Erika-Weinzierl-Platz
So wenige weibliche Straßennamen gibts in Mariahilf

- Kürzlich wurde die Verkehrsfläche vor der Mariahilfer Kirche offiziell nach Erika Weinzierl benannt.
- Foto: Salme Taha Ali Mohamed
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Der Erika-Weinzierl-Platz ist ein langsamer Schritt in den Ausgleich zwischen weiblichen und männlichen Straßennamen in Mariahilf. Denn bei den Verkehrsflächen, die im Sechsten nach Personen benannt sind, dominieren vor allem die Männer.
WIEN/MARIAHILF. Von der Rahlstiege bis zum heutigen Schmalzhoftempelpark: In den vergangenen Monaten wurden verschiedene Orte im 6. Bezirk zur Benennung nach der Historikerin und Widerstandskämpferin Erika Weinzierl vorgeschlagen. Initiiert wurde die Benennung von den Grünen Mariahilf. Jahrelang brachten sie immer wieder Anträge dazu ein, bis sich 2022 eine passende namenlose Fläche vor der Mariahilfer Kirche fand.
"Erika Weinzierls kritischer Blick auf die Zeit des Nationalsozialismus war nicht der einer Nachgeborenen, sondern jener einer unbestechlichen und mutigen Zeitzeugin. Die unumstrittene Grande Dame der österreichischen Zeitgeschichte, unermüdliche Mahnerin und Kämpferin gegen Antisemitismus, hatte sich noch als Studentin dem Widerstand angeschlossen", erklärt Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ).
Im Schatten der Geschichte
Gleichzeitig habe die Benennung auch den positiven Effekt, die Anzahl der öffentlichen Verkehrsflächen mit Frauennamen zu erhöhen. Momentan erinnern nämlich nur 11,7 Prozent der Wiener Straßennamen an bedeutende Frauen aus der Geschichte.

- Die Umbenennung geht auf einen Antrag der Grünen Mariahilf zurück.
- Foto: Salme Taha Ali Mohamed
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In Mariahilf gibt es mehr als 100 offizielle Verkehrsflächen, von denen zirka 67 die Namen von berühmten Persönlichkeiten der Geschichte oder Fiktion tragen. Doch nur 14 davon erinnern an Frauen. Die Stadt Wien wisse von dieser Ungleichheit im öffentlichen Stadtbild, wie Kaup-Hasler schildert. "Realistischerweise wird es noch hunderte Jahre dauern, bis wir absolute Ausgeglichenheit haben. Wir machen das, indem wir bei allen Benennungen von neuen Stadtgebieten Frauen den Vorrang geben. Denn die Frauen standen über Jahrhunderte hinweg im Schatten der Geschichte und wir wollen sie ans Licht holen", so die Kulturstadträtin.
Frauen haben Vorrang
2022 brauchten 63 neue Verkehrsflächen neue Namen. Von denen wurden 35 nach Frauen und 20 nach Männern benannt. Beispiele sind etwa die Elisabeth-T.-Spira-Promenade im Dritten, die Christine-Lavant-Gasse oder der Lina-Loos-Platz im 22.Bezirk.
Für eine Straßenneu- oder -umbenennung ist immer ein offizieller Antrag jener Bezirksvertretung notwendig, in deren Gebiet sich die Verkehrsfläche befindet. Die Stadt Wien leitet dann ein Erhebungsverfahren, anschließend wird das Gutachten, inklusive Biografien und Flächenwidmungspläne, dem Unterauschuss für Verkehrsflächenbenennung zur Vorberatung vorgelegt.
Dabei müssen folgende Richtlinien eingehalten werden:
- Eine Benennung kann frühestens ein Jahr nach dem Ableben einer Person erfolgen
- Die Person muss sich "weit über das übliche Maß hinausgehende, objektivierbare Verdiente erworben haben"
- Nach der Person darf keine andere Verkehrsfläche in Wien bereits gewidmet sein
Umbenennung ist Ausnahme
Der endgültige Beschluss erfolgt dann durch den Gemeinderatsauschuss für Kultur und Wissenschaft, wenn historisch gesehen nichts gegen die Benennung spricht. Neubenennungen gestalten sich jedoch leichter als Umbenennungen von etablierten Flächen: "Wir müssen die Namen jedes Mal im Straßenplan verankern. Die Kosten, die wir aufwenden müssen, um hier ein Gleichgewicht herzustellen, sind in der Zeit der multiplen Krisen nicht gerechtfertigt", so Kaup-Hasler. Deswegen bilden Umbenennungen eher die Ausnahme - sie sind aus zwingenden Orientierungs- und historischen Gründen, aber nie aus Ehrengründen möglich.
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