Leonie Rachel: Instagram-Star aus der Mariahilfer Nachbarschaft
24.000 Menschen folgen "Leonie Rachel" auf Instagram. Die Mariahilfer Bloggerin ist im 6. Bezirk nicht nur aufgewachsen, sondern nach wie vor tief verwurzelt. Ein Kaffeetratsch im Bio Deli auf der Gumpendorfer Straße.
MARIAHILF. Meinungen bilden sich oft sehr schnell und sehr oberflächlich. Scrollt man durch ihr Instagram-Profil, fällt das Ersturteil nicht unbedingt gut aus: Narzisstin, modeaffin, oberflächliches Hipster-Gehabe. Eine, die heute gemeinhin als "Influencerin" bezeichnet wird, weil ihr rund 24.000 Menschen auf Instagram folgen. Leonie Rachel Soyel (28) erklärt ihnen die Welt.
Doch hinter der Social-Media-Fassade steckt sehr viel Selbstkritik und die Fähigkeit, die eigene Blase als das zu erkennen, was sie ist: keine unumschränkte Normalität. Ihre Social-Media-Welt sei eben nur eine von "vielen Welten". "Gerade die Blogger-Szene glaubt, gottgleich zu sein", sagt Soyel. "Aber natürlich sind wir auch Narzissten. Sonst würden wir das nicht tun – uns im Netz so präsentieren, wie wir das eben machen". Für die Wiener Hipster-Szene hat Soyel vor Kurzem einen neuen Beitrag mit dem treffenden Titel "Blick aus deiner Blase" verfasst. Lesenswert.
Doch nur weil man sich für Mode oder Beauty-Produkte interessiere, hieße das nicht, dass man nicht gesellschaftskritisch sein könne. "Hätte es damals Instagram gegeben, Karl Marx hätte wahrscheinlich auch Fotos gepostet", sagt Soyel.
Gedanken über Wichtiges und Banales
Die 28-Jährige sitzt in ihrem Lieblingscafé Bio Deli auf der Gumpendorfer Straße und blickt hinaus auf die Straßen des 6. Bezirks. Mariahilf erinnert sie an Berlin, wo sie einige Zeit gelebt hat. Der 6. Bezirk sei vielfältig, schön, charmant. Hier ist Soyel, mit zypriotisch-türkischen und französischen Wurzeln, auch aufgewachsen. Und genau hier macht sie sich gerne Gedanken über die Probleme aber auch die Banalitäten der Welt – was dabei rauskommt teilt sie der Welt mit. Heute kann Soyel davon leben. Die Mariahilferin bloggt auf www.leonierachel.com und spart nicht mit Content auf Instagram – dort hat ihre Stimme durchaus Gewicht, auch wenn bei Influencern unter 100.000 Followern der Zusatz "Mikro" gebräuchlich ist.
Kritik an Social-It-Girls
Eine häufige Kritik an Instagram-It-Girls wie Soyel ist, dass sie ihren Abonnenten eine künstliche Welt vorspielen. Dass sie junge Mädchen negativ mit Schönheitsidealen beeinflussen. Dass sie letztlich auch Produkte für Geld platzieren. "Früher hat man auch die Zeitschrift Vogue gekauft, um etwas anderes zu sein", sagt Soyel. Sie glaubt nicht, dass Jugendliche zu blöd seien, um zwischen den Welten unterscheiden zu können. Aber abgesehen davon würde sich die 28-jährige Bloggerin sehr wohl mit ihren mannigfaltigen Problemen öffentlich auseinandersetzen. "Wie jeder Mensch mache auch ich eine Entwicklung durch", sagt sie und ergänzt: "Auch in den Sozialen Medien."
Mehr Menschen gehen off-screen
Dass ihr virtueller Höhenflug nicht für immer dauern kann, dem ist sich Soyel bewusst. "Die Menschen sind jetzt schon mehr off-screen", sagt sie. Das erkläre auch den derzeitigen Hype um Podcasts. Viele würden einfach lieber zuhören. Was die Zukunft angeht, so sieht Soyel sicherlich Qualität vor Quantität – und liebäugelt mit einem Kinderbuch, das sie schreiben will.
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