Bezirk Mödling
Masken, Tests und Lockdown: Rückblick auf die Coronazeit

- Hygiene stand im Mittelpunkt: Rotkreuz-Bär Henry mit Maske.
- Foto: Dorfstätter
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Als die Welt stillstand: Vor fünf Jahren begann die Coronapandemie mit ersten Lockdowns in ganz Österreich.
BEZIRK MÖDLING. "Ende Februar wurde ich von der ungarischen Botschaft informiert, dass eine Reisegruppe aus Wuhan nach Österreich einreisen und in der Pyramide Vösendorf übernachten wird", erinnert sich Mödlings Bezirkshauptmann Philipp Enzinger an seinen ersten Berührungspunkt mit dem Thema Covid-19. Die Gruppe konnte damals aufgehalten und noch an der Grenze getestet werden, nach einer Quarantäne-Zeit in der Pyramide (alle waren negativ) ging es für die Reisenden weiter. Nicht mehr aufzuhalten war hingegen das Virus, das die Welt ab Mitte März fest im Griff hatte.
"Den ersten positiven Fall in Mödling hatten wir am 13. März 2020. Dann ging es Schlag auf Schlag: Am Samstag, 14. März haben wir die ersten Kollegen aus dem Wochenende in die BH geholt und einen Krisenstab mit zwölf Mitarbeitern gebildet, da ja zu diesem Zeitpunkt auch der erste Lockdown schon angekündigt war", berichtet Enziger. Ab da war man pausenlos am Arbeiten, wurde "praktisch rund um die Uhr Pionierarbeit geleistet", um den noch nie dagewesenen Arbeitsaufwand zu bewältigen: So wurden von der BH Mödling insgesamt 100.000 Absonderungsbescheide erlassen, im Bezirk wurden 380.000 Tests durchgeführt. 83.000 Erkrankungen wurden verzeichnet (letztlich verstarben 320 Bürger im Bezirk an Covid).

- Bezirkshauptmann Philipp Enzinger mit Gesichtsschutz.
- Foto: BH Mödling
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"Am Höhepunkt der Pandemie waren wir insgesamt 126 Mitarbeiter, die in zwei Teams abwechselnd auf der BH Dienst versehen haben. Mit einer einzigen Ausnahme haben diese Teams einander bis Ende 2020 nicht gesehen", erzählt Enzinger. Da man sich der Wichtigkeit der Aufgabe aber immer bewusst war, war auch die Motivation stets groß, so der Bezirkshauptmann: "Es ist beruhigend, dass auch eine solche Situation bewältigt werden kann. Dennoch hoffen wir natürlich, dass so etwas in dieser Dimension nicht mehr auf uns zukommt. Rückblickend betrachtet war es schon eine heftige Belastung."
Großer Zusammenhalt
Mitten im Zentrum des Geschehens war auch Michael Dorfstätter, damals Leiter der Rotkreuz-Bezirksstelle Mödling. So war anfangs die Unsicherheit groß, aber auch der Zusammenhalt: "Es gab keine Masken, keine Overalls, und ich weiß noch genau, als mich Peter Lichtenöcker, damals FF Kommandant, angerufen hat und von übrigen FFP-Masken aus der Zeit der Vogelgrippe erzählt hat. Da haben wir natürlich zugegriffen. Ein Mitarbeiter hat den Kontakt zu einer Baufirma hergestellt, die gerade das Lager aufgelassen hat wegen der Pensionierung des Chefs – es gab 100 Schutzoveralls, die wir geschenkt bekommen haben."

- Michael Dorfstätter mit Maske und Babyelefanten.
- Foto: Dorfstätter
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Das Rote Kreuz war auch zentral in Sachen Organisation der Coronatests: "Ich habe es noch vor mir, als wir die allerersten Testungen in der Sporthalle organisiert haben mit dem Zivilschutz – in Mödling hat es begonnen, und bald waren wir als Rotes Kreuz in sehr vielen Gemeinden erster Ansprechpartner dafür. Wir waren auch Auslieferer mit Schutzmaterial für alle Ärzte für die Ärztekammer, später auch für die Zahnärzte. Unsere alte Garage wurde mit unzähligen Paletten gefüllt, und die Kollegen, die im Dienst waren, füllten PKWs und sogar Kleinlaster für die Ärzte. Wir waren fast ein kleines Speditionslager", erinnert sich Dorfstätter.
Auch in seinem Brotberuf als Lehrer änderte sich für Dorfstätter von einem Tag auf den anderen alles: "In der Schule (damals noch im Frühjahr in der Mödlinger Europa-MS, ab Herbst 2020 in der MS Guntramsdorf) kam es zum Fernunterricht, Präsenzunterricht in Gruppen,
improvisierten Chats über Teams, WhatsApp-Telefonaten und Arbeitsblätter-Abholungen vor der Tür in Kisten für einzelne Klassen. Das Material wurde dann von uns Lehrern geholt, korrigiert und retourniert. Echt irre, was da alles arrangiert worden ist."
Immerhin seien einige der damals aufgekommenen Lösungen bis heute geblieben, wie Online-Konferenzen oder Homeoffice, auch stehe ganz allgemein Hygiene mehr im Fokus als vor der Pandemie.

- Das Virus kam in Wellen, Ende 2020 folgte der nächste Anstieg.
- Foto: BH Mödling
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Ausnahmezustand herrschte für "Dorfi", den viele auch als laufenden Rotkreuz-Botschafter kennen, auch bei seinem Hobby, den Marathonläufen: "Während der akuten Corona-Zeit blühten fast 2 Saisonen virtuelle Läufe (auch Marathons), die sogar über Lauf-Apps „nachkontrolliert“ und beurkundet werden konnten, wenn man sie irgendwo im Wald und auf der Wiese abgespult hat", erzählt Dorfstätter, der froh ist, dass spätestens seit 2022 Läufe wieder in gewohnter Form möglich sind: "Für mich selbst war das nix: Ich brauche die Menschen um mich und die anderen Athleten."
Keine Kunden mehr
Eine Herausforderung war Corona samt Lockdowns für die Wirtschaft, wobei manche Branchen mehr zu leiden hatten als andere. "Für die Reisebranche war es eine Katastrophe", erinnert sich Bernhard Stingl, Inhaber des Mödlinger Reisebüros Top Tours: "Viele Branchen hatten keine Kunden mehr, aber bei uns ist noch dazugekommen, dass wir die Buchungen des halben Jahres davor stornieren mussten, da die Kunden nicht mehr vereisen konnten. Es war eine lange Zeit der Ungewissheit, da keiner gewusst hat, wie es weitergeht".
Er selbst konnte immerhin das Beste daraus machen, bereiste, sobald es unproblematisch möglich war, die Malediven und entwickelte so eine Spezialisierung von der sein Geschäft noch heute profitiert.

- Anfang 2021 organisierten die Sozialpartner eine Teststraße: AK Kammerrat Patrick Slacik, AK Bezirksstellenleiterin Susanna Stangl, WK Obmann Martin Fürndraht, WK Bezirksstellenleiterin Andrea Lautermüller
- Foto: Archiv/AK Mödling
- hochgeladen von Rainer Hirss
Neue Fragen tauchten auf
"Von einer Minute auf die andere ging nichts mehr. Etwa plötzlich keine Termine mehr zu haben, hat sich total unwirklich angefühlt", erinnert sich AK-Bezirksstellenleiterin Susanna Stangl. Von einem Moment auf den anderen befanden sich sie und ihr Team im Homeoffice, die Arbeit ging ihnen aber nicht aus, ganz im Gegenteil: "Auch von daheim waren wir bis in die Abendstunden für die Dienstnehmer da. Fand eine Pressekonferenz statt, trafen auch schon unmittelbar darauf die Fragen ein. Wir wussten aber oft gar nicht, ob die Auskünfte, die wir erteilt haben, überhaupt bis zur nächsten Pressekonferenz halten würden. Die Leute waren teilweise aber auch einfach froh, mit jemandem reden zu können. Auch wenn wir dazusagen mussten, dass wir vielleicht nicht ganz genau wissen, ob alles so kommen würde."
Positiv in Erinnerung hat aber auch Stangl den Zusammenhalt in den ersten Momenten der Pandemie: "Auch viele Dienstgeber haben angerufen, um etwa in Sachen Kurzarbeit zu fragen, wie sie Dinge am besten für ihre Angestellten umsetzen können". Beschäftigt hat das Thema Corona die AK-Experten jedenfalls für lange Zeit, und noch heute erinnern die Plexiglasscheiben in der Geschäftsstelle an die Pandemie: "In den immer wiederkehrenden Grippewellen merkt man aber auch, dass das vielleicht nicht das schlechteste ist", so Stangl.
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