FGM
Eine 3 Meter große Klitoris tanzte auf der Mariahilfer Straße
"Es grenzt an Folter", sagt Ines Kohl, Geschäftsführerin der Aktion Regen über die weltweit stattfindende Praxis der Weiblichen Genitalverstümmelung. Eine tanzende Klitoris auf Stelzen machte heute darauf aufmerksam.
WIEN/MARIAHILF. Wer heute Nachmittag, am 4. Mai, auf der Mariahilfer Straße unterwegs war, wurde womöglich Zeugin beziehungsweise Zeuge eines besonderen Schauspiels. Eine drei Meter hohe Klitoris spazierte am Erika-Weinzierl-Platz zu barocker Musik umher.
Hohe Dunkelziffern in Österreich
Nur wenige Schritte entfernt stand der Infostand von der NGO "Aktion Regen". Die in Mariahilf beheimatete ehrenamtliche Organisation nutzte den Weltweiten Tag der Genitalen Selbstbestimmung am 7. Mai, um auf die weltweit noch ausgeführte Praxis der Weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) aufmerksam zu machen. Und noch wichtiger: Auch in Österreich finden Genitalverstümmelungen an Mädchen und Frauen im Geheimen statt. "Wir wissen, dass Genitalverstümmelung vor allem in afrikanischen und asiatischen Ländern vorkommt. Durch Zuwanderung sind jedoch auch Mädchen in Österreich davon betroffen", erklärt Ines Kohl, Geschäftsführerin von Aktion Regen.
Was den Kampf gegen FGM erschwert, sind die hohen Dunkelziffern. "Es gibt leider keine ausreichende Forschung. Man spricht von 200 Millionen Mädchen weltweit, die davon betroffen sind. In Österreich reichen die Zahlen von sechs bis 800 Mädchen", führt Kohl fort. Sie fügt hinzu, dass es mehr Aufklärung beim medizinischen Personal braucht, ebenso wie bei der betroffenen Community in Wien wie in den Herkunftsländern selbst.
"Es grenzt an Folter"
Dies gehört zu den zentralen Aufgaben von "Aktion Regen". Die NGO bildet Menschen vor Ort in sexueller und reproduktiver Gesundheit und ihren Rechten aus. Diese sind dann in Communities, Schulen, Gemeindezentren und Gesundheitszentren aktiv. Bei der Veranstaltung waren namenhafte Aktivistinnen und Aktivisten im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung zugegen, etwa Angela Priester, die sich in die Stelzenperson "cLITzern" hineinbegibt und dann zu einem Lied der barocken Komponisten Barbara Strozzi tanzte.
Gleichzeitig wurde bei der Aktion daran erinnert, dass auch in Europa bis ins 19. Jahrhundert die Klitoris von Frauen von Ärzten zur Heilung von "Hysterie" verstümmelt wurde. "Die Klitoris ist ein Organ und Organe wie das Herz darf ich nicht beschneiden. Das ist Gewalt an Frauen, das ist Menschenrechtsverletzung und es grenzt an Folter", so Kohl.
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