Siebenjähriger Wiener
Abschiebung von Schüler nach Georgien gestoppt
Laut einem Bericht des "Standard" soll ein siebenjähriger Wiener Schüler mit seiner Mutter seit Freitag in Schubhaft sitzen. Beiden drohe am Sonntag die Abschiebung nach Georgien. Die geplante Abschiebung konnte nun gestoppt werden.
WIEN/MARIAHILF. Laut einem Bericht von "standard.at" soll am Freitag, 11. November, der siebenjährige Noe gemeinsam mit seiner Mutter gegen Vormittag von zwei Fremdenpolizisten in der Wiener Regionalstelle des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl (BFA) in Gewahrsam genommen worden sein. Grundlage soll ein Festnahmeauftrag wegen angeordneter Abschiebung sein.
Wie Freitagabend bekannt wurde, konnte die geplante Abschiebung gestoppt werden. Mittlerweile wurden Mutter und Sohn aus dem Familienanhaltezentrum in Simmering entlassen und befinden sich am Weg nach Hause. Wie Anwalt Wilfried Embacher auf Twitter mitteilte, werden die Bleiberechtsanträge nun weiter geprüft.
Am Sonntag drohte die Abschiebung
Der siebenjährige Noe G. lebt seit seinem ersten Lebensjahr mit seiner Mutter in Österreich und ist gut integriert. Er besucht die zweite Klasse (Klasse 2B) der Evangelischen Volksschule Gumpendorf am Lutherplatz in Mariahilf.
"Das wäre ein großer Verlust für die Schule, für Wien, für Österreich" – mit diesen Worten kommentiert Barbara Bauer derBezirksZeitung die mögliche Abschiebung eines ihrer Schüler. Sie ist Leiterin jener Privaten Evangelischen Volksschule im 6. Bezirk.
Clemens Klingan, Jurist und Geschäftsleiter bei SOS Kinderdorf Österreich, geht dabei mit den zuständigen Behörden hart ins Gericht. So kritisiert er über Twitter, dass die drohende Abschiebung von Noe und seiner Mutter im klaren Widerspruch zur europäischen Menschenrechtskonvention (Artikel 8 EMRK) und der UN-Kinderrechtskonvention stehe.
Auch SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch zeigte sich in einer Aussendung über die geplante Abschiebung entsetzt. "Ein gut integriertes siebenjähriges Kind abzuschieben und von seinen Freund*innen zu trennen, hat nichts mit einer funktionierenden, vernünftigen Asylpolitik zu tun – das ist das Gegenteil davon", so Deutsch. Er sieht Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) in der Pflicht, dieser müsse "sich sofort dazu äußern und diesen Fall prüfen".
Fall Tina sorgte für Aufregung
Die Familie des Kindes stammt aus Georgien, er und ihre Mutter sind schon lange in Österreich. Laut der Schulleiterin hat die Mutter jahrelang in Österreich studiert, ging dann kurz nach Georgien zurück. "Das Kind spricht perfekt Deutsch, kann kein Wort Georgisch. Er ist ein sehr guter Schüler. Das wäre in großer Verlust für unsere Schule, für Wien, für das ganze Land", so Bauer gegenüber der BezirksZeitung.
Die Geschichte von Noe weckt Erinnerungen an dem Abschiebe-Fall Tina. Ende Jänner 2021 wurde die damals zwölfjährige Schülerin des Gymnasiums Stubenbastei gemeinsam mit ihrer Schwester (5) und ihrer Mutter nach Georgien abgeschoben. Mittlerweile haben Gerichte entschieden, dass die Abschiebung Tinas rechtswidrig war – mehr dazu unten.
Mehr zum Fall Tina:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.