Nichts für „seichte Schenkelklopfer“

- Die Kabarett-Zwillinge
- hochgeladen von Vera Aichhorn
„Kabarett ist großartig, es ist genau das, was wir machen wollen“, sind sich die Zwillingsschwestern Birgit und Nicole Radeschnig über ihre Berufswahl sicher. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Mit welchen Vorurteilen sie als junge Mädels auf der Bühne zu kämpfen haben und warum sie Comedy bedenklich finden, erzählen sie im BZ-Gespräch.
BEZIRKSZEITUNG: Sie sind beide 26 Jahre jung und bereits erfolgreich als Kabarettistinnen auf der Bühne. Haben Sie oft mit Vorurteilen bezüglich Frauenkabarett oder wegen des Alters zu kämpfen?
Nicole Radeschnig: „Durchaus. Es ist oft schwierig, von Veranstaltern ernst genommen zu werden. Die denken eher, dass wir aufgrund unserer jugendlichen Erscheinung keine Ahnung haben und behandeln uns auch dementsprechend. Und in Bezug auf Frauenkabarett ist es so, dass das Klischee vorherrscht, Frauen würden sich nur auf Geschlechterthemen beschränken. Wir ernten positive Überraschungen, weil wir uns nicht auf die typischen Themen Männer/Frauen/Sex einlassen.“
BZ: Ihr Programm bezieht sich sehr stark auf Ihre Heimat Kärnten. Gehen Sie dabei auch auf politische Aspekte ein?
Nicole Radeschnig: „Nein, wir hatten nicht einmal ansatzweise die Idee, die politische Situation aufzugreifen. Interesse am Geschehen besteht natürlich, vermutlich sind wir aber von der Faschingszeit in Kärnten geschädigt, wo das Thema ohnehin so breit getreten wird.“
BZ: Kommt das Thema Kärnten auch beim Wiener Publikum an?
Nicole Radeschnig: „Absolut! Das Programm ist ja gesellschaftskritisch, sehr musikalisch und es werden viele Personen etabliert, mit deren Hilfe absurde Geschichten erzählt werden.“
Birgit Radeschnig: „Es gibt auch einige Brüche ins Ernste, denn es ist uns wichtig, dass Kabarett auch tiefgründig ist. Ich finde die Entwicklung in Richtung ‚Comedy‘ sehr bedenklich, wo es darum geht, einen Schenkelklopfer nach dem anderen zu produzieren. Bei so einer reichen Kabarettszene, wie wir sie in Österreich hatten und haben, ist dieser Trend schon sehr zu bedauern.“
BZ: Sie sind Zwillinge, arbeiten zusammen und verbringen durch die Auftritte auch viel Zeit miteinander. Kommt es da nicht einmal zu Streit darüber, wer nun die bessere Idee hat?
Nicole Radeschnig: „Zu Diskussionen kommt es am ehesten, wenn wir das Programm schreiben. Da muss man sich zuerst einmal selber von seiner Idee überzeugen und dann auch noch das äußerst kritische Gegenüber – und umgekehrt.“
BZ: Würden Sie sich abseits der Bühne auch als lustige Menschen beschreiben?
Nicole Radeschnig: „Das ist schwierig einzuschätzen, aber ich denke, wenn man mit jemandem auf derselben Wellenlänge ist, ergibt sich das von selbst.“
Birgit Radeschnig: „Da haben wohl eher die Menschen die Erwartung, dass ein Kabarettist auch privat immer lustig sein muss. Aber herrje, das wäre ja viel zu anstrengend.“
BZ: Gibt es Vorbilder?
Birgit Radeschnig: „Großartig finden wir Josef Hader, Gerhard Polt oder Helmut Qualtinger. Aber auch im Theater am Alsergrund findet man immer wieder Künstler, wie zum Beispiel Buchgraber und Brandl oder Michael Auernigg!“
Das Interview führte
Vera Aichhorn
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