MEIN LESING - UNSER BEZIRK
In letzter Zeit wird in unserem Bezirk viel diskutiert und darum möchte ich einmal MEINE Zeit im Liesinger Bezirk Revue passieren lassen.
Was hier in den letzten Jahrzehnten alles geschah, ob positiv oder negativ, kann sich schon sehen lassen
Im Jahre 1961 zogen wir, meine Eltern, meineSchwester und ich von Perchtoldsdorf nach Mauer. Genauer in die Ruzickagasse in eine damals ganz neue Wohnhausanlage gegenüber des damaligen Redemptoristenklosters. Damals hieß die Endresstrasse noch Maurer Hauptstrasse und ab der Schnellbahn bis Atzgersdorf war sie die Bahnstrasse.
An der Ecke Rudolf Zeller Gasse/Endresstrasse, die Grenze zwischen Atzgersdorf und Mauer befanden sich bis hinauf zum heutigen Rodelberg nur Äcker und Felder. Wo heute der Spielplatz und der Sportplatz sind waren damals zwei Teiche welche von der Ma 48 mit Müll befüllt wurden. Die Amstergasse gab es damals in der heutigen Form noch nicht. Rechts der Rudolf Zeller Gasse standen zwar schon Häuser aber nur bis nach der Doppelkurve, danach waren Grünland und Weingärten bis zur Rudolf Waisenhorn Gasse. Die Anton Krieger Schule wurde erst Jahre später gebaut.
Das Areal links der Rudolf Zeller Gasse waren Felder bis zur Bahn und die heutige Dirmhirngasse war eigentlich nicht mehr als ein breiterer Feldweg bi zur Knotzenbachgasse. Damals floss der gleichnamige Knotzenbach noch offen durch. Unter der Südbahn führte ein ganz kleiner Durchgang in Richtung Atzgersdorf und hier gingen wir zur Steinergasse in die Schule.
Das Höpflerbad in der Nähe gab es noch so wie man es aus alten Bildern kennt. Ein Schwimmbad und zwei Teiche gab es hier auf einem riesigen Gebiet und zum Schwimmen durfte nur ein Teich benützt werden. 1962 oder 1963 wurde das Bad und somit das ganze Gelände gesperrt, wie es damals hieß aus hygienischen Gründen. Etwas später wurde auch das Florabad, gegenüber der Einmündung Langegasse geschlossen und somit mußten wir ins Liesingerbad ausweichen.
In Mauer gab es noch ein Kinderfreibad aber mit 0,80m Tiefe war das für uns "Großen" lächerlich. Aber 1979 wurde das neue "Höpfler" wieder von Bürgermeister Gratz und Bezirksvorsteher Lackner neueröffnet.
Zum Spielen gab es für uns genug Möglichkeiten, sogar dort wo ich heute wohne. Die Schemberwiese war riesengroß und die damaligen Bombentrichter baten genug Spannung.
Was Kriegsrelikte betraf spielten wir auch am Maurer Berg wo die Ruinen der ehemaligen Kaserne lagen. Diese wurden dann Ende der 60er geräumt und zugeschüttet, ganz einfach wegen der Sicherheit. Erst viel später, so gegen 1976, wurde hier die Wotrubakirche errichtet.
Interessant auch die Kalksburgerstrasse, sie führte von der Kalksburger Klause, vorbei am Pappelteich, zur Maurer Langegasse. Seit vielen Jahren ist sie zwischen Klause und Anton Krieger Gasse gesperrt und ein Wanderweg.
In Liesing änderte sich am Hauptplatz auch sehr viel. Rechts der Auffahrt zur Liesinger Brücke befand sich noch eine Eisenwarenhandlung und links gab es auch noch Geschäfte. Dann wurde die Brücke renoviert, die Geschäfte verschwanden und es entstand der Terrassenbau in dem sich heute die Bücherei befindet (früher eine Bank).
Links von der Dirmhirngasse entstand ein großer Wohnblock zwischen Schartlgasse und Breitenfurterstrasse in den dann die Konditorei Hirsch einzog. Die alte Konditorei und das Liesinger Kino mußten weichen, denn hier wurde das heutige Haus der Begegnung gebaut. Und auf der anderen Seite, am Brauereigelände zog man den mächtigen Brauereiturm hoch, der weithin sichtbar war. Lange Zeit gab es ganz oben ein Restaurant von dem man eine tolle Aussicht hatte.
Es geschah schon enorm viel im Bezirk. Langsam verschwanden die grünen Zonen zwischen den Bezirksorten und sogar bis zur Grenze nach Perchtoldsdorf wurde langsam alles verbaut.
So klein das Liesinger Industriegebiet im Bereich Brunnerstrasse - Perfektastrasse war, umso größer ist es heute. Aber so bekannte Gebäude wie der TIXO Turm und die SANDOZ sind heute schon wieder Geschichte.Dafür sind aber große und namhafte Unternehmen wieder angesiedelt worden.
Schön waren früher auch die alljährlichen Maiaufmärsche. Bei der Atzgersdorfer Apotheke trafen sich alle Bezirksgruppen, Sportvereine und Musikkapellen mit Fahnen und über die Breitenfurterstrasse ging es gemeinsam zum Liesinger Bahnhofsplatz wo dann die Schlusskundgebung stattfand. Besonders schön, wenn der Zug über der Liesinger Brücke einzog und die Kinder der Kindergärten mit ihren Wimpeln winkten. Diese Tradition endete leider nach der Ermordung von Stadtrat Heinz Nittel. Danach fuhr man nur mehr gemeinsam zum Ring und marschierte zum Rathaus.
Baulich hat sich in Liesing viel verändert. Da zog das große Brückenkonstrukt für die Tangente über Inzersdorf und die Atzgersdorferstrasse erhielt eine neue Trassenführung. Nicht mehr über den Bahnübergang in Richtung Atzgersdorfer Kirche, sondern unter der Südbahn zur Ziedlergasse und über die Hödlgasse zur Breitenfurterstrasse. Weiterer großer Umbau war die Kreuzung Gatteredstrasse/Endresstrasse und der alte Atzgersdorfer Bahnhof. Die Unterführung Endresstrasse wurde stark verbreitert, das gesamte Strassenniveau abgesenkt und der Bahnhof wechselte auf die andere Seite der Endresstrasse in Richtung Liesing.
Ganz gewaltig war die Baustelle des Wohnparks Alt Erlaa vor nunmehr 40 Jahren. Die ersten Türme der Aufzugsschächte machten schon Eindruck vor allem als sie noch ganz alleine standen. Heute ist der Wohnpark ein weithin sichtbares Wahrzeichen unseres Bezirkes.
Wichtig für unseren Bezirk war auch der Bau der U-Bahn welche als U6 bis Siebenhirten führt. Somit hat man eine tolle Anbindung bis in den Norden Wiens, den man jetzt mit einer halben Stunde Fahrzeit erreicht.
Im Übrigen ist der gesamte Öffibetrieb im Bezirk in den Jahrzehnten ordentlich gewachsen. Gute Verbindungen und angenehme Intervalle in alle anderen Bezirke zeichnen ein bequemes Weiterkommen aus.
Der Wohnbau insgesamt hatte in Liesing hohen Stellenwert. Neben Alt Erlaa kam der Fischbau in Liesing, Wiener Flur in Siebenhirten und etwas später in der Wiesen dazu. Letzterer wird zur Zeit groß erweitert. Jüngstes Projekt in Liesing das Riverside mit Wohnungen und großem Einkaufszentrum. Das Zentrum Liesing selbst erfuhr mit dem Umbau des Platzes und einem Temporärmarkt sowie Erholungsflächen ein neues Bild.
Natürlich kam die Jugend auch nicht zu kurz. Kindergärten wurden erweitert und neue kamen dazu. Schulen waren auch notwendig und wurden ebenso neu gebaut.
Besonders achtete man auch auf die Natur. Der Maurer Wald und das Gebiet um den Pappelteich wurden zum Biosphärenpark erklärt welcher von der UNESCO geschützt ist. Die Liesing wurde in den letzten Jahren im Raum Rodaun ebenfalls renaturiert.
Natürlich darf man auch den Weinbau nicht vergessen. Mauer war schon immer bekannt für seinen guten Tropfen und dieser wird von den zahlreichen Winzern bestens gepflegt. Und wenn man einen guten Schluck machen möchte, die Winzer in Mauer laden gerne ein. Zu beachten sind die grünen Buschen über den Toren denn diese zeigen das geöffnet ist. Außerdem liegt bei allen Winzern an der Schank ein Heurigenkalender auf der zeigt, wer wann wie lange geöffnet hat. "Prost".
Beim Schreiben dieser Zeilen fiel mir auf, daß ich eigentlich mit der ganzen Familie schon 55Jahre hier lebe.
Wünsche allen Lesern und mir noch viele Jahre in unserem schönen Bezirk.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
2 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.