Sommerspiele Perchtoldsdorf
Romeo und Julia in Perchtoldsdorf
Perchtoldsdorf – Seit mehreren Jahren sind die Sommerspiele Perchtoldsdorf dem Dichter William Shakespeare treu geblieben. Nach dem Erfolg vor zwei Jahren mit dem „Sommernachtstraum“, in dem es drei Liebespaare gibt – ein „junges“, ein „frisches“ und ein „altes“ – hat man heuer auf das klassische Paar mit Romeo und Julia gesetzt. Schon bei der Besetzung mit Valentin Postlmayr und Lena Kalisch hat man das Stück anschaulich und „normal“ in die Jetztzeit versetzt, ohne es zu modernisieren. Es ist ein normales Paar. Nicht überhöht zum Mannequin und zum Dressman. Sie stellen in sehr einfacher und schöner Form das Verliebtsein dar. Nicht gekünstelt, sondern natürlich wirkend. Auch erinnern sie an die vielen Konflikte von heute. Sie kommen aus zwei verfeindeten Familien und zwingen sie mit dem hohen Einsatz des Todes zur Friedensschließung. Die Zeit ihrer Liebe dauert nur kurz: von Sonntag bis Donnerstag. Aber in dieser kurzen Zeit kämpfen sie um ihr Recht der Liebe.
Sprachlich gehört Shakespeare zu den größten der Literaturgeschichte. In Perchtoldsdorf hat man für diese Aufführung das Stück neu übersetzt. Dabei bekommt die Aussage des amerikanischen (also Englischsprachigen) Erfolgsautors John Irving im Buch „Bis ich dich finde“ neue Bedeutung, wenn er meint, dass Shakespeare in deutscher Sprache besser wirke als in englischer. In der Perchtoldsdorfer Fassung wechselt der Sprachstil auch während des Stücks und passt sich der jeweiligen Situation an.
Shakespeare war ja ursprünglich Schauspieler und wechselte erst später in Metier des Autors und Stückeschreibers. Mit dieser Vorerfahrung wusste er aber auch, wie man sich schauspielerisch in Szene setzt. Dazu gehörten in der damaligen Zeit Wettkampfszenen. Eine Herausforderung an die Schauspieler, der man hier nachgekommen ist. Spannende Kampfszenen. Die Schauspieler wurden dem durch ihre Sportlichkeit gerecht. Als Zuschauer fieberte man mit.
Auf ein wirkliches Bühnenbild hat man bei der Inszenierung verzichtet. Die Sprache sollte im Vordergrund stehen.
Das Liebespaar hat übertrieben große, rot geschminkte Lippen. Der Zuschauer fragt sich „Warum?“. In der Stückbesprechung erklärte es die Dramaturgin: Das Rot der Münder stehe für
• Liebe,
• Blut (beide sterben) und
• Clowneskes (das Stück ist zwar ein Drama; hat aber auch lustige Szenen).
Es ist ein empfehlenswerter und eindrucksvoller Abend, an dem es wenig auszusetzen gibt. Allerdings sollte die Tontechnik Julia, vor allem bei emotionellen Aussagen entgegenkommen und deren Stimme hörbarer übermitteln.
Als regelmäßiger Besucher der Perchtoldsdorfer Sommerspiele fragt man sich nach jeder gelungenen Aufführung „Wie schaffen sie es, das Ergebnis der vorangegangenen Jahre zu toppen?“ Sie hatten es wieder.
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