Von der Angst zum Theater: Premiere des Jungen Volkstheaters
Menschen von 10 bis 72 Jahren reden in "Die Summe der einzelne Teile" darüber, wie sich Wien für sie verändert hat.
MARGARETEN. Einzelne Gestalten lösen sich aus einer wild tanzenden Gruppe, von der man hinter einem mit Lamellen verkleideten Paravent nur Silhoutten erkennen kann. Sie tanzen sich ihren Weg nach vorne in die Bühnenmitte, die dröhnende Musik mit dem treibenden Beat wird ein bisschen leiser, damit man verstehen kann, was sie rufen: "Mein Wien ist am Meer!" "In meinem Wien wird nicht dauernd gefragt, wo die Menschen her sind!" "Mein Wien ist viel grüner!"
Probe im Volx/Margareten, auf der Bühne sind etwa 25 Menschen. Auffällig: Die meisten sind sehr jung, einige ziemlich jung und nur einige wenige schon reifer. "Theatrale Feldforschung" nennt das Volkstheater das Stück "Die Summe der einzelnen Teile", das am 12. April im Volx/Margareten Premiere hat. Was ein bisschen hochtrabend klingt, soll heißen: Die Darsteller, viele von ihnen Kinder und Jugendliche, haben das Stück selbst mitgeschrieben und ihre Erfahrungen sind in den Text mit eingeflossen. Das Regieteam Constance Cauers und Malte Andritter haben außerdem Zitate aus den Medien, sozialen Netzwerken und von der Straße einfließen lassen.
"Wir haben bei den Proben stundenlang diskutiert", erzählt Theo. Der 16-Jährige ist einer der wenigen, der schon Schauspielerfahrung hat, für viele andere ist es das erste Mal auf der Bühne. Zuerst haben sich die Gespräche um die Frage gedreht, wie sich die Stadt verändert hat. Was ist anders geworden in Wien in den letzten Jahren? Von da war die Brücke schnell geschlagen zum Angstdiskurs, der sich in den Medien festgesetzt hat. "Wir haben uns ausgetauscht, wovor wir Angst haben und ob wir nicht mehr Angst haben als früher", sagt Flora. Sie etwa hat zuletzt einen unbeaufsichtigten Kinderwagen gesehen und automatisch an eine Bombe gedacht - obwohl Kinder ja etwas Unschuldiges, Niedliches sein sollten.
Wien als roter Faden
Politik im Alltag, die behauptete Spaltung der Gesellschaft - das alles wird verhandelt. In den Erfahrungen geht es immer ganz konkret um Wien und die Stadt ist auch der rote Faden, der das Stück durchzieht. Orte werden im Stück bennant, "wenn sie jeder kennt, wie zum Beispiel den Praterstern" oder wenn sie wichtig sind für die Geschichte, wie jene Geschichte vom Rucksack in der S-Bahn-Station Krottenbachstraße, von der Tarik erzählt.
Geprobt wird seit November, im Februar haben sich die Protagonisten dann erstmals mit dem ebenfalls mitwirkenden Lautsprecher-Chors des Jungen Volkstheaters getroffen. Vom gemeinsamen Erarbeiten und gemeinsamen Proben haben sie profitiert: "Es geht immer um die gesamte Gruppe, nicht um den Einzelnen." Dass gemeinsam mehr geht ist auch eine Erkenntnis, die in das Stück mit eingeflossen ist: Weniger darüber jammern dass früher alles besser war und mehr zusammen in die Zukunft schauen würde der Stadt ganz gut tun, glauben die Darstellerinnen und Darsteller. Dann liegt Wien vielleicht auch bald am Meer.
Zur Sache:
Die Premiere von "Die Summe der einzelnen Teile" findet am Mittwoch, den 12. April im Volx/Margareten (5., Margaretenstraße 166) statt. Weitere Aufführungen folgen am 15. April und 17. April sowie am 11. und 23. Mai. Karten kosten 20 Euro, für alle unter 27 9 Euro und sind unter 01/52111400 oder hier.
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