Syrischer Flüchtling kocht in Liesing
Das Erfolgsrezept für Integration
Mishaal Alhasan Alfaraj musste aus Syrien fliehen. Ein Projekt im Haus Am Mühlengrund gibt ihm eine Zukunft.
LIESING. "Ich finde es toll, zu arbeiten", will Mishaal Alhasan Alfaraj gleich zu Beginn des Interviews festgehalten wissen. Er möchte nicht auf Almosen oder Unterstützung angewiesen sein. "Ich bin stolz darauf, hier mein eigenes Geld zu verdienen."
Mit "hier" meint er die Großküche im Haus Am Mühlengrund in Liesing, einem von 30 Häusern zum Leben in Wien. In diesen ist vor Kurzem ein neuartiges Arbeitsintegrationsprojekt im Bereich Gastronomie für geflüchtete Menschen angelaufen. Unter dem Motto "jobfit" werden die wichtigsten Lehrlingsausbildungsinhalte in nur einem Jahr vermittelt und abgeschlossen wird mit einem Zeugnis über Praxis und Theorie in der Großküche. Des Weiteren erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat über Hygienepraxis und deren Anwendung sowie eine Urkunde über Fachdeutsch-Kenntnisse.
Aus dem Krieg in die Küche
Seit 2016 lebt der heute 35-Jährige in Wien, da er aus seiner Heimat flüchten musste. "Ich hatte mein eigenes Restaurant in Syrien. Aber im Krieg wurde es komplett zerstört", erzählt er – und man merkt, wie schwer es ihm fällt, darüber zu sprechen.
Viel lieber redet er darüber, wie herzlich er in der Großküche aufgenommen wurde: "Es ist sehr schön hier. Alle sind sehr freundlich." Begeistert von ihrem neuen Mitarbeiter ist auch Küchenchefin Gordana Miac: "Wir haben einen Koch bekommen, wie toll ist das denn. Aber natürlich war es eine Teamentscheidung. Man muss ihn ja ausbilden und das kostet Zeit. Aber es waren sofort alle dafür."
Für Gordana Miac, die selbst Migrationshintergrund hat, ist das Projekt ideal. "Wenn man sich nur fünf Minuten Zeit nimmt, erkennt man, wie viel Mut es erfordert, sich ein neues Leben aufzubauen", sagt sie.
In den Häusern zum Leben arbeiten Menschen aus 60 Nationen harmonisch zusammen und jeder profitiert davon, weiß die Küchenchefin. "Ich will ja nicht sagen, dass wir als Arbeitgeber anders ticken, aber wir ticken menschlicher."
Internationale Küche
In den Häusern wird Vielfalt nicht nur gelebt, sondern auch gekocht, wie Robert Guschelbauer, Bereichsleiter Gastronomie, bestätigt: „Diese Aktion ist mir ein besonderes Anliegen, weil sie neben der Integration der Teilnehmer in unseren Küchenteams auch die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben bietet. Ganz nebenbei können wir auch Rezepte aus den Herkunftsländern der Teilnehmer kennenlernen und nachkochen!“
Mishaal Alhasan Alfaraj beeindruckte seine Kollegen bereits mit seinem Leibgericht, einem Kebab-Spieß nach Geheimrezept. Ihm selbst hat es aber schon eine typisch österreichische Speise angetan: "Ich liebe das Wiener Schnitzel."
Nach einem Jahr hat Mishaal Alhasan Alfaraj die Möglichkeit, hier weiterzumachen und sogar eine Lehre als Koch abzuschließen. Er selbst meint dazu: "Es gefällt mir hier sehr gut. Aber vielleicht habe ich irgendwann einmal wieder ein eigenes Restaurant. Dieses Mal in Wien".
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.