Wiener Neudorf
Best Practice für gelungene Inklusion

Sachbearbeiter Daniel Wotzel feiert sein 20-jähriges Dienst-Jubiläum im Gemeindeamt Wiener Neudorf. Bgm. Herbert Janschka (r.), Leiterin des Bürgerservices Karin Hassan (l.) und Präsidentin der Lebenshilfe NÖ Friederike Pospischil (2.v.l.) gratulieren herzlich. | Foto: Heidi Gaganas
  • Sachbearbeiter Daniel Wotzel feiert sein 20-jähriges Dienst-Jubiläum im Gemeindeamt Wiener Neudorf. Bgm. Herbert Janschka (r.), Leiterin des Bürgerservices Karin Hassan (l.) und Präsidentin der Lebenshilfe NÖ Friederike Pospischil (2.v.l.) gratulieren herzlich.
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BEZIRK MÖDLING. Am 2. Jänner 2002 nutzte Daniel Wotzel die ihm gebotene Chance und trat einen Job im Rathaus der Marktgemeinde Wiener Neudorf an. Daniel - mehrfach geistig behindert - war damals knapp 20 Jahre alt und arbeitete bei der Lebenshilfe in Gumpoldskirchen, als ihm ein einmaliges Angebot gemacht wurde. Die Marktgemeinde Wiener Neudorf hat mit der Einstellung von Daniel Wotzel ebenfalls eine einmalige Chance genutzt und einen großen Gewinn gemacht. Daniel Wotzel feiert nun sein 20-jähriges Dienstjubiläum im Gemeindeamt - ein Best Practice Beispiel für Inklusion am Arbeitsplatz.

Daniel Wotzel wurde am 19. Februar 1981 in Wien geboren, seine Behinderung bestand von Geburt an. Als Sohn einer großen, liebevollen Familie in der Südstadt aufgewachsen, besuchte er dort die Volksschule und anschließend verschiedene Sonderschulen. Zu diesem Zeitpunkt konnte noch keiner von der späteren beruflichen Karriere Daniels ahnen, denn zumeist ist der Besuch einer Sonderschule die „Endstation“ im beruflichen Werdegang und es gibt kaum eine Chance auf einen Job: Der Stempel ist aufgedrückt, die Betroffenen sind auf Sozialhilfe und Fördergelder angewiesen und können selten ein normales, eigenständiges Leben führen. Vom gesellschaftlichen Leben sind sie zumeist ausgeschlossen und bleiben in geschützten Werkstätten unter sich. Auch Daniel führte der Weg zunächst in die Lebenshilfe-Werkstatt in Gumpoldskirchen, wo er durch sein genaues und fleißiges Arbeiten bereits positiv auffiel.

Gelungener Versuch

Zur selben Zeit befand sich Herbert Janschka in seiner ersten Amtszeit als Bürgermeister der Marktgemeinde Wiener Neudorf. Er war schon damals „der festen Überzeugung, dass behinderte Menschen über besondere Fähigkeiten verfügen, die, die meisten unter uns nicht besitzen.“ Er wollte daher den Versuch wagen, im Gemeindeamt eine geistig behinderte Person einzustellen - ähnlich dem historischen Berufsbild des „Gemeindediener oder -boten“. Eine genaue Vorstellung vom Arbeits- und Aufgabenbereich hatte er damals aber noch nicht. Friederike Pospischil, selbst Mutter eines behinderten Kindes, arbeitete zu diesem Zeitpunkt im Rathaus in Wiener Neudorf - unter anderem in der Kulturabteilung - wo sie von 1998 bis 2016 tätig war. „Wenn die Idee klappen sollte“, wusste Bürgermeister Herbert Janschka, „dann nur mit Fritzi Pospischil, ihrem Einfühlungsvermögen und ihrem persönlichen Erfahrungsschatz.“ Frau Pospischil nahm Kontakt zu Christian Perlinger von der Lebenshilfe in Gumpoldskirchen auf, der Daniel Wotzel für die angebotene Stelle empfahl.

Daniel machte seinen Weg

Daniel fing mit einem externen Assistenten beim Gemeindeamt an in der Kulturabteilung zu arbeiten. Die Assistenz war nach wenigen Wochen überflüssig - mit Fritzi Pospischil und Silvia Koch (beide Kulturabteilung) hatte er das Glück gleich zwei Mentorinnen zu haben, die sich mütterlich um ihn bemühten. Nach einer Einarbeitungszeit machte Daniel dann seinen Weg alleine. Seine Charaktereigenschaften und intellektuellen Begabungen, wie hohe Verlässlichkeit, hohe Genauigkeit, sein Arbeitseifer und sein gutes Gedächtnis sowie sein Fleiß wurden schnell erkannt und bald wurde er zum unverzichtbaren Mitarbeiter und Kollegen. Für neue Mitarbeiter wurde Daniel zur wichtigen Unterstützung, da sein langjähriges Wissen, seine Routine und seine Menschlichkeit so manchem in der ersten Zeit „über die Runden“ half.

2016 kam es durch interne und personelle Veränderungen zum Abteilungswechsel - seither arbeitet Daniel im Bürgerservice unter Abteilungsleiterin Karin Hassan - selbst seit 25 Jahren im Gemeindeamt tätig: „Daniel ist ein vollwertiges und vollintegriertes Mitglied für mich und für das Kollegium. Er ist Sachbearbeiter und arbeitet Vollzeit im Bürgerservice bei vollem Gehalt! Bei den Bürgerinnen und Bürgern ist er bekannt und beliebt und ist gern gesehener Gast auf allen Gemeindeveranstaltungen. Unter den Kolleginnen und Kollegen weiß inzwischen jede/er, dass Daniel nichts „Grünes“ isst und, dass seine Lieblingsspeise das Wiener Schnitzerl mit Pommes, aber ohne (!) Salat ist.“

Einer der entscheidendsten und „schönsten Momente der letzten 20 Jahre war die Aufnahme in der Gemeinde“, erinnert sich Daniel Wotzel selbst an den Wendepunkt in seinem Leben, an dem seine Zukunft und sein Lebensmittelpunkt nach Wiener Neudorf verlegt werden sollten. Eine seiner größten beruflichen Herausforderungen und Erfolge war die Teilnahme am Hochschullehrgang für kommunale Bildung, den er von 2008-2011 gemeinsam mit Kollegen erfolgreich absolvierte. Das Gemeindeamt und die -verwaltung kennt er inzwischen wie seine Westentasche, sein Aufgabenbereich im Gemeindeamt ist groß. Sämtliche Agenden zum Postein- und -ausgang, das sorgfältige und akribische Lesen der Tageszeitungen und die Erstellung des täglichen Pressespiegels sowie viele wichtige administrative Aufgaben und die Unterstützung beim Korrekturlesen der Gemeindezeitung sind nur einige Beispiele. Daniel hat sich zudem gute Kenntnisse im digitalen Bereich erworben und ist durch seine langjährige Tätigkeit mit dem MS Office Paket und dem Internet sehr gut vertraut.

Perfekter Job

„Für Daniel Wotzel wurde ein fast maßgeschneiderter Job für seine Fähigkeiten und Talente geschaffen“, erklärt Herbert Janschka, „keiner könnte die Aufgaben besser erfüllen, als Daniel - er bringt Stärken und Eigenschaften mit, die im Berufsleben höchst gefragt und bei der Personalsuche nicht leicht zu finden sind. Besonders seine Zuverlässigkeit und Genauigkeit beeindrucken mich immer wieder aufs Neue - er ist für uns unersetzlich. Wir können Christian Perlinger von der Lebenshilfe nur danken, dass er uns Daniel geschickt hat.“

Special Olympics-Teilnehmer

Daniel ist ein Paradebeispiel für gelungene soziale und berufliche Integration. Er verdient seit dem Tag seiner Einstellung sein eigenes Gehalt, hat sich eine eigene Wohnung geleistet, beschäftigt eine Haushaltshilfe und bewältigt seinen Alltag selbstständig. Er hat Ecken und Kanten, wie jeder andere. Sportlich ist er mit Tennis und Schifahren höchst aktiv im Behindertensportclub AKTIVITY und fährt regelmäßig zu Wettbewerben - darunter auch zu den Special Olympics im kommenden Juni in Österreich.

Fritzi Pospischil ist stolz auf ihren ehemaligen Schützling, „und dass er die, ihm gebotene Chance ergriffen hat und darauf, wie toll er sich entwickelt hat!“ Sie wünscht sich für die Zukunft der behinderten Mitglieder unserer Gesellschaft: „dass sie eine Mindestsicherung und ein normales Gehalt erhalten und, dass das Einstellen von Menschen mit Lernbehinderung generell nicht als „soziale Tat“, sondern als echten Gewinn verstanden wird!“

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