Arbeit · Widerstand · Franz von Bayros
Bezirksmuseum Landstraße eröffnete drei Frühjahrsausstellungen

Dr. Franz Hofbauer, Direktor des Bezirksmuseums Landstraße, bei der Eröffnung der drei Frühjahrsausstellungen. | Foto: CulturaLatina
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Dr. Franz Hofbauer, Direktor des Bezirksmuseums Landstraße, hieß alle Besucher:innen zur feierlichen Eröffnung der drei Frühjahrsausstellungen des Bezirksmuseums am 8. März im Festsaal des Amtshauses herzlich willkommen. Die Veranstaltung im Festsaal wurde durch den Bezirksvorsteher Erich Hohenberger ermöglicht.

Die erste der drei Ausstellungen, kuratiert und organisiert von Dr. Dipl.-Ing. Prof. Rudolf Zabrana, beleuchtet das Thema „Arbeit, Handel, Industrie und Gewerbe im Bezirk“. Zabrana, ein Urgestein des dritten Bezirks, präsentiert die Geschichte dieses Themas in einer umfassenden Darstellung.

Die zweite Ausstellung „Widerstand gegen den Faschismus in der Landstraße (1934-1945)“, wurde von Dr. David Hecht kuratiert. Der persönliche Bezug zum Widerstand durch seinen Großvater, ermöglicht einen tiefen Einblick in die bewegende Geschichte dieser Ära.

Ing. Michael Gryksa
, Sammler und Mitglied des Vorstands der Exlibrisgesellschaft, kuratierte die dritte Ausstellung „Franz von Bayros. Ausstellung zum 100. Todestag“ österreichischer Grafiker, Illustrator und Maler des Fin de siècle.

Direktor Dr. Hofbauer erzählte die beeindruckende Geschichte, wie die Ausstellung über den Maler Franz von Bayros aus den privaten Fonds von Gryksa entstand. Dabei hob er hervor, wie der Künstler mit besonderer Hingabe die Schönheit der Frau in den Mittelpunkt seiner Kunst stellte. Die Ausstellung, die eine seltene Gelegenheit bietet, die vielseitige Kunst dieses heute nur von Spezialisten bekannten Malers zu entdecken, wurde im Zusammenhang mit dem Weltfrauentag präsentiert.

Dr. Hofbauer kündigte außerdem weitere spannende Veranstaltungen im Bezirksmuseum an, darunter ein „Literarischer Jour-fixe“ unter der Leitung von Susanne Höhne mit einer Lesung der Schauspielerin Johanna Mertens. Die Veröffentlichung eines Sonderhefts über Franz von Bayros am 2. April sowie ein geplanter Spaziergang zur Tongasse 4 (dem Sterbehaus von Franz v. Bayros) versprechen weitere Highlights.

Für den musikalischen Rahmen sorgte der legendäre Ingomar Kmentt mit wunderschönen Wienerliedern.

Handel, Gewerbe und Industrie im dritten Bezirk
Prof. Dipl.-Ing. Dr. Rudolf Zabrana betonte in seinem Eröffnungsvortrag, dass der Begriff „Industrie“ für die Landstraße zu kurz greife. 

Die Ausführungen von Dr. Zabrana zeichneten ein lebendiges Bild von der Geschichte der Landstraße, die einst von Klöstern und Gärten geprägt war. Durch den Donaukanal und die Jagdgebiete am Rüdenhaus entstand eine einzigartige Kombination von Landwirtschaft, Fischerei und Handel. Die Entwicklung setzte sich fort mit dem Bau des Wiener Neustädter Kanals, der die Landstraße ins Manufakturzeitalter katapultierte.

Dr. Zabrana beleuchtete auch die Rolle des Adels, die Fleischverarbeitung in St. Marx, die Herausforderungen durch Kriegsschäden und den Wandel im Bezirk durch den Bau der Tangente und der U3. Besonders betonte er die Ära der „Lohnschlächter von St. Marx" als Symbol für die industrielle Landschaft.

Ein entscheidender Moment war der Jahrtausendwechsel, als der Erdberger Mais nach einer kompletten Umkehrung zu einem Zentrum höherwertiger Nutzungen wurde. Dienstleistungen, Büros, Handel und Großhandel etablierten sich im Bezirk, der nun den ersten Platz bei den Wiener Arbeitsstätten und Arbeitsplätzen belegt.

„Mit mehr als 125.000 Arbeitsplätzen bei rund 100.000 Einwohnern ist die Landstraße der führende Arbeitsstandort in Wien", so Dr. Zabrana. Weiters betonte er die positiven Zukunftsaussichten, die durch Bildungseinrichtungen, Biotechnologie und weitere Wachstumsmöglichkeiten getragen werden.

Widerstand im Dritten
In seiner Rede tauchte Dr. David Hecht, Kurator der Ausstellung "Widerstand im Dritten", in das Jahr 1944 ein, wo kleine Akte des Widerstands gegen das nationalsozialistische Regime unscheinbar erscheinen, aber für diejenigen, die den Mut hatten, lebensgefährlich waren. Die Geschichten von Frauen, die wegen eines einzigen Wortes zum Tode verurteilt wurden, und von Männern, die sich trotz extremer Risiken gegen den sinnlosen Krieg auflehnten, veranschaulichen die unvorstellbaren Herausforderungen dieser Ära.

Dr. Hecht appellierte an die Besucher:innen, sich in die Lage der Menschen von damals zu versetzen. Die Fragen nach Vertrauen, Misstrauen, Denunziation und Angst vor Repressalien waren allgegenwärtig. In einer Diktatur wurde eigenständiges Denken und Handeln rigoros unterdrückt.

Der Kurator forderte die Besucher auf, sich nicht nur zu fragen, ob sie den Mut der Widerstandskämpfer gehabt hätten, sondern auch, ob sie heute entschieden genug gegen Hass, Ausgrenzung und undemokratische Tendenzen eintreten. Denn auch wenn der Widerstand gegen politischen Populismus und Demagogie heute weniger Mut erfordert als früher, so ist er doch notwendig, um die Werte der Menschlichkeit und der Gerechtigkeit zu verteidigen.

Franz von Bayros. Ausstellung zum 100. Todestag
Ing. Michael Gryksa, Kurator der Ausstellung „Franz von Bayros" (1866 Zagreb; † 1924 Wien), erklärte, dass der Künstler weit mehr als nur der Schöpfer von erotischen Kunstwerken war, die ihn in der heutigen Zeit auf Online-Plattformen oft verkannt erscheinen lassen.
Franz von Bayros studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er seine Leidenschaft für das Malen entdeckte.

Die Anekdoten rund um Bayros Bild zum 50. Kapellmeisterjubiläum von Johann Strauss, das nach dem Scheitern seiner Ehe mit Alice Strauss verändert wurde, verliehen der Vernissage eine humorvolle Note.

Bayros floh vor dem Einfluss der Strauss-Familie nach München, wo er bei Adolf Hölzel studierte und seinen unverwechselbaren Stil, eine Mischung aus Jugendstil und Rokoko, entwickelte. Einer seiner Erfolge war die Werbekampagne für die Champagnerfirma Moët & Chandon.

1897 zog Bayros nach München und erlitt einen Schlaganfall, der seine rechte Hand beeinträchtigte. Dennoch setzte er seine kreative Arbeit fort und schuf beeindruckende Werke, darunter 60 Illustrationen für Dantes Göttliche Komödie.

Gryksa dankte der Stadt Wien für die Übernahme der Pflege von Bayros Grabstätte am Zentralfriedhof.
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Alle sind herzlich eingeladen, diese spannenden Ausstellungen zu besuchen. Der Eintritt ist frei, mittwochs von 16 bis 18 Uhr und sonntags von 10 bis 12 Uhr.

Infos:
Bezirksmuseum Landstraße
1030 Wien, Sechskrügelgasse 11
www.bezirksmuseum.at/de/ausstellung/fruehjahrsausstellungen

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