehörige getrauert.
BEZIRK KORNEUBURG | STOCKERAU. Die Vereinten Nationen befürchten, dass die Zahl der Todesopfer auf etwa 50.000 steigen könnte. Schon bei Redaktionsschluss waren weit über 30.000 Opfer zu beklagen.
Viel Leid auch in Stockerau
Angesichts dieser Horrorzahlen ist klar, dass auch sehr viele in Österreich lebende türkischstämmige Familien indirekt von der Tragödie betroffen sind. So wie Necati Mehmetogly und Naim Gümüser aus Stockerau. Gümüser ist Geschäfstführer und Vorbeter des Islamischen Kulturvereines und schätzte schon drei Tage nach den zwei Beben, dass mit mindestens 40.000 Toten zu rechnen sei. Auch Teile seine Familie in der Türkei sind betroffen. Über einen Dolmetsch erklärt er, dass diese seine Familie mitten im Zentrum der Beben lebt. Nicht nur ihre Häuser sind dem Erdboden gleich, er hat auch den Tod von zwei Familienmitgliedern zu betrauern.
Familie stirbt im Rasthaus
Die Familie von Mehmetogly lebt zwar nicht direkt im Erdbebengebiet, weiß aber von einem unglaublich tragischen Tode einer bekannten Familie zu berichten. Als deren Haus komplett zerstört wurde, machten sie sich fluchtartig, wie unzählige andere Familien auch, auf den Weg Richtung Schwarzes Meer, in die vermeintliche Sicherheit. Nach über zwei Stunden Fahrt mit ihrem Auto stoppten sie bei einem Rasthaus, um ein Mittagsmahl einzunehmen. Mitten unter der Mahlzeit erfolgte das starke Nachbeben und zerstörte das Rasthaus, die gesamte Familie kam dabei ums Leben.
Informationen über Handys
Im Kulturverein läuft im Fernseher nicht nur ununterbrochen ein türkischer Sender mit Berichten aus dem Katastrophengebiet, die meisten und vor allem autentischen Berichte und Informationen werden per Handy übermittelt. Die vielen und langanhaltenden Stromausfälle sind kommunikationstechnisch kein Problem, da die Handys über Autobatterien aufgeladen werden können. Gümüser weist auch darauf hin, dass nicht nur seine und Mehmetoglys Familien in Stockerau um Angehörige bangen oder trauern, sondern viele mehr. Und trotz der umfangreichen telefonisch übermittelten Informationen gibt es noch immer welche, die über ihre Familien noch keine Informationen haben. Besonders da auch bei Redaktionsschluss noch tausende verschüttete Opfer vermutet werden, ist das Leid und die Sorge dieser Menschen und Familien nachvollziehbar.
Kritik verdichtet die Trauer
Einem, auf gar keinen Fall genannt werden wollender, bei uns lebendem Türken, schwellen inzwischen symbolisch auch die Zornesadern an. Selbst wenn man kein türkisches Wort versteht ist erkennbar, dass im türkischen (Staats)Fernsehen Propaganda viel mehr zählt als die Realität. Wobei, die Bilder sind unverfälschbar und schockierend, für viele sind allerdings die politischen Statements des Regimes viel furchtbarer. "Hier wird über die Katastrophe Wahlwerbung betrieben", meint der Trauernde.
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