Innenminister Karner erklärt
Korneuburger Rathaus mit Lockbit-Methode gehackt

Innenminister Gerhard Karner und Bürgermeister Christian Gepp bei der gemeinsamen Pressekonferenz.
10Bilder
  • Innenminister Gerhard Karner und Bürgermeister Christian Gepp bei der gemeinsamen Pressekonferenz.
  • hochgeladen von Sandra Schütz

Jetzt steht fest, die Cyberattacke auf das Korneuburger Rathaus wurde von Lockbit durchgeführt. Das ist jene weltweit agierende Tätergruppe, die in der Nacht von Montag auf Dienstag von internationalen Ermittlern, unter Federführung Großbritanniens und mit Beteiligung des Bundeskriminalamtes, ausgeschalten wurde. Ein Ukrainer und ein Pole wurden dabei festgenommen. Spuren führen in die ehemaligen Staaten der Sowjetunion und bis nach Russland.

NÖ | BEZIRK | STADT KORNEUBURG. Drei Tage lang hatte die Korneuburger Rathaus-IT einen unbekannten "Wochenendmitarbeiter".

"Wir wissen jetzt, dass von 28. Jänner bis 2. Februar jemand in unserem Netzwerk war und die Daten verschlüsselt hat. Das heißt für uns, dass wir drei Tage nach wie vor nicht rekonstruieren können",

erklärt Bürgermeister Christian Gepp bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Innenminister Gerhard Karner. Schlimmeres konnte damals nur durch IT-Chef Christopher Kremlicka verhinderte werden. Dieser bemerkter eine bereits verschlüsselte E-Mail in seinem Postfach, fuhr daraufhin zum Rathaus und zog den Stecker.

Cyberangriff auf die komplette Korneuburger Stadtverwaltung: tagelang ging nichts mehr im Rathaus.
  • Cyberangriff auf die komplette Korneuburger Stadtverwaltung: tagelang ging nichts mehr im Rathaus.
  • hochgeladen von Sandra Schütz

Enge Zusammenarbeit mit Behörde

"Die Stadtgemeinde Korneuburg wurde mit der Lockbit-Schadsoftware angegriffen, auch das WIFI St. Pölten",

erklärte Innenminister Karner. Die Methode sei bekannt, nicht aber die Untergruppierungen, die sie verwenden.

"Die große Frage ist, wer hat sie angekauft? Das, was in den letzten zweieinhalb Wochen in Korneuburg passiert ist, wird direkt in unsere Ermittlungen einfließen. Die enge Zusammenarbeit und das rasche Handeln Korneuburgs waren hier essentiell."

Rund 1.000 Lockbit-Opfer gibt es weltweit, über 30 davon in Österreich. Da man nun die Methode kenne, bestünde eine große Chance, Daten wieder rekonstruieren und entschlüsseln zu können. "Das sind die Ermittlungsstränge, die nun beginnen", erklärt Karner.

Zwei Drittel funktionieren wieder

Dass es eine Lösegeldforderung für die verschlüsselten Korneuburger Daten gegeben hat, bestätigt Bürgermeister Christian Gepp. Die Höhe will man jedoch nicht bekanntgeben. Was der Stadtgemeinde zugute kommt, man hatte eine "Offline-Sicherung" aller Daten.

"Erst im Dezember haben wir von externen IT-Experten unser gesamtes System einem sogenannten Health Check unterzogen. Damals wurde uns ein gutes Attest ausgestellt. Heute sind wir immer noch nicht dort, wo wir vor dem Cyberangriff waren. Rund zwei Drittel unserer PCs sind wieder frei und funktionstüchtig",

erklärt der Stadtchef.
52 Server gibt es im Rathaus, 22 davon sind systemrelevant.

"Zwischenzeitlich konnten wir weder drucken noch kopieren. Es ging nichts mehr, weder im Standes- oder Meldeamt oder Mails. Wir wissen jetzt aber auch, der Angriff auf uns dürfte zufällig und nicht gezielt gewesen sein",

sagt Gepp. Bis zu 100 Laptops mussten nun neu aufgesetzt werden.

Lösegeld nicht bezahlen

Cyberattacken nehmen zu und klettern in der Kriminalitätsstatistik rasant nach oben. Umso wichtiger sei nun dieser schlag auf die internationale Tätergruppierung gewesen, versichert Karner.

"Wichtig ist, Lösegeldforderungen nicht zu erfüllen und umgehend mit der Polizei Kontakt aufzunehmen. Nur so können wir und unsere Experten des Bundeskriminalamtes (BKA) und des Landesamtes für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) aktiv werden."

Einher gehe dies mit einer Österreichweiten Reform des Kriminaldienstes, um die Kompetenz für das Aufspüren von Cyberkriminellen auch in den einzelnen Polizeiinspektionen zu bündeln.

"Unverzichtbar ist auch eine entsprechende Sicherung der Daten im Vorfeld und eine Sensibilisierung für Mitarbeiter, verdächtige Mails nicht zu öffnen. Gerade unsere Klein- und Mittelbetriebe sind hier besonders gefordert."

Es wird teuer

Es wird wohl noch Monate dauern, bis die Korneuburger Rathaus-IT wieder so funktioniert, wie vor dem Angriff.

"Wir arbeiten jetzt mit einem Doppelnetzwerk. Alles muss danach nochmal neu eingerichtet und aufgesetzt werden. Die Hilfe der externen IT-Experten wird uns zwischen 50.000 und 100.000 Euro kosten. Dazu kommt dann noch die Arbeitszeit unserer Mitarbeiter, die seit dem Cyberangriff zahlreiche Überstunden machen",

so der Bürgermeister.

Was ist Lockbit?

Die Experten von BKA und LSE versuchen eine Erklärung für Laien: Im Grunde gibt es eine Muttergesellschaft, dahinter eine Kerngruppierung von Tätern, die die Lockbit-Schadsoftware vertreiben. So entstehen zahlreiche Tochtergesellschaften, die dann Lockbit verwenden. "Es sind quasi die Lockbit Franchise-Firmen, die die Software verwenden, die Angriffe ausführen und dann mit den verschlüsselten Daten Geld erpressen wollen."

Das könnte Sie auch interessieren:

Cyberangriff aufs Korneuburger Rathaus
Quereinsteiger – vom Chemiker zum Polizisten

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:00

Wassermann – Glückskind des Monats
So wird das Horoskop im April

Alle zwölf Sternzeichen sind schon gespannt, was Astrologe Wilfried Weilandt zu berichten hat. Wie der April wird, wollt ihr wissen? Werft einfach einen Blick ins aktuelle Horoskop! ÖSTERREICH. Der April macht, was er will, das sagt uns schon der Volksmund. Damit es aber nicht ganz so turbulent wird, schauen Astrologe Wilfried Weilandt und Moderatorin Sandra Schütz wieder in die Sterne. Und so viel sei vorweg verraten: Der Wassermann ist das Glückskind des Monats, tapfer müssen hingegen die...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.