Wien-Wahl 2020
Mehr Infrastruktur statt Bau-Boom
Mittlerweile leben mehr als 100.000 Menschen im 23. Bezirk – und beinahe täglich werden es mehr. Da stellt sich die Frage: Kann die Infrastruktur wie Schulen oder Kindergärten, aber auch der öffentliche Verkehr oder das Freizeitangebot mit dieser Entwicklung mithalten?
LIESING. Die Infrastruktur ist ein Thema, das im schnell wachsenden Bezirk viele beschäftigt. Sorgen macht sich Margit G.: "Wir sind bezüglich der Planungen für die Verbauung des Gebiets ‚In der Wiesen Mitte’ sehr verunsichert. Die Infrastruktur ist schon jetzt nicht mehr in der Lage, die immer größer werdenden Menschenströme zu versorgen."
Ebenso sieht es Bea A.: "Für mich ist die Lebensqualität im Bezirk sehr stark gesunken. Sehr, sehr traurig."
Wir haben die Spitzenkandidaten im 23. Bezirk gefragt, wie sie zu diesem wichtigen Thema stehen:
Gerald Bischof (SPÖ):
„Der Ausbau der Sozial- und Verkehrsinfrastruktur sowie von attraktiven Freiflächen sind wesentlich: Drei neue Schulen haben jetzt eröffnet, ein Bildungscampus ist in Bau und in den letzten 5 Jahren wurden 2.000 Kindergarten-Plätze neu geschaffen. Dichtere S-Bahn-Intervalle und jede U6 bis Siebenhirten sind umgesetzt. Die Reaktivierung der Kaltenleutgebner Bahn und die U2 über den Wienerberg nach Liesing sind Ziel. Auch bei den Bussen tut sich viel: kürzere Intervalle, Ausbau der Nightline, neue Linien und der Einsatz von E-Bussen sind in Planung.
Und nicht zuletzt kommt ein 30.000 m² großer Park auf dem Areal des Campingplatzes Wien Süd.“
Roman Schmid und Silvia Forstner (FPÖ):
„Liesing ist zu schnell gewachsen. Es fehlen Infrastruktur- und Verkehrskonzepte. Große Wohnbauvorhaben dürfen in Zukunft erst dann errichtet werden, wenn ein Gesamtkonzept vorliegt. Dabei müssen auch die Themen Sicherheit, Bildung und Naherholung sowie Grünflächen berücksichtigt werden, sonst wird die Lebensqualität weiter abnehmen.“
Bevor große Wohnbauvorhaben realisiert werden, müssen deshalb auch weitgehende Infrastruktur- und Verkehrskonzepte vorliegen. Dazu gehört auch die Erhaltung und der Ausbau von Grünraumen und den Naherholungsgebieten. Liesing zählt heute bereits mehr Einwohner als Klagenfurt und mehr Menschen brauchen auch mehr Kindergarten- und Schulplätze, eine höhere Anzahl an Polizeibeamten und auch genügend Naherholung.
Bei der Erstellung der Verkehrskonzepte ist auch das Wiener Umland, der Speckgürtel, miteinzubeziehen. Der Wiener Speckgürtel ist die am stärkste wachsende Region Österreichs. Um den immer stärker werdenden Verkehr durch die stetige Verbauung und den zunehmenden Pendlerverkehr entgegenzuwirken, braucht es eine Ausweitung der Wiener Kernzone für die öffentlichen Verkehrsmittel. Ein Pendler aus einer Umlandgemeinde muss zwei Jahreskarten kaufen, wenn er die öffentlichen Verkehrsmittel verwendet. Mit der Ausweitung der Kernzone bedarf es nur noch einer Jahreskarte. Damit würde ein finanzieller Anreiz geschaffen werden, um auf das Auto zu verzichten. Dazu muss aber auch die öffentliche Verbindung in die Umlandgemeinden ausgeweitet werden.
Cordula Höbart (Grüne):
„Ja, wir setzen uns für einen Öffi-Turbo aus Taktverdichtung, Ausbau und besserer Qualität ein. Familien brauchen sichere Schulwege und Schulvorplätze. Ein Hallenbad und Eislaufplatz fehlen ebenfalls. Ein weiteres öffentliches Gymnasium bei Liesing ist zum Glück in Planung. Mehr Barrierefreiheit und neue Parks schaffen mehr Lebensqualität für alle Generationen.“
Patrick Gasselich (ÖVP):
"Um zu verhindern, dass Liesing eine reine Schlafkaserne wird, muss die Infrastruktur an das Bevölkerungswachstum angepasst werden. Damit Liesing nicht zubetoniert wird, fordern wir einen rechtlich verbindlichen Bezirksentwicklungsplan. Dabei braucht es neben mehr Schulplätzen und dem Ausbau des Öffi-Netzes, insbesondere mehr Kassenärzte und die Errichtung von zwei Gesundheitszentren. Sollte dies nicht gelingen, so muss auch eine temporäre Baupause in Betracht gezogen werden.
Leider wurde die infrastrukturelle Situation im Bezirk jahrelang vernachlässigt. Jetzt muss endlich gehandelt werden, um diese Defizite in der Infrastruktur aufzuholen und die hohe Lebensqualität für die hier wohnenden Menschen sicherzustellen.“
Christoph Pramhofer (Neos):
„Unser Motto: Kein Wohnbau ohne Verkehrs- und Bildungsinfrastruktur. Durch den von uns aufgebauten Druck konnten wir eine zusätzliche höhere Schule in den Süden Wiens holen. Weiters haben wir ein Öffi-Konzept ausarbeiten lassen. Leider wurde darauf nicht eingegangen. Solange es dabei keine Verbesserungen gibt, werden wir keiner Umwidmung mehr zustimmen.“
Ernst Paleta (PRO23):
„Bei der Bautätigkeit der letzten Jahre wurden weder die Naherholungsflächen noch der Öffi-Verkehr ausreichend berücksichtigt. Die Lebensqualität wird – auch in den Neubauten – dramatisch sinken, wenn unsere Vorschläge und Ideen nicht umgesetzt werden. Da müssen wir rasch handeln! Auch die Grätzel- und Beislkultur muss forciert werden.“
Thomas Neuhuber (Team HC):
„Liesing ist ein flächenmäßig großer Bezirk. Daher ist es klar, dass es nicht sinnvoll ist, bei der Planung des öffentlichen Verkehrs wie bisher auch weiter stark auf Busse zu setzen. Diese können den Straßenverkehr nicht entlasten. Das Team HC Strache fordert daher einen ernst zu nehmenden Plan für einen Ausbau der vorhandenen U-Bahn-Linien im und in den 23. Bezirk.“
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