Gesundheit
Raus aus dem Rollstuhl
Im Therapiezentrum für halbseitig Gelähmte (THZ) werden Neurologische Patienten umfassend betreut.
LIESING. Unsere Patienten kommen meistens nach Schlaganfällen zu uns, wenn sie das Spital und die akute Reha bereits hinter sich haben, denn dann geht’s erst so richtig los", erklärt Christine Fritz, Logopädin und Leiterin des THZ in der Breitenfurter Straße 401–413. Nicht nur Schlaganfälle sind Ursache für neurologische Behinderungen, sondern auch neurochirurgische Eingriffe, Schädel-Hirn-Traumen nach Unfällen oder Hirnblutungen. Ziel ist die Wiederherstellung der größtmöglichen Selbständigkeit im Alltag – daran arbeiten im THZ fünf Physio- und fünf Ergotherapeuten sowie drei Logopäden. "Dieses interdisziplinäre Setting gibt es in Ost-Österreich nur bei uns", merkt Günter Lenhart, Obmann des gemeinnützigen THZ, an.
Hirnblutung verändert das Leben
Gerald Eckmann war Verkäufer im Außendienst. "Stress war mein Alltag, irgendwann bekam ich Bluthochdruck – und vor drei Jahren eine Gehirnblutung", erzählt er. Er war allein zu Hause, weswegen er auch erst nach vielen Stunden gefunden wurde. "Aufgewacht bin ich erst im Spital und habe gemerkt, dass meine rechte Körperseite nicht mehr reagiert." Er war halbseitig gelähmt. Nach dem Spitalsaufenthalt kam er ein Jahr lang fünfmal pro Woche ins THZ und musste dort mühsam alles wieder lernen: essen, gehen und sprechen. "Das Schlimmste war für mich, dass mir die Therapeuten nie sagen konnten, ob und wann meine Körperfunktionen wieder besser werden, sondern nur, dass Fortschritte sehr wahrscheinlich sind", erzählt er von der schwersten Zeit seines Lebens.
Der Alltag wird trainiert
Balancieren, auf Leitern steigen, schreiben – die Therapeuten des THZ trainieren mit den Patienten alltägliche Herausforderungen. Aber auch die Angehörigen werden in die Intensivtherapie integriert: "Denn sie helfen unseren Patienten im Alltag. Jeder Fortschritt kommt auch ihnen zugute", erklärt Lenhart.
Intensivtherapien dauern üblicherweise ein Jahr, anschließend kommen die Patienten regelmäßig zu Auffrischungen. "Unsere Einheiten dauern immer ganze 60 Minuten, denn durch kognitive Defizite geht viel Zeit drauf", so Lenhart. Finanziert werden die Therapien von der Krankenkasse, dem Fonds Soziales Wien und über Spenden. Grundsätzlich gebe es österreichweit zu wenig Nachsorge für Menschen mit neurologischen Behinderungen. Die rund 12.000 Behandlungs-Einheiten, die jährlich im THZ geleistet werden, seien nur ein Tropfen auf dem heißen Stein: "Es könnte in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland zehn Zentren wie unseres geben", so Lenhart. "Intensive neurologische Therapien kosten natürlich Geld – aber noch viel mehr kostet es, wenn die Patienten keine Therapie bekommen und dann lebenslang auf Hilfe angewiesen sind", merkt der Obmann beim Verabschieden an. "Darum ist es immer unser Ziel, Menschen aus der Abhängigkeit zu befreien und ihnen zu einem selbständigen Leben zu verhelfen."
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