Schüler-Moot Court
Ein "Proberaum" für angehende Juristen
Der Mödlinger Jurist und Lehrer an der Vienna Business School Mödling, Daniel Baier, initiierte den Schüler-Moot Court am Wiener Handelsgericht. Teams aus fünf Bundesländern traten vor echten Richtern gegeneinander an, um den Auftritt bei Gericht zu proben.
BEZIRK MÖDLING. Gerichtsverfahren durchexerzieren und den Auftritt vor Gericht üben zu können – diese wichtige Übung für angehende Juristinnen und Juristen bietet der Moot Court, eine simulierte Gerichtsverhandlung unter realistischen Bedingungen. An juristischen Fakultäten sind sie schon etabliert, für Schülerinnen und Schüler gibt es dieses wertvolle Bildungsangebot seit Ende 2022. Nun ging der Moot Court unter der Schirmherrschaft von Justizministerin Alma Zadić zum zweiten Mal am Wiener Handelsgericht über die Bühne und soll weiterhin jährlich stattfinden.
„Damit haben wir den Moot Court als wertvolles Bildungselement der JusHAK etabliert. Wir wollen damit jungen Menschen die Möglichkeit geben, die Justizwelt früh kennenzulernen“,
freut sich Daniel Baier, Jurist und Lehrer an der JusHAK der Vienna Business School Mödling.
Die JusHAK ist ein auf Recht spezialisierter HAK-Zweig, der an der Vienna Business School Schönborngasse mitentwickelt wurde und derzeit an 11 Standorten in ganz Österreich angeboten wird. Ein Team aus Lehrkräften entwickelte und realisierte mit der Schulleitung der Vienna Business School Schönborngasse den Schüler-Moot Court als standortübergreifendes Projekt.
Wie bei echter Gerichtsverhandlung
Zehn Teams aus den vierten Jahrgängen der JusHAK in Eisenstadt, Innsbruck, Linz, Salzburg, und Wien nahmen an den Verhandlungen am Wiener Handelsgericht in der Marxergasse 1 teil. Es war wie „in echt“: mit Sicherheitskontrollen, im Gerichtssaal, mit echten Richterinnen und Richtern und einem Fall, wie er auch in der Realität am Handelsgericht verhandelt werden könnte. Im Vorfeld bekamen die Teams einen fiktiven, arbeitsrechtlichen Sachverhalt, zu dem eine Klage und eine Klagebeantwortung beim Arbeits- und Sozialgericht erhoben werden sollte. Jedes Team verfasste im Rahmen des Moot-Courts somit eine Klage und eine Klagebeantwortung und beleuchtete den Fall dadurch aus beiden Perspektiven. Jedes Team musste auch zwei Mal plädieren – einmal in der Rolle des Klägers, einmal in der Rolle des Beklagten. Die Beurteilung der Schriftsätze und Plädoyers erfolgte durch Richtersenate, bestehend aus Richterinnen und Richtern, weiters Anwältinnen und Anwälten. Den Vorsitz im Kampf um Platz eins führte die Präsidentin des Handelsgerichts Maria Wittmann-Tiwald, persönlich.
Einer der Richter, die während der Verhandlungen den Vorsitz führten, ist der renommierte Jurist Peter Martschini. Er gab wertvolle Tipps und Hinweise und zeigt sich beeindruckt von der akribischen Vorbereitung der Teams:
„Man konnte erleben, wie die Teams im Vorfeld nachdachten, was ihnen vor Gericht nützen würde. Da will man sagen: Hier wäre das Vorlegen eines neuen Dienstzeugnisses des Klägers gut – da hat einer es auch schon hervorgezaubert. Die Teams haben sich professionell vorbereitet, da war nicht viel Unterschied zum echten Gerichtsalltag“,
so Martschini.
Sieg für VBS Schönborngasse
Die Teams der Vienna Business School Schönborngasse wurden von den Wiener Rechtsanwaltskanzleien KWR Karasek Wietrzyk Rechtsanwälte und Dorda Rechtsanwälte gecoacht – mit Erfolg: Eines der Schulteams errang den begehrten ersten Platz! „Das ist natürlich eine tolle Belohnung“, freut sich Teammitglied Annabelle Benesch-Fries. „Aber allein die Erfahrung ist extrem wertvoll, und die haben wir alle gesammelt.“ Ihre Mitstreiter Laurenz Köckeis, Philipp Mandl und Fabian Retzlaff sehen es genauso: „Allein die Richter in Aktion zu sehen, welche Fragen sie stellen und wie sie auf vorgebrachte Argumente reagieren, ist immens wertvoll“, erklärt Laurenz Köckeis.
Die Direktorin der Vienna Business School Schönborngasse, Eveline Grubner, freut sich: „Es war wirklich beeindruckend, wie engagiert sich unsere Schülerinnen und Schüler der JusHAK in den Fall vertieften und sowohl in der Rolle des Beklagten als auch des Klägers vor Gericht so überzeugend agierten. Diese Erfahrung wird zweifellos ihre Fähigkeiten und ihr Verständnis für rechtliche Fragestellungen weiterentwickeln und lange in Erinnerung bleiben. Auf die Tatsache, dass die Gruppe aus der 4JKB JusHAK den Sieg errungen hat und für den besten Schriftsatz ausgezeichnet wurde, sind wir besonders stolz."
"Hohes Ausbildungsniveau"
Der „Vater der JusHAK“ und Lehrer an der Vienna Business School Schönborngasse, Peter Krauskopf, ist zufrieden, wie sich die Veranstaltung in der Praxis beweist: „Der Moot Court zeigt eindrucksvoll das hohe Niveau und die Praxisnähe der JusHAK-Ausbildung und es ist schön die Begeisterung bei Schüler/innen, Eltern und den vielen Kooperationspartnern zu sehen."
Die Vienna Business School wird vom Fonds der Wiener Kaufmannschaft betrieben. Der Vorstand Helmut Schramm hebt die Bedeutung des Moot Courts hervor: „Als Schule der Wirtschaft wollen wir unseren Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, bereits während ihrer Ausbildung zu erleben, was sie im Arbeitsleben erwartet. Events wie der Moot Court bieten wertvolle Erfahrungen, von denen sie in jedem Beruf profitieren werden.“
Die Präsidentin des Wiener Handelsgerichts, Maria Wittmann-Tiwald, übergab am Ende die Preise und bemerkte abschließend: „Es ist wirklich schön zu sehen, wie die jungen Leute hier auftreten“; freut sich Wittmann-Tiwald. „Die Veranstaltung macht richtig Spaß, und wir erfüllen damit auch einen Bildungsauftrag. Heute weht ein ganz besonderer Wind durchs Haus.“
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